Frenzel: Einkalkulierter Einbruch

SID
Eric Frenzel blieb bei der WM in Falun ohne Einzelmedaille
© getty

Krise? Welche Krise? Eric Frenzel will die Rückschläge einer bislang ein wenig unbefriedigenden WM standhaft weglächeln. "Ich bin einer, der mit solchen Situationen ganz gelassen umgeht", sagt der Kombinations-Olympiasieger nach Platz neun im letzten Einzel-Wettkampf von Falun.

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"Ich weiß, dass so etwas immer schnell kommen kann, aber auch wieder geht. Damit muss man leben."

Der überragende Kombinierer der Saison spielt in Schweden nur eine Nebenrolle. Sechs der letzten neun Weltcup-Rennen vor der WM hatte Frenzel gewonnen, der dritte Gesamtsieg ist ihm praktisch nicht mehr zu nehmen.

Anzeichen von Müdigkeit waren vor der Abreise nach Falun nicht spürbar, die unmittelbare Vorbereitung lief vor allem läuferisch nach Wunsch. Und dennoch: "Vielleicht bin ich nicht auf dem Niveau, wo ich hätte sein können", sagt Frenzel.

Sicher: Es ist nicht so, dass die Titelkämpfe in Schweden für den 26-Jährigen ein völliges Desaster wären. Zum historischen Triumph im Team-Wettbewerb, dem ersten seit Olympia 1988, trug das Energiewunder aus Sachsen einen fulminanten zweiten Lauf-Abschnitt bei.

Gefühlte Niederlagen

Im Kampf um die Einzel-Medaillen stand Frenzel in beiden Entscheidungen aber auf verlorenem Posten - ein vierter und ein neunter Rang sind für den Dominator schlechthin mehr als gefühlte Niederlagen.

"Mehr war bei diesen beiden Wettbewerben einfach nicht drin", sagte Frenzel, der beim Auftakt-Rennen noch mit dem tiefen Schnee haderte, nach der Großschanzen-Entscheidung aber unumwunden zugab: "Ich suche den Fehler heute eher bei mir." Und Bundestrainer Hermann Weinbuch rätselte: "Ich weiß nicht genau, was mit Eric ist. Bei ihm ist der Punch offenbar nicht mehr da."

Dabei kann Frenzels Tief nicht wirklich überraschen - lediglich der Zeitpunkt ist arg unglücklich. In der Planung der laufenden Saison wurden Rückschläge von Weinbuch ausdrücklich in Kauf genommen. Der Meistermacher denkt gern in langfristigen Zyklen.

Nach der stressigen Olympiasaison mit viel Trubel und vielen Verpflichtungen ließ er seinen Musterschüler das Training im Sommer ein wenig zurückfahren, das Gesamtsystem Frenzel sollte sich regenerieren - schließlich hat er noch einige Karriere-Jahre vor sich.

"Zu hart für meinen Körper"

"Wir wollten ihn nicht zu sehr stressen, dann wäre der Schuss vielleicht nach hinten los gegangen", sagte Weinbuch.

Dass Frenzel dann aber sogleich fast von Saisonstart an dominierte, überraschte sowohl Weinbuch ("Er war besser, als wir gedacht haben") wie auch seinen Schützling selbst: "Damit habe ich nicht gerechnet, zumal ich gesagt habe, dass die WM mein Höhepunkt ist und der Weltcup für mich jetzt erstmal nicht die Rolle spielen wird."

Da aber selbst im so akribischen System Weinbuch nicht alles plan- und vorhersehbar ist, gönnt sich Frenzels Physis nun eben zum ungünstigsten Zeitpunkt die in Kauf genommene Schwächephase.

"Es wird aufgrund der fehlenden Trainingskilometer derzeit zu hart für meinen Körper", sagt er: "Aber das lässt sich nun nicht ändern, die WM ist gerade jetzt."