Das Bundesinnenministerium (BMI) hat zurückhaltend auf die Entscheidung des IOC über einen Start russischer Sportler bei den Sommerspielen in Rio reagiert. Die Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe (DOH), Ines Geipel, sieht die olympische Idee gar ad absurdum geführt und geht mit dem IOC-Präsidenten Thomas Bach knallhart ins Gericht.
"Im Sinne eines sauberen Sportes hätte sich die Bundesregierung eine deutlichere sportartenübergreifende Entscheidung des IOC vorstellen können", sagte eine Sprecherin des für Sport zuständigen Ministeriums auf SID-Anfrage.
Das IOC als Veranstalter der Olympischen Spiele habe "mit der Entscheidung, kein generelles Startverbot russischer Athleten bei den bevorstehenden Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zu verhängen, die Bedingungen für die Teilnahme russischer Athleten definiert. Das BMI nimmt die Entscheidung zur Kenntnis."
Am Sonntag hatte das IOC auf eine Sperre aller russischen Sportler bei den Spielen in Rio (5. bis 21. August) verzichtet. Athleten, die gegenüber ihren jeweiligen Weltverbänden den Nachweis erbringen können, nicht in das russische Staatsdopingsystem involviert gewesen zu sein, dürfen in Brasilien starten.
Geipel: "Eine diabolische Entscheidung"
Ines Geipel, Vorsitzende der DOH, schlägt noch härtere Töne an: "Die Entscheidung, Russland nicht von den Spielen in Rio de Janeiro auszuschließen, liegt leider auf der Linie des Internationalen Olympischen Komitees. Es war klar, dass es eine diabolische Entscheidung geben würde, aber diese ist natürlich die Katastrophe. Das ist ein trauriger, ernüchternder, entsetzlicher Tag für den olympischen Sport", sagte die 56-Jährige dem SID am Montag.
Besonders das Startverbot für die Whistleblowerin Julija Stepanowa hat Geipel schockiert. "Wenn die wichtigste Whistleblowerin ausgeschlossen wird, sagt das viel darüber, dass das IOC den Sport nicht liebt, sondern zu einem reinen Macht- und Geldkartell verkommen ist. Es ist in hohem Grade alarmierend, welchen Kotau IOC-Chef Thomas Bach vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hier macht", sagte sie.
Olympia werde durch die IOC-Entscheidung zum "Desaster, der Anti-Doping-Kampf wird zur Farce. Rio ist beschädigt, noch bevor es startet." Die frühere Sprinterin, selbst Opfer des Dopingsystems in der DDR, fordert eine neue Bewegung im Sport: "Bach will allen Athleten in die Augen schauen können. Stepanowa offensichtlich nicht, die ihr Leben für den Sport riskiert hat. Olympia gehört den Athleten. Diese Machtdealer sollen endlich verschwinden aus dem Sport. Das IOC hat sich selbst ins Aus gestellt."