NBA

Der ultimative Vergleich: Wer ist der bessere?

Von Interview: Philipp Dornhegge
Kobe Bryant weiß sich gegen jede Verteidigung durchzusetzen, auch die von LeBron James
© Getty

Am Wochenende steht das All-Star-Game 2009 an. In Phoenix kommen die besten Spieler der Welt zusammen, um das Publikum zu begeistern. Der sportliche Wettstreit tritt dabei in den Hintergund. Doch ein Duell wird die Massen auch beim Spiel Ost gegen West elektrisieren: Kobe Bryant gegen LeBron James, Black Mamba gegen The King.

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Sie sind die beiden besten Spieler der Welt, sie spielen für die Topteams der Liga, ein Finale zwischen den Cavaliers und den Lakers scheint möglich.

Wäre da nicht der Altersunterschied von sechs Jahren, man könnte sich erinnert fühlen an die packendsten Rivalitäten der Geschichte. Die Duelle zwischen Bill Russell und Wilt Chamberlain oder Magic Johnson und Larry Bird wecken bei jedem NBA-Romantiker unvergessliche Erinnerungen.

Wer aber ist heute der bessere? Kobe oder LeBron? SPOX hat nachgefragt bei Bill Musselman, Ex-Trainer der Golden State Warriors und der Sacramento Kings. Der 44-Jährige analysiert, welcher der beiden Superstars in den wichtigsten Kategorien die Nase vorn hat:

Offense

1. Shooting: Kobe Bryant ist der bessere Shooter der beiden, obwohl sich LeBron James auf diesem Gebiet dramatisch verbessert hat. Aber keine Frage: Bryant ist der konstantere Schütze. Zudem hat er in seiner Karriere viele wichtige Freiwürfe verwandelt, James hat diese Erfahrung noch nicht. Klarer Punkt für Bryant. 1:0.

2. Penetration: Beide haben einen großartigen Zug zum Korb, sind aber völlig verschieden. Das ist eine ausgeglichene Kategorie. James ist ein physischer Spieler, wie ein Fullback im Football. Bryant ist eher jemand, der die Lücken in einer Verteidigung sucht und findet, während James einfach durch dich durch rennt. 2:1.

3. Ballhandling: Bryant ist eher der klassische Ballhandler, weil er als Shooting Guard und zeitweise als Point Guard sehr lange den Ball hält. Insofern würde ich Bryant hier den Punkt geben. Aber wie beim Wurf gilt auch hier, dass James immer besser wird. 3:1.

4. Passspiel: Eine ausgeglichene Kategorie. Aber die Spieler unterscheiden sich insofern, als dass James kräftige und präzise Pässe wirft, während Bryant die Bälle mit etwas mehr Finesse spielt. Beide werden sehr oft gedoppelt und sind in der Lage, freie Mitspieler zu finden und anzuspielen. Und vor allem: Sie sind bereit, den Ball mit ihren Teamkollegen zu teilen. 4:2.

Defense

5. 1-gegen1-Defense: Da unterscheiden sich die beiden sehr stark: James kann jede Position zwischen Point Guard und Power Forward verteidigen, Bryant ist eher auf die Guard-Positionen festgelegt. James ist sicherlich vielseitiger, aber Bryant wurde schon mehrfach für das All-Defensive-Team der NBA nominiert, insofern hat er die Nase noch hauchdünn vorn. 5:2.

6. Rebounding: James ist der bessere Rebounder. Bryant sammelt viele Loose Balls und lange Rebounds, James kommt dagegen auch in Bedrängnis an den Ball, selbst wenn er gegen große und kräftige Spieler antritt. 5:3.

7. Help Defense: Da sind beide sehr gut, ausgeglichene Kategorie. James ist jemand, der von der Weak Side kommt und viele Würfe blockt, Bryant ist gut darin, Offensivfouls anzunehmen oder als Help-Defender ein Dribbling zu unterbrechen oder sogar einen Steal zu holen. 6:4.

Soft Skills

8. Basketball-IQ: Bryant ist zwar älter und erfahrener, aber trotzdem ist das eine ausgeglichene Kategorie, einfach weil beide Basketball-Genies sind. Beide sind natürlich athletische Ausnahmetalente, aber sie sind auch mental die stärksten Spieler der Liga. 7:5.

9. Leadership: Beide haben unglaubliche Qualitäten als Führungsspieler. Bryant erwartet von jedem seiner Mitspieler, dass sie jeden Abend alles aus sich heraus holen. Aber vielleicht hat James leicht die Nase vorn, weil er noch so jung ist, sein Team aber führt wie ein alter Hase. Das galt für Bryant in diesem Alter sicher noch nicht. 7:6.

10. Crunchtime-Qualitäten: Beide sind natürlich die zentralen Spieler in ihrem Team. Beide wissen genau, wie man in wichtigen Situationen an die Freiwurflinie kommt. Ich habe James noch vor kurzem bei den Warriors gesehen. Der hat einfach ein Gefühl dafür, was er in welcher Situation zu tun hat, speziell wenn es eng wird. Bryant hat sicherlich - aufgrund seiner Erfahrung - mehr Gelegenheiten gehabt, sich in Playoffspielen auszuzeichnen, sodass man sagen muss: Niemand kann das besser als er. Aber James wächst in diese Rolle mehr und mehr hinein. Eine beinahe ausgeglichene Kategorie. 8:6.

Fazit

Kobe Bryant gewinnt also den SPOX-Vergleich gegen LeBron James. Teilt Musselman denn eigentlich die Meinung der breiten Öffentlichkeit, dass diese beiden den Titel des MVP unter sich ausmachen?

"Ich glaube, da gibt es keinen Zweifel. Allenfalls Dwight Howard von den Orlando Magic kann da noch eingreifen", ist sich der Ex-NBA-Coach sicher.

Mit einem Vergleich, wie er hier angestellt wird, kann man natürlich nur versuchen, das Kräfteverhältnis zwischen zwei Spielern darzustellen. Die Diskussion abschließen kann man damit nicht.

Trotzdem kommt das Ergebnis auch dem Bauchgefühl unseres Experten sehr nah: "Wenn wir über den Stand von heute reden, glaube ich, dass - so nah James auch an Bryant herangerückt ist - der Superstar der Lakers die Nase noch vorn hat."

Eric Musselman trainierte von 2002 bis 2004 die Golden State Warriors und landete 2003 bei der Wahl zum Coach des Jahres auf Platz zwei. In der Saison 2006/2007 war Musselman (hier geht's zu seinem Blog) bei den Sacramento Kings angestellt. Zusätzlich hat der Sohn von Trainerlegende Bill Musselman als Assistenztrainer bei den Timberwolves, Magic, Hawks und Grizzlies gearbeitet. Aktuell ist der 44-Jährige als Fernsehexperte bei College-Spielen aktiv. Eine Rückkehr ins Trainergeschäft ist in naher Zukunft angedacht.

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