"Ich habe Michael Jordans Aura erlebt"

Von Interview: Christian Schneider
Malik Müller (l.) ist einer von zwölf deutschen Nationalspielern bei der U-17-Weltmeisterschaft
© DBB

LeBron James, Chris Paul, Dwight Howard - und Malik Müller. Vor 10.000 Zuschauern in New York glänzte der 16-Jährige und wurde von Michael Jordan geadelt. Jetzt plant er mit dem DBB bei der U-17-WM in Hamburg die Sensation. Mit SPOX redet der Guard von der SG Urspringschule über seinen erfüllten Traum, seine Ziele, sein Team und die Weltmeisterschaft.

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Malik Müller ist erst 16 Jahre alt und hat dennoch bereits das geschafft, wovon die meisten Basketballer ihr Leben lang nur träumen dürfen: Er wurde im April nach New York eingeladen und traf dort den besten Basketballer aller Zeiten, Michael Jordan.

Früher, so sagt er selbst, hat er sein Spiel mit dem von Charles Barkley verglichen: Robust, bullig und doch fähig dazu, im richtigen Moment zu explodieren und durch seine Schnelligkeit den Gegnern zu entwischen. Mittlerweile spielt er als Guard eine völlig andere Position als der frühere Weltklasse-Power-Forward, aber Maliks großes Ziel bleibt es, wie Barkley eines Tages in der NBA über das Parkett zu laufen.

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Aber Müller ist ein Realist, dem bewusst ist, dass er noch einen langen Weg vor sich hat und noch einige Dinge dazulernen muss: "Ich habe sechs bis sieben Jahre nur auf den großen Positionen gespielt, daher habe ich es beispielsweise noch nicht komplett verinnerlicht, wie sich ein Aufbauspieler zu verhalten hat."

Aufgrund seiner teils wilden Drives zum Korb und der oft dabei abhanden kommenden Übersicht nennen ihn seine Teamkollegen ironisch "das Auge". Und auch die Defense sei verbesserungswürdig, gesteht Müller. Exklusiv für SPOX redet der Junioren-Nationalspieler vor der Beginn der U-17-WM in Hamburg am Freitag über seine Begegnung mit Air Jordan, den Hype um seine Person und die Vorfreude auf das größte Turnier seiner Karriere.

SPOX: Malik, eine Weltmeisterschaft in Deutschland, noch dazu die erste U-17-WM der Geschichte. Wie groß ist die Vorfreude, aber auch die Nervosität so kurz vor dem Start?

Malik Müller: Alle wirken etwas angespannter als noch vor ein paar Wochen. Es wird nicht mehr ganz so viel ausgelassen gelacht. Ganz ist uns das Lachen aber auch noch nicht vergangen. Wir müssen alle fokussiert sein - und das sind wir zu 100 Prozent. Die Nervosität wird vielleicht erst kommen, wenn wir auf dem Parkett das erste Mal die Nationalhymne hören.

SPOX: Du stehst als einziger jüngerer Spieler aus dem Jahrgang 1994 im Kader der U 17. Hat es lange gedauert, bis Du dich ins Team eingefunden hast?

Müller: Ich bin kein Typ, der Probleme hat, in ein neues Team hineinzufinden. Außerdem kannte ich viele der Nationalspieler ja auch schon vorher, weil ich schon oft mit dem höheren Jahrgang gespielt und trainiert habe.

SPOX: Du wurdest im April nach New York in den Madison Square Garden zum "Jordan Brand Classic", ein Turnier von Michael Jordan für die besten Nachwuchsspieler der Welt, eingeladen. In der Vergangenheit glänzten bereits Superstars wie LeBron James, Chris Paul oder Dwight Howard bei dem Turnier, Du wurdest nun sogar zum MVP gewählt. Wie kam es zu der Einladung?

Müller: Wie sie auf mich gekommen sind, weiß ich auch nicht ganz genau. Ich wurde erst, wie 39 andere Spieler aus der ganzen Welt, nach Istanbul zu einem dreitägigen Lehrgang eingeladen. Da wurde richtig viel und hart trainiert und scheinbar habe ich mich ganz gut angestellt, weil ich einer von zehn Spielern war, die tatsächlich in die USA fliegen durften.

SPOX: Und wie hat es mit dem MVP-Award geklappt?

Müller: Bei so einem Event mit zusammengewürfelten Mannschaften versucht jeder, sich selbst möglichst gut aussehen zu lassen. Das hat offenbar funktioniert, der Award ist sicher mein größter persönlicher Erfolg. Es ist aber etwas anderes, wenn man mit einem Team geschlossen auf ein Ziel wie die U-17-WM hinarbeitet und eng mit den Mitspielern befreundet ist. Das ist viel schöner. Müsste ich wählen, würde ich natürlich den WM-Titel einpacken und die MVP-Trophäe zurückgeben.

SPOX: Du hast den Traum jedes Basketball-Fans gelebt und Michael Jordan persönlich getroffen. Wie war es mit His Airness?

Müller: Mir geht es nicht anders als vielen anderen Jugendlichen in den letzten 15 Jahren: Wegen Michael Jordan bin ich überhaupt erst zum Basketball gekommen. Uns wurde gesagt, dass wir hinter derTür, vor der wir standen, gleich Michael Jordan treffen werden und hatten uns dafür zehn Fragen überlegt. Doch als wir den Raum betreten haben und wir seine Aura erlebt haben, war alles wieder gelöscht und jede Frage weg. Aber die Fragen waren auch gar nicht nötig. Jordan hat von sich aus viele wichtige Dinge über Basketball erzählt und versucht, uns einige Werte zu vermitteln. Das tat er auf eine Weise, dass ihn jeder verstanden hat, egal, ob die Person nun gut oder schlecht Englisch spricht.

SPOX: Nach dem Jordan-Turnier haben sich mehrere Talentscouts und Agenten mit Deinem Berater unterhalten.

Müller: Die Scouts dürfen mich in meinem Alter ja noch nicht persönlich ansprechen, also haben sie ein bisschen mit meinem Berater geredet. Seit dem Spiel in New York bekomme ich auch öfter Post von Colleges, die mir ihre Unis schmackhaft machen wollen. Unterschrieben sind die Briefe dann oft mit "see you in Hamburg".

SPOX: Du hoffst also, dass Du dich bei der WM weiter für die internationale Bühne empfehlen kannst?

Müller: Ich habe schon gemerkt, dass nach dem "Jordan Brand Classic" ein Hype um mich entstanden ist. Gut möglich, dass der eine oder andere College-Vertreter und sogar NBA-Scouts in Hamburg auf der Tribüne sitzen werden. Ich möchte mich davon aber nicht ablenken lassen, sondern versuchen, das auszublenden und mich voll und ganz auf meine Arbeit auf dem Feld zu konzentrieren. Gewinnt mein Team, stehe ich automatisch auch besser da, so einfach ist das.

SPOX: Glaubst Du, dass Du durch das Jordan-Turnier reifer geworden bist und es bei der WM von Vorteil sein kann, schon vor 10.000 Menschen gespielt zu haben?

Müller: Ich spiele schon seit elf Jahren Basketball und habe schon sehr viele Spiele gemacht. Unter anderem hatte ich auch schon zwei Auftritte in der drittklassigen ProB. Ich habe immer dazu gelernt, bei jedem Spiel. Auch das "Jordan Brand Classic" hat mir natürlich geholfen, gerade wenn es darum geht, vor vielen Zuschauern die Nerven zu behalten. Enorm profitiert habe ich auch durch die kulturelle Vielfalt, die ich in den Tagen im Madison Square Garden erlebt habe. Von Amerikanern über Spanier bis hin zu Brasilianern waren zahlreiche Nationen mit Spielern vertreten und alle von ihnen haben einen anderen Stil. Wie beim Fußball sind die Brasilianer technisch extrem stark, machen Crossover-Trick nach Crossover-Trick und sind sehr verspielt. Insgesamt versuchen natürlich viele über die Athletik zu kommen. Ich versuche, mir von jedem Stil etwas abzuschauen, um mein Spiel unberechenbarer zu machen.

SPOX: Das deutsche Nationalteam hat eine sehr gute Vorbereitung gespielt und zuletzt den stark besetzten "ING-DiBa Junior Cup" gewonnen. Im Finale konntet Ihr euch sogar gegen den WM-Favoriten Serbien durchsetzen. Wie viel Selbstvertrauen gibt das?

Müller: Sehr viel Selbstvertrauen. Wir waren aber auch vorher schon davon überzeugt, dass wir im Cup eine gute Rolle spielen werden, weil uns auch schon die knappen Niederlagen mit sechs und zwei Punkten Unterschied gegen die Serben im Vorfeld des Vorbereitungsturniers gepusht haben. Vor einem Jahr haben wir gegen sie noch richtig hoch verloren und nun sind wir fast ebenbürtig. Natürlich denken wir jetzt nicht gleich, dass wir Weltmeister werden, aber es ist schön, mit den Besten der Welt mithalten zu können.

SPOX: Muss man manchmal aufpassen, dass die Mannschaft und man selbst nicht zu sehr abhebt und an einen Selbstläufer bei der WM glaubt?

Müller: Allen ist klar, dass das eine große Leistung war, aber wir überdrehen deshalb nicht. Auch weil wir wissen, wer uns bei dieser WM gegenüberstehen wird. Wir kennen beispielsweise die Spieler der USA und Videos von ihren Partien. Angst bekommen wir nicht, aber der Respekt ist natürlich da. Wir müssen beim Turnier die gleiche Leistung wie gegen Serbien bringen, wir dürfen uns jetzt nicht darauf ausruhen.

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