Offiziell wird dieser Tage mit vielfältigen Aktionen an jenen Sommer vor 40 Jahren erinnert, als München 1972 Ausrichter der Olympischen Spiele war. Natürlich an die Geiselnahme von israelischen Sportlern, die mit dem Tod von insgesamt 17 Menschen endete, aber auch an die Sportbegeisterung der Deutschen und die Gastfreundschaft.
Das große internationale Aufsehen im Umfeld von London 2012 ist aber zugleich Steilvorlage für alle Olympia-Befürworter, die sich nach der gescheiterten Kampagne der bayerischen Landeshauptstadt um die Winterspiele 2018 nicht geschlagen geben wollen.
"Wir freuen uns sehr über das wieder aufflammende Interesse an einer Olympia-Bewerbung in der Region", heißt es in einem Positionspapier des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) vorsichtig.
Nach dem Verzicht der USA, die eigentlich nach den gescheiterten Versuchen im Sommer mit New York (2012) und Chicago (2016) für den Winter 2022 antreten wollten und als klarer Favorit galten, wittern die Bayern ihre zweite Chance.
Sportminister Ludwig Spaenle (CDU) machte sich bereits für forcierte Bemühungen stark, auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) gilt als Befürworter, die einflussreichen deutschen Wintersportverbände wollen ohnehin lieber heute als morgen wieder in den Kampf um Heimrecht ziehen.
Positive Signale aus der Wirtschaft
Der DOSB aber setzt aufgrund der sich regelrecht auftürmenden Unwägbarkeiten auf den Zeitfaktor. Erst sollen alle wirklich wichtigen politischen Entscheidungen getroffen sein, ehe man sich aus der Reserve locken lassen will. Im Hintergrund aber wird bereits intensiv daran gearbeitet, die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine neue Bewerbung zu stemmen.
Das Bewerbungs-Debakel gegen Pyeongchang um 2018 kostete 33 Millionen Euro. Weil das Budget nicht komplett über Industrie-Giganten abgedeckt werden konnte, blieb ein Teil der Kosten am Steuerzahler hängen. Für 2022 werden aktuell positive Signale von potenziellen Geldgebern eingesammelt.
Da sich die Grünen bereits mehrfach gegen künftige Münchner Bewerbungen positioniert haben, könnte die politische Unterstützung maßgeblich ebenso von der im Herbst 2013 anstehenden Bundestagswahl beeinflusst werden, wie von den Landtagswahlen in Bayern im gleichen Zeitraum.
Zudem wird damit gerechnet, dass sich DOSB-Präsident Thomas Bach im September 2013 auf der IOC-Session in Buenos Aires um die Nachfolge von Jacques Rogge als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bewirbt. Wäre Bach erfolgreich, könnte das Münchens Chancen schmälern, weil zwei deutsche Wahlsiege in kurzer Abfolge (2015 wird der Olympia-Ausrichter 2022 gewählt) als wenig wahrscheinlich gelten.
St. Moritz und Barcelona Mitbewerber
Das DOSB-Positionspapier fasst die verzwickte Lage so zusammen: "Dazu (für eine erfolgreiche Münchner Bewerbung/Anm. d. Autoren) bedarf es einerseits wieder eines klaren politischen Willens der zuständigen politischen Institutionen und andererseits auch der mehrheitlichen Zustimmung der Bevölkerung.
Schließlich bräuchte es ein auskömmlich ausgestattetes Bewerbungsbudget. All dies lässt sich nach unserer Auffassung erst im kommenden Jahr zuverlässig einschätzen."
Nach dem brisanten politischen Herbst 2013 blieben München dann nur noch wenige Wochen bis zum Ende der Bewerbungsfrist, um sein Konzept zu präsentieren. Die Zeit sollte laut Bach reichen, "denn wir haben ja bereits ein gutes Konzept."
Im möglichen Kampf um die Winterspiele 2022 würde München auf den Schweizer Bewerber St. Moritz (setzte sich in der Vorausscheidung der Eidgenossen gemeinsam mit Partner Davos 8:4 gegen Genf durch) treffen. Auch Barcelona, Oslo und der ukrainische Außenseiter Lemberg bereiten Bewerbungen vor.
Alle Termine der Olympischen Spiele in London auf einen Blick