Heute um 20 Uhr startet Brose Bamberg in die Basketball Champions League. Alle Spiele werden live von DAZN übertragen.
SPOX: Mr. Rice, willkommen zurück in Deutschland. Hätten Sie gedacht, dass Sie noch einmal in der BBL auflaufen würden?
Tyrese Rice: Danke, es ist schön, wieder hier zu sein. Vorstellen konnte ich mir das immer, es war möglich und ist jetzt auch passiert.
SPOX: Es gab im vergangenen Jahr einen kleinen Machtwechsel in der BBL. Nach Jahren der Bamberger Dominanz sind nun die Bayern das Team, das es zu schlagen gilt. Wie kommt es, dass Sie nun in Bamberg untergekommen sind?
Rice: Ich finde hier eine gute Situation vor. Blickt man nur auf den Basketball, denke ich, dass die Entscheidung viel Sinn ergibt. Ich habe hier die Möglichkeit, noch einmal zu zeigen, dass ich es noch immer drauf habe und bin gleichzeitig Teil einer tollen Organisation. Bamberg hat jede Menge Tradition, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Bamberg hat sich in der EuroLeague einen guten Namen gemacht, auch wenn wir nun in der Basketball Champions League spielen. Ich denke, dass wir dort um den Titel mitspielen können und ich will dabei helfen, dass die Organisation das Rampenlicht bekommt, welches sie verdient.
SPOX: Vor Bamberg haben Sie auch für die Artland Dragons und die Bayern gespielt. Was ist es Ihrer Meinung nach, das die BBL ausmacht?
Rice: Die Stabilität ist natürlich immer ein wichtiger Faktor, vor allem für mich mit nun 31 Jahren. Ich lege viel Wert darauf, dass ich mich auf die Leute verlassen kann. Ich kann mich hier auf Basketball konzentrieren und muss mir um nichts anderes Sorgen machen. Hier habe ich ausschließlich gute Erfahrungen gemacht und hatte nie ein Problem. Es ist einfach eine perfekte Situation für mich.
SPOX: Sie haben inzwischen in Griechenland, Litauen, Israel, Spanien oder auch China gespielt. Was sind die Unterschiede zum deutschen Basketball und sehen Sie die BBL allgemein im europäischen Standing?
Rice: Die BBL ist auf jeden Fall viel besser geworden, seitdem ich damals in Quakenbrück unterschrieb. Klar, es herrschte ein ordentlicher Wettbewerb mit Bamberg, Oldenburg oder auch ALBA Berlin, die damals die Konstanten waren. Es gibt nun aber viel mehr Teams, die dir Spieltag für Spieltag alles abverlangen. Das merken natürlich auch die Spieler. Heute spielen in der BBL viel mehr Topspieler als noch vor fünf bis zehn Jahren.
SPOX: Sie sprechen den verschärften Wettbewerb in der Liga an. Was wollen Sie persönlich mit Brose Bamberg in dieser Saison erreichen?
Rice: Mir geht es nur ums Gewinnen. Wenn man gewinnt, läuft vieles leichter. Persönliche Auszeichnungen sind zwar nett, aber die brauche ich zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere nicht mehr. Ich würde niemals zu einem Team gehen, welches nicht in der Lage ist, um einen Titel zu spielen. Wir haben eine gute Gruppe, einen guten Coaching Staff und natürlich ein gutes Management. Das ist alles, was man braucht, um sowohl in der BBL als auch in der Basketball Champions League ganz oben mitzuspielen.
SPOX: Als Sie in die BBL kamen, zählten Sie zum Beispiel bei den Dragons zu den jüngeren Spielern. Nun in Bamberg sind Sie einer der wenigen Routiniers, der die Youngster anführen soll.
Rice: Ich bin damit bestens vertraut. Ich denke, dass ich schon damals meine Teams angeführt habe, alleine deswegen, weil ich der Point Guard bin und dieser traditionell viel Verantwortung schultern muss. Es hat sich also nicht viel verändert. Ich werde weiterhin viel mit meinen Mitspielern sprechen und versuchen, ein Vorbild zu sein. Ich hoffe einfach, dass sie mich so akzeptieren und dass ich auch ihnen folge. Dann kann hier etwas Großes entstehen.
SPOX: Dass Sie ein großartiger Anführer sein können, bewiesen Sie 2014, als Sie Maccabi Tel Aviv völlig überraschend als MVP zum EuroLeague-Titel führten. Wie ist Ihnen dieses Team und dieser großartige Erfolg in Erinnerung geblieben?
Rice: So etwas wie bei Maccabi hatte und habe ich nie wieder erlebt. Wir waren eine echte Einheit, ich habe mich damals wie auf der High School gefühlt, so nahe standen wir uns in diesem Jahr. Es hatte den Vibe, als würden wir uns seit der frühesten Kindheit kennen und miteinander aufwachsen. Bis heute stehe ich mit vielen dieser Jungs im Kontakt und wir haben noch immer eine WhatsApp-Gruppe mit der alten Truppe. Wir reißen täglich Witze und besuchen uns auch untereinander. Es ist eine Verbindung, die niemals zerstört werden wird.
SPOX: Dieses Team wurde damals von David Blatt gecoacht und neben Ihnen standen auch noch Jungs wie Ricky Hickman oder ein gewisser Joe Ingles, der nun in der NBA Superstars wie Paul George mit seiner Spielweise entnervt, im Kader. Hätten Sie damals gedacht, dass er eine solche Karriere hinlegen würde?
Rice: Joe arbeitete schon damals unfassbar hart und hatte großes Vertrauen in sich selbst. Alles was er brauchte, war jemand, der ihm eine Chance gibt. Utah war einfach die perfekte Situation für ihn, auch weil niemand außer Utah ihm die Möglichkeit geben wollte, sich zu beweisen. Natürlich hatte er auch ein wenig Glück mit diversen Verletzungen von Konkurrenten, aber Joe hat sich das voll und ganz verdient, wenn man sieht, wie hart er an sich selbst arbeitet - und das jeden Tag. Es ist unglaublich, welches Standing er nun hat, wie er aufgeblüht ist.