"Drecksau würd' ich mich nicht nennen"

Simon Schempp ist einer der Favoriten bei der anstehenden WM
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Simon Schempp ist bei der Biathlon-WM in Kontiolahti (Do., 17.15 Uhr im LIVE-TICKER) einer der Favoriten. Im Interview mit SPOX spricht der 26-Jährige über Fußball, seine neue Kaltschnäuzigkeit, Druck, Doping, die Malediven und sein Vorbild Ole Einar Björndalen. Zudem erzählt Schempp von einer ganz besonders schlimmen Phase seiner Karriere.

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SPOX: Herr Schempp, als schwäbischer Fußball-Fan müssen Sie derzeit ganz schön leiden, oder?

Simon Schempp (lacht): Ich ahne, worauf Sie anspielen.

SPOX: Stichwort VfB Stuttgart.

Schempp: Ich hoffe wirklich sehr, dass der VfB den Klassenerhalt schafft. Bundesliga ohne Stuttgart - das wäre extrem bitter. Ich drücke die Daumen, sie müssen einfach noch die Kurve kriegen. Übrigens unterstütze ich nicht nur Stuttgart, ich bin auch Bayern-Fan.

SPOX: Um Himmels Willen. Wenn man das in Ihrer Heimat Uhingen hört...

Schempp (lacht): Man wird es mir verzeihen. Ich wohne ja mittlerweile seit einigen Jahren in Bayern, da hat sich das so entwickelt. Allerdings hat mein Fan-Sein auch Grenzen. Ich schlafe zum Beispiel nicht in Bettwäsche von einem Verein.

SPOX: Glücklicherweise läuft Ihre Saison bislang sehr viel erfolgreicher als die der Stuttgarter. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?

Schempp: Schon sehr positiv. Ich bin bislang konstant durch die Saison gekommen und habe mich in beiden Bereichen, also im Schießen und Laufen, stabilisiert. Die Ergebnisse waren ebenfalls sehr gut. Ich denke, ich kann zufrieden sein.

SPOX: Eine Zeitung schrieb: "Simon Schempp ist nun offiziell eine Drecksau." Ist diese Bissigkeit in den entscheidenden Momenten der größte Unterschied zur Vergangenheit?

Schempp (lacht): Also, eine Drecksau würde ich mich selbst nicht nennen, das ist das falsche Wort. Ich würde eher sagen, dass ich kaltschnäuziger geworden bin. Ich habe im Spitzenbereich, in der letzten Runde, viel dazugelernt. Diese Erfahrungen konnte ich in den vergangenen Monaten gut mit einbringen.

SPOX: Dann nennen wir es Kaltschnäuzigkeit. Kommt diese tatsächlich nur mit der Erfahrung oder kann man sich so etwas im mentalen Bereich in irgendeiner Form antrainieren?

Schempp: Angenommen man geht mit fünf Mann in die letzte Runde, man kämpft um die Plätze eins bis fünf, das letzte Schießen steht an. Da braucht man Erfahrung, gerade im Weltcup, wo das Niveau extrem hoch ist und alles eng beieinander liegt. Ohne diese Erfahrung schafft man es nicht, sich konstant in der Spitze zu etablieren. Das geht nicht von jetzt auf gleich, und antrainieren kann man sich das auch nicht einfach so.

SPOX: Nun steht die WM vor der Tür. Da die Saison so gut lief, steigt automatisch die Erwartungshaltung. Spüren Sie diesen Druck und wie geht man damit um?

Schempp: Die Öffentlichkeit erwartet eine Medaille, das spüre ich schon. Aber das belastet mich nicht, sondern spornt mich nur an. Schließlich wird nicht von jedem Athleten eine Medaille erwartet. Insofern ist es für mich auch eine Anerkennung. Ohne die Leistungen vorher wäre ich nicht in dieser Rolle.

SPOX: Und was erwarten Sie von sich selbst?

Schempp: Eine Einzelmedaille mit nach Hause zu bringen, das wäre super. Und dann mal schauen, vielleicht geht auch im Team was.

SPOX: Geht Ihr Ehrgeiz so weit, dass die WM für Sie persönlich in jedem Fall eine Enttäuschung wäre, wenn es nicht zu einer Einzelmedaille reichen sollte?

Schempp: Nicht zwingend. Wenn ich weiß, dass ich alles aus mir herausgeholt und keine großen Patzer am Schießstand gemacht habe, und am Ende sind trotzdem noch drei Athleten vor mir, dann wäre ich mit mir im Reinen.

SPOX: Welche Rolle spielt bei dieser WM die zurückliegende Erfahrung von den Olympischen Spielen in Sotschi? Kann die helfen?

Schempp: Prinzipiell schon. Wobei ich - obwohl Spiele oder Weltmeisterschaften schon absolute Highlights sind - die Herangehensweise nicht großartig ändere. Man läuft bei einer WM schließlich gegen die gleichen Leute wie im Weltcup. Aber im Unterschied zum Weltcup hat man natürlich im Hinterkopf, dass es um Medaillen geht. Diesen Druck sollte man nur möglichst nicht zu sehr an sich heranlassen.

Seite 1: Schempp über Fußball, Kaltschnäuzigkeit und Druck

Seite 2: Schempp über ein Tief, die Malediven und Björndalen

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