Cavendish top - Armstrong sorgt für Aufreger

Torsten Adams
07. Juli 200910:50
Lance Armstrong liegt in der Gesamtwertung nun auf Rang drei - einen Platz vor Alberto ContadorGetty
Werbung

Dramatik pur auf der dritten Etappe: Mark Cavendish vom Team Columbia holte sich seinen zweiten Tageserfolg. Doch für den eigentlichen Aufreger sorgte Lance Armstrong.

Nach einer Windkante befand sich der Amerikaner vom Team Astana in der ersten Gruppe des Feldes und ließ seine beiden Teamkollegen Haimar Zubeldia und Jaroslaw Popowitsch Führungsarbeit verrichten.

Das Außergewöhnliche daran: Alberto Contador, der eigentliche Kapitän des Teams, saß in der zweiten Gruppe und hatte keine Chance mehr, an die Gruppe um Armstrong heranzukommen. Satte 41 Sekunden betrug der Abstand Contadors im Ziel auf den Amerikaner, der nun den dritten Rang im Gesamtklassement belegt und mit einem Schlag zur Nummer eins im Astana-Team aufgestiegen ist.

Eine interessante Konstellation könnte nach der vierten Etappe entstehen. Sollte Astana beim Mannschaftszeitfahren siegen und dem Team Saxo Bank um den Mann in Gelb, Fabian Cancellara, mehr als 40 Sekunden abholen, dann könnte Lance Armstrong bereits am morgigen Dienstag das Maillot Jaune überstreifen.

Gelbes Trikot: So steht's in der Gesamtwertung

Cavendish: "Es ist mein Job, Etappen zu gewinnen"

Den Sieg auf dem 196,5 km langen Teilstück von Marseille nach La Grande-Motte holte sich wie am Vortag Cavendish, der im Schlussspurt einer 27-köpfigen Spitzengruppe triumphierte.

"Es ist mein Job, Etappen zu gewinnen", sagte Cavendish gewohnt cool und ergänzte: "In diesem Jahr will ich aber endlich mal in Paris ankommen. Natürlich wäre dann auch das Grüne Trikot ein großes Ziel für mich."

Grünes Trikot: So steht's in der Sprintwertung

Auch aus deutscher Sicht war die Etappe ein Erfolg. Mit Fabian Wegmann und Linus gerdemann vom Team Milram fuhren zwei Fahrer in die Top Ten.

Cavendishs deutscher Teamkollege Tony Martin gehörte der Fluchtgruppe, die sich 30 Kilometer vor dem Ziel abgesetzt hatte, ebenfalls an und ist mit 33 Sekunden Rückstand auf Cancellara nun Zweiter.

Columbia mit Windkantentaktik

Trotz aller Turbulenzen begann die Etappe entspannt. Erst nach einer 160 km langen Bummelfahrt überschlugen sich plötzlich die Ereignisse. Urplötzlich entstand zwischen dem Columbia-Zug und dem Peloton ein Loch.

"Ich habe nie eine Gruppe so plötzlich abreißen sehen wie heute. Wir waren eine Sekunde unaufmerksam und schon trat Columbia in die Pedale und war weg", schrieb Armstrongs Teamkollege Levi Leipheimer auf seiner Twitter-Seite.

Auch Columbia-Fahrer Michael Rogers konnte es nach dem Rennen gar nicht fassen: "In meinen ganzen zehn Jahren als Profi habe ich noch nie solch eine starke Teamleistung gesehen wie von uns heute. Das war grandios."

Armstrong: "Es ist einfach passiert"

Etwas weniger euphorisch sah Armstrong seinen Coup: "Ich hatte Popo (Jaroslaw Popowitsch; Anm. d. Red.) und Zubeldia in meiner Gruppe, aber keine anderen Favoriten im Gesamtklassement. Ich habe wertvolle Zeit gewonnen, die aber im Verlauf von drei Wochen eher unbedeutend ist."

Die Schlüsselszene der Etappe beschrieb der siebenfache Toursieger so: "Dass Contador zurückfällt, war nicht mein Ziel. Es war keine Attacke, es ist einfach passiert. Von mir war es gute Positionsarbeit, Erfahrung und Glück."

McQuaid: "Armstrong soll weiterfahren"

Unterdessen soll Armstrong nach dem Wunsch von Weltverbands-Präsident Pat McQuaid nach seinem Comeback noch eine weitere Saison im Sattel bleiben. "Ich würde es gerne sehen, wenn er auch 2010 fahren würde", sagte der Ire während der dritten Etappe.

McQuaid begründete seinen Standpunkt mit der großen Aufmerksamkeit für die von Doping-Spekulationen begleiteten Rückkehr des Rekordsiegers zur Tour: "Egal, was die Leute darüber denken, was er getan hat oder nicht, was nicht bewiesen ist - er bringt Medieninteresse. Vor dem Tour-Prolog in Monaco war eine Riesenschar Journalisten vor Ort. Das ist gut für die Tour de France und gut für den Radsport insgesamt."

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Fabian Cancellara (SAX)

Sprinter: Mark Cavendish (THR)

Bergwertung: Jussi Veikkanen (FDJ)

Bester Jungprofi: Tony Martin (THR)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen!

SPOX-TICKER: Das Zeitfahren im Re-Live:

18.05 Uhr: Tony Martin nun Zweiter in der Gesamtwertung, Lance Armstrong Dritter!

18.03 Uhr: Mit rund und 40 sek Rückstand kommt die Gruppe um Contador ins Ziel. Hushovd übrigens Zweiter!

18.02 Uhr: MARK CAVENDISH gewinnt die zweite Etappe!

18.02 Uhr: Cavendish in guter Position.

18.01 Uhr: Flamme rouge! Letzter km!

18.00 Uhr: Auch die zweite Gruppe reißt noch einmal auseinander. Die Gruppe um Armstrong ist nicht mehr zu kriegen.

17.58 Uhr: Noch 5 km. Abstand der Gruppe um Contador: 34 sek. Und vorne machen Zubeldia und Popowitsch weiter Dampf. Zettelt Armstrong hier eine Revolution an?

17.55 Uhr: Allerdings muss man auch sagen: Armstrong fährt nicht nur gegen Contador, sondern auch gegen alle anderen Mitfavoriten, die sich in der zweiten Gruppe befinden.

17.53 Uhr: Es sieht ganz danach aus, dass Armstrong das Sagen im Team Astana hat. Popowitsch unterstütze den Amerikaner schon zu Discovery-Channel-Zeiten. Doch dass der Spanier Zubeldia, ein Landsmann Contadors, auch mithilft, die zweite Gruppe abzuhängen, ist schon erstaunlich.

17.50 Uhr: Der Abstand der Armstrong-Gruppe zu den Verfolgern wächst: 30 Sekunden sind es nun. Noch 11 km.

17.47 Uhr: Popowitsch wurde von Armstrong nun an vorderste Front geschickt. Somit ist klar: Armstrong fährt auf eigene Faust und fällt somit dem eigentlichen Astana-Kapitän Contador in den Rücken.

17.45 Uhr: Popowitsch (AST) gibt das Kreisel-Zeichen an die anderen Fahrer der ersten Gruppe. Heißt: Alle sollen sich an der Führungsarbeit beteiligen.

17.44 Uhr: Dramatisches Finale,wer hätte das vor der Etappe gedacht. Heute können sich einige Favoriten wie die Schleck-Brüder (SAX), Kreuziger (LIQ), Evans (SIL) oder Contador (AST) schon ordentlich Rückstand einfangen.

17.42 Uhr: Vorne machen nun Skil-Shimano und Columbia die Pace. Armstrong geht nicht mit durch die Führung.

17.40 Uhr: Neben Cavendish ist Thor Hushovd (CTT) der einzige Topsprinter in der ersten Gruppe. Die beiden dürften den Etappensieg unter sich ausmachen, falls die zweite Gruppe nicht mehr herankommt. Aktueller Abstand: 23 Sekunden.

17.38 Uhr: Andreas Klöden (AST) in der Nachführarbeit der zweiten Gruppe, in der sich auch Levi Leipheimer (AST) befindet.

17.36 Uhr: In der abgehängten Gruppe ist auch Alberto Contador (AST). In der ersten Gruppe hat Armstrong noch Zubeldia als Teamkollegen an seiner Seite.

17.35 Uhr: 30 Sekunden der Abstand nun zwischen der Columbia-Gruppe und dem Hauptfeld.

17.33 Uhr: Die Ausreißer sind nun von der Gruppe um Armstrong, Cancellara und den Columbia-Fahrern eingeholt, die ca. 20-25 Fahrer groß ist.

17.31 Uhr: Lance Armstrong auch in der ersten Gruppe. Die Lücke zum Hauptfeld wird immer größer. Spannende Rennsituation, denn mehrere Favoriten für die Gesamtwertung sind abgehängt.

17.29 Uhr: Es setzt also ein, wovor sich alle gefürchtet haben: Windkante! Mit in der ersten Gruppe: Fabian Wegmann, Linus Gerdemann (beide MRM), das Gelbe Trikot Fabian Cancellara und jede Menge Columbia-Fahrer.

17.28 Uhr: Das Feld zerfällt nun in mehrere Gruppen. Ein Zeichen für starken Wind. Team Columbia an der Spitze des Pelotons riecht den Braten und tritt natürlich umso heftiger in die Pedalen, um mögliche Konkurrenten von Mark Cavendish abzuhängen.

17.26 Uhr: In der Ausreißergruppe ist wieder Samuel Dumoulin (COF) an der Spitze. Der Franzose verrichtet die meiste Arbeit an der Spitze der Führenden und will sich noch nicht aufgeben, obwohl bei 100 Sekunden Vorsprung wirklich nichts mehr dafür spricht, dass sie durchkommen.

17.20 Uhr: Das Fahrerfeld lässt es heute sehr gemächlich angehen. 37 km/h beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit in den ersten vier Rennstunden. Mit der vorausberechneten Zielankunft um 17.30 Uhr wird es heute also nichts.

17.12 Uhr: Kleine Statistik am Rande: Die Frankreich-Rundfahrt lockt die Fans weltweit vor die Bildschirme. In mehr als 90 Ländern werden Bilder der Großen Schleife gezeigt, in 60 davon sogar jeden Tag live. Zählt man alle Übertragungszeiten zusammen, kommt man auf 3200 Stunden. In diesem Jahr wird die Tour erstmals im TV von Fidschi, Tonga, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Laos gezeigt.

17.06 Uhr: Nach dem Sturz hat das Feld etwas an Tempo rausgenommen. Aktueller Rückstand auf das Spitzenquartett: 4:20 min, 45 km vor dem Ziel.

17.00 Uhr: Der Italiener hat den Anschluss an das Feld wieder herstellen können. Ist ja hart im Nehmen, der Eselzüchter vom Team Lampre.

16.58 Uhr:Bruseghin nun am Auto von Tourarzt Gerard Porte. GAnz schön blutig sein Knie.

16.54 Uhr: Sturz im Hauptfeld: Mit dabei Sandy Casar (FDJ), Marzio Bruseghin (LAM), Nicky Sörensen (SAX) und Yauheni Hutarovich (FDJ), der schon gestern den Asphalt küsste.

16.46 Uhr: Columbia macht Druck. Mit sieben Fahrer hat sich das Team nun auf die Verfolgung der Ausreißer begeben. An vorderster Front: Der Österreicher Bernhard Eisel.

16.32 Uhr: Es bahnt sich das gleiche Szenario wie bei der gestrigen Etappe an: Der Vorsprung der Ausreißer schmilzt zusehends. Hinten klinken sich Columbia und die anderen Sprinterteams in die Nachführarbeit ein und es wird zum Massensprint kommen.

16.24 Uhr: Nun passiert auch das Hauptfeld die letzte Sprintwertung. Sein Abstand zum Spitzenquartett: 6:18 min.

16.20 Uhr: Die Punkteverteilung beim letzten Zwischensprint bei km 118,5:

1. Perez Moreno (EUS) - 6 Punkte
2. Bouet (AGR) - 4 Punkte
3. Dumoulin (COF)- 2 Punkte

16.15 Uhr: Rüffel für Lance Armstrong: Der Amerikaner und sein Rennstall sorgen bei der Tour-Organisaton für Verstimmung: Astana kam wiederholt zu spät zur Einschreibung und wurde mit einer Geldstrafe von 65 Euro belegt. "Wie gewöhnlich war das Team zu spät. Das ist respektlos gegenüber dem Publikum, das Armstrong erneut nicht gesehen hat", sagte Renndirektor Jean-Francois Pescheux. 65 Euro also. Bei einem Jahresetat von mehreren Millionen Euro werden die Kasachen das Knöllchen verschmerzen können.

16.06 Uhr: Premiere bei der Tour 2009 - der erste Fahrer musste das Rennen verlassen. Jurgen van de Walle ist verletzungsbedingt als erster Fahrer ausgestiegen. Diagnose: Schlüsselbeinbruch und ein Loch in der Lunge. Gute Besserung!

16.00 Uhr: Essen fassen: Die Führenden kommen zur Verpflegungszone. Ihr Vorsprung auf das Hauptfeld ist mittlerweile auf 8:40 min geschrumpft. Also doch ein Massensprint in La Grande-Motte?

15.57 Uhr: Punkteverteilung am Col de la Vayede (Kat. 4, km 102):

1. de Kort (SKS) - 3 Punkte
2. Bouet (AGR) - 2 Punkte
3. Dumoulin (COF) - 1 Punkt

15.52 Uhr:Defekt bei Tony Martin. Schnell das Laufrad gewechselt und schon ist der Cottbuser wieder auf dem Sattel. Bernhard Eisel fährt Martin wieder ans Feld heran, damit der Youngster vom Team Columbia nicht zuviel Kraft verliert, denn der hat bei dieser Tour ja noch einiges vor.

15.48 Uhr: An der Spitze des Feldes macht erwartungsgemäß das Team Saxo Bank den Großteil der Nachführarbeit, denn sie wollen das Gelbe Trikot vonFabian Cancellara verteidigen. Nur hin und wieder sieht man einige Fahrer von Cofidis und Skil-Shimano zwischen den Saxos. Ihre Absicht: Das Tempo verschleppen, um ihren beiden Jungs in der Ausreißergruppe vielleicht doch zu einem Durchkommen zu verhelfen.

15.45 Uhr: Und noch eine kleine Statistik zu dem Columbia-Sprinter, bevor wir wieder zum aktuellen Renngeschehen kommen: Cavendish gewann 82 Prozent seiner bisher 17 Sprints in dieser Saison, darunter drei Etappen beim Giro d'Italia und zwei bei der Tour de Suisse - und eben das gestrige Sprintfinale. Hut ab!

15.42 Uhr: Apropos Cavendish: Trotz der Hitzeschlacht auf der gestrigen Etappe hatte der Sprintstar von der Isle of Man noch einen kessen Spruch parat: "Ein Engländer ist in dieser Hitze am denkbar schlechtesten Ort, aber das Grüne Trikot verdeckt ein wenig meinen roten Körper."

15.38 Uhr:Noch 103,5 km bis zum Ziel und das Peloton hat 10:53 min Rückstand. Nimmt man die Faustformel von einer Minute pro zehn Kilometer, die das Feld auf Ausreißer gutmachen kann, dann wird es eng für das Team Columbia, wenn sie Cavendish wieder einen Massensprint vorbereiten wollen.

15.35 Uhr: Die Punkteverteilung beim zweiten Zwischensprint bei km 90,5:

1. Dumoulin (COF) - 6 Punkte
2. Bouet (AGR) - 4 Punkte
3. Perez Moreno (EUS) - 2 Punkte

15.30 Uhr: Die vier Flüchtlinge im Überblick: Koen de Kort (SKS), Maxime Bouet (AGR), Samuel Dumoulin (COF), Ruben Perez Moreno (EUS).

15.25 Uhr: Ob es aber heute im Zielort La Grande-Motte tatsächlich zu einem Sprintfinale kommt, steht noch in den Sternen. Denn es gibt eine Ausreißergruppe, die einen satten Vorsprung von 12:20 min auf das Feld hat.

15.22 Uhr: Salut von der 3. Etappe der Tour de France. Heute steht die nächste Flachetappe an und auch heute werden alle Augen auf Mark Cavendish gerichtet sein, der gestern den ersten Massensprint mit Ansage für sich entschied.

Alle Etappenprofile der Tour de France 2009