Stoke-on-Trent hat eine Menge zu bieten. Einen Fußballklub, Stoke City, der immerhin die englische Legende Sir Stanley Matthews hervorgebracht hat. Dazu große Musiker wie den ehemaligen Guns N' Roses-Gitarristen Slash oder Popstar Robbie Williams.
Und Dartsspieler gibt es in Stoke-on-Trent wie Sand am Meer. Andy Hamilton zum Beispiel. Vor allem aber zwei Weltmeister. Den 15-fachen Champion Phil Taylor und den frisch gebackenen Champion Adrian Lewis.
Training mit Taylor für Lewis "zu frustrierend"
Klar, dass sich die beiden in so einer mittelgroßen Stadt irgendwann über den Weg laufen mussten. Taylor nahm den jungen Lewis unter seine Fittiche, trainierte ihn, förderte ihn, so wie es Darts-Legende Eric Bristow einst mit ihm gemacht hatte.
30 Stunden pro Woche trainierten Taylor und Lewis gemeinsam, bis sich ihre Wege Ende 2006 trennten. "Es war nicht gut für meine mentale Verfassung, weiter mit ihm zu trainieren", sagte Lewis einmal in einem Interview. "Es war einfach zu frustrierend, gegen ihn zu spielen."
Damit ist jetzt Schluss. Lewis ist seit dem Finalsieg bei der WM 2011 gegen Gary Anderson am Ziel seiner Träume. Er ist Champion, so wie es Taylor ihm 15 Mal vorgemacht hat. Und er hat einen 9-Darter bei der WM geworfen, ein Kunststück, das Taylor bislang nicht vergönnt war.
Ärger zwischen Taylor und Lewis bei TV-Duell
"Ich bin sehr, sehr stolz auf Adrian", sagte Taylor nach dem Finalsieg seines Ziehsohns. Sogar einen Kloß habe er im Hals gehabt, gab er zu. Beide verstehen sich immer noch gut, spielen gemeinsam ab und zu Billard. Nur trainieren tun sie nicht mehr miteinander.
Dazu ist die Konkurrenz mittlerweile einfach zu groß. Wie groß, wurde im Oktober dieses Jahres deutlich, als Lewis Taylor beim World Grand Prix zum ersten Mal im 15. Versuch vor laufenden TV-Kameras schlagen konnte.
Taylor dachte, Lewis habe ihn beleidigt, und lieferte sich mit ihm ein heftiges Wortgefecht auf der Bühne. Nach dem Spiel redete er kein Wort. Lewis dagegen brach nach dem Sieg, der sein Berufsleben veränderte, in Tränen aus. "Das war der größte Sieg meiner Karriere", sagte er damals. Seit Montag vielleicht der zweitgrößte.
Schlägerei beendet Torwart-Ambitionen
Dabei wollte Lewis eigentlich gar kein Darts-Profi werden. Er hatte zwar durch seine Mutter früh Kontakt zu Pfeilen und Wurfscheiben, aber eigentlich war sein Ziel Fußball-Torhüter. Das erledigte sich, nachdem er sich bei einer Schlägerei eine schwere Schnittverletzung an der Hand zugezogen hatte, die operiert werden musste.
Noch heute spielt er Fußball, um sich körperlich fit zu halten, wie er sagt - auch wenn man ihm ansieht, dass er offenbar beim Training mehr Wert auf geistige als auf körperliche Fitness legt.
Lewis' tragischer Tag im Casino
Ob es an seinen Körpermaßen lag, dass sein erster Spitzname in der Dartsszene "Lurch" war, ist nicht überliefert. Zum Glück wurde er die wenig charmante Analogie zum Charakter aus der "Addams Family" aber schnell los.
Seit 2005 heißt er "Jackpot", und zwar aus kuriosem Grund. Während eines Turniers in Las Vegas gewann Lewis an der Slot Machine rund 75.000 Euro, bekam das Geld vom Casino aber nicht ausbezahlt, weil er zu dem Zeitpunkt noch keine 21 Jahre alt war. Auch Versuche von Kollegen, das Geld in seinem Namen entgegen zu nehmen, scheiterten. Die Kohle war futsch.
Die hat er sich nun mit seinem WM-Titel aber locker zurückgeholt. 234.000 Pfund gab es für den Sieg im Alexandra Palace in London. Besonders schön für einen Mann wie Lewis, der offen zugibt, "wegen des Preisgeldes" Darts zu spielen.
Mag sein, aber ein kleines bisschen wird ihm sicher auch der Platz in der Ruhmeshalle gefallen, den er ab sofort einnehmen wird.