NFL

Porno statt Super Bowl

SID
Mit einem furiosen letzten Viertel machte Larry Fitzgerald die Cardinals-Fans und seinen Vater stolz
© Getty

Eine ganze Stadt ist während des Super Bowls im falschen Film, trotzdem stellen die Fernsehsender Rekorde auf. Ben Roethlisberger gewinnt, aber Kurt Warner wird ausgezeichnet. Und Präsident Obama hat hellseherische Fähigkeiten.

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Obwohl sich die Fernsehanstalten nicht viel von einem Match zwischen Pittsburgh und Arizona versprachen, sahen bis zu 95,4 Millionen Amerikaner den Super-Bowl-Sieg der Steelers im TV.

Dank der dramatischen Schlussphase erzielte das diesjährige NFL-Finale damit die zweithöchsten Einschaltquoten aller Zeiten. Nur im vergangenen Jahr waren noch mehr Zuschauer live dabei.

Porno-Panne in Arizona

Einige TV-Zuschauer erlebten allerdings eine Programmunterbrechung der besonderen Art. In Tucson im Bundesstaat Arizona sahen die Fans statt des Endspiels für rund 30 Sekunden einen Ausschnitt aus einem Pornofilm.

"Wir haben unser technisches System überprüft und alles schien zum Zeitpunkt des Vorfalls einwandfrei zu funktionieren", sagte eine Sprecherin des betroffenen Kabelanbieters und kündigte eine Untersuchung des "böswilligen Aktes" an. Zudem nahm die Staatsanwaltschaft in Phoenix Ermittlungen auf.

Zahlreiche Zuschauer hatten sich nach der Einspielung, die rund drei Minuten vor dem Spielende über die Bildschirme flimmerte, bei dem Kabelanbieter über die Porno-Panne beschwert.

Einschaltquoten: Super Bowl, Super Bowl und...: Der Super Bowl 2009 war nicht nur der zweiterfolgreichste Super Bowl, es war auch insgesamt die dritterfolgreichste TV-Show aller Zeiten in den USA. Besser schnitt, wie erwähnt, der letzte Super Bowl ab: 97,5 Millionen sahen das Aufeinandertreffen zwischen den New England Patriots und den New York Giants im vergangenen Jahr. Satte 106 Millionen waren beim einsamen Einschaltquoten-Spitzenreiter dabei. Und wer führt die Liste an? Die CBS-Serie MASH, deren Finale 1983 alle Rekorde brach.

Comeback schon abgeschrieben: Als Ben Roethlisberger den alles entscheidenden Touchdown-Pass zu seinem Receiver Santonio Holmes warf, war der Quarterback selbst davon überzeugt, dass er den Super Bowl vergeigt hat. "In dem Moment, als ich den Ball losließ, sah ich den Defensive Back heranrauschen und war mir sicher: Das wird eine Interception", gab Big Ben in der David Letterman Show zu. "Ich sah Santonio in der Ecke und warf, und direkt danach dachte ich: Du hast es versaut. Aber wissen Sie was: Das war wirklich ein Wahnsinnscatch." Ach nee...

Besondere Auszeichnung für Kurt Warner: Ben Roethlisberger gewann zwar den Super Bowl, Mann des Jahres ist trotzdem sein Gegenüber Kurt Warner. Kurz vor dem Kickoff zum größten Sportereignis der USA wurde der Quarterback der Arizona Cardinals als "NFL Walter Payton Man of the Year" ausgezeichnet. Der Award geht an den Spieler, der abseits des Feldes durch soziales Engagement positiv auffällt.

Warner hat mit seiner Frau Brenda mehrere Stiftungen ins Leben gerufen. "Ich bin dankbar, dass Gott mir so ein tolles Leben geschenkt hat, das es mir ermöglicht, anderen Menschen zu helfen", gab sich der 37-Jährige bescheiden. "Aufgrund der Idee, für die dieser Award steht, ist der Walter Payton Man of the Year eine ganz besondere Auszeichnung für mich." Wir gratulieren!

Obama behält Recht: Noch vor dem Spiel hatte US-Präsident Barack Obama seine Vorhersage für das Endspiel abgegeben: Der bekennende Steelers-Fan ging davon aus, dass sein Team erst in der Schlussphase den Sieg klarmachen würde. Der Präsident als Prophet!

Nach dem Match rief Obama bei Mike Tomlin an, der Steelers-Coach verstand bei ohrenbetäubendem Lärm im Stadion allerdings kein Wort: "Ich glaube, er hat mir gratuliert, deshalb habe ich einfach 'danke' gesagt." Übrigens besitzt Obama sogar ein Terrible-Towel, das Markenzeichen der Steelers-Fans. Vor dem NFL-Finale sagte er: "Na klar habe ich eins. Aber das kommt hier nicht zum Einsatz. Schließlich sind auch einige Abgeordnete aus Arizona da, deren Stimmen ich vielleicht noch brauchen werde."

Ein Blick auf die Statistik: Nichts gegen die Leistung der Pittsburgh Steelers, aber ein Stück weit haben sich die Cardinals auch selbst geschlagen. Elf Penalties musste der unterlegene Finalist hinnehmen, die meisten davon durch Holding-Strafen in der Offensive. Damit verloren die Cardinals satte 106 Yards. Elf Penalties in einem Super Bowl hatten zuvor erst zwei Teams in der NFL-Geschichte überboten: Die Dallas Cowboys 1978 und die Carolina Panthers 2004 kassierten je zwölf Strafen.

Cardinals-Fans stolz auf ihr Team: Trotz der bitteren Niederlage gegen die Steelers konnten die Cardinals erhobenen Hauptes nach Arizona zurückkehren. Schießlich war das Team dicht dran, im ersten Super Bowl der Klubgeschichte gleich den ersten Titel einzufahren. 4000 Anhänger waren dermaßen angetan von der Leistung ihres Teams, dass sie die Cardinals am Flughafen von Phoenix mit Plakaten und Sprechchören in Empfang nahmen. "Super-Bowl-Champion der Herzen" und "Danke für die wilde Fahrt" war da zu lesen. Larry Fitzgerald war so gerührt von der Unterstützung, dass er prompt den nächsten Coup versprach: "2010 sind wir wieder dabei!"

Moderate Polizeibilanz: Relativ harmlos liest sich die Liste der aufgedeckten Vergehen am Rande des Super Bowls: Neun Leute verkauften gefälschte Tickets, eine Person bot gefälschte Fanartikel feil, weitere zwei hatten unechte Akkreditierungen im Angebot. Ein Fahrer rammte unter Alkoholeinfluss ein Polizeipferd inklusive Reiter. Zum Glück blieben alle Beteiligten unverletzt. Insgesamt gab es 26 Verhaftungen, 18 Zuschauer wurden des Stadions verwiesen.

Fitzgerald Senior nah am Wasser gebaut: Wie es der Zufall will, ist Larry Fitzgeralds Vater Sportjournalist und berichtet für den "Minnesota Sportsman-Recorder" regelmäßig über die NFL. Dabei gilt Larry Senior zuweilen als einer der größten Kritiker des Cardinals-Wide-Receivers. Am Super-Bowl-Wochenende jedoch warf er all seine Objektivität über Bord und genoss das Mega-Event aus der Sicht eines Vaters.

Fitzgerald war begeistert, dass sein Sohn trotz schwacher erster Hälfte ruhig blieb und das Match mit zwei Touchdowns um ein Haar noch gewonnen hätte: "Für mich als Journalist war es ein tolles Spiel, als Vater habe ich einen meiner stolzesten Momente erlebt."

Der wurde allerdings noch getoppt. Präsident Obama sprach über die Arizona Cardinals und bezeichnete Larry Junior als "tollen jungen Mann": "Da war ich völlig sprachlos. Wenn sie diesen Text lesen und einige Tränen bemerken: Die kommen von mir, und ich bin stolz darauf."

Pittsburgh Steelers - Arizona Cardinals: Die Analyse des Super Bowl XLIII