Die Cleveland Cavaliers haben ihren neuen Franchise-Player. Sie haben ihren neuen Franchise-Point-Guard. Die Cavs entschieden sich mit dem 1st Pick erwartungsgemäß für Kyrie Irving. Der 19-Jährige erzielte in der letzten Saison im Schnitt 17,5 Punkte für Duke, machte aber wegen einer Zehenverletzung nur elf Spiele. Dennoch war sein Nummer-1-Status praktisch immer klar.
Irving ist nach Derrick Rose (2008) und John Wall (2010) der dritte Point Guard in den letzten vier Jahren, der als Nummer-1-Pick ausgewählt wurde. "Ich freue mich, nach Cleveland zu kommen. Es ist eine tolle Sportstadt. Ich kann es kaum abwarten, für diese Fans zu spielen", sagte Irving.
Nachdem die Cavs mit ihrem ersten Nummer-1-Pick seit LeBron James im Jahr 2003 Irving gezogen hatten, wählten sie wenig später mit dem 4. Pick im Draft noch Forward Tristan Thompson (Texas). Thompson verbuchte in seinem einzigen Jahr für die Longhorns im Schnitt 13,1 Punkte und 7,6 Rebounds.
T-Wolves picken Williams
Es war das erste Mal seit 1983 (Houston Rockets), dass ein Team zwei Top-4-Picks im Draft zur Verfügung hatte. Die Minnesota Timberwolves, die lange versucht hatten, ihren Nummer-2-Pick zu traden, um einen erfahrenen Center oder Shooting Guard zu ergattern, bekamen kein Angebot, das sie überzeugte.
Also behielten die T-Wolves den Pick und schnappten sich - auch wie erwartet - mit Derrick Williams (Arizona) einen explosiven Forward. Williams soll in der kommenden Saison gemeinsam mit Spielmacher Ricky Rubio für neue Begeisterung in Minnesota sorgen. "Derrick Williams wird nicht getradet, er wird in der nächsten Saison in einem T-Wolves-Trikot zu sehen sein", sagte General Manager David Kahn.
Insgesamt wird die Draft-Klasse 2011 als vergleichsweise schwach angesehen, auch weil sich einige Toptalente wie Jared Sullinger und Harrison Barnes entschieden, aufgrund der unsicheren CBA-Situation noch nicht dabei zu sein. Im Moment sieht es nach wie vor so aus, als ob die NBA auf einen Lockout zusteuert. Wann die neue Saison beginnen wird, ist völlig unklar.
3 von 6 aus Europa
So wurde es im Schatten von Irving und Williams zu einem Draft, der vor allem für seine Internationalität in Erinnerung bleiben wird. Selbst Irving hat internationalen Bezug, da er in Melbourne geboren wurde und angekündigt hat, eventuell für Australien spielen zu wollen.
Wie international der Draft war? 3 der ersten 6 Spieler kamen aus Europa - und zum ersten Mal in der Geschichte wurden in der Lottery (1-14) 4 internationale Spieler ausgewählt. Den Anfang machten die Utah Jazz an Position drei, als sie den türkischen Big Man Enes Kanter pickten.
Der Litauer Jonas Valanciunas ging an Nummer fünf zu den Toronto Raptors, der Tscheche Jan Vesely an Position sechs zu den Washington Wizards. Und an Position sieben entschieden sich die Sacramento Kings für Bismack Biyombo aus dem Kongo. Ein Pick, den sie später nach Charlotte tradeten.
Fredette nach Sacramento getradet
Erst als Detroit an Position acht Point Guard Brandon Knight (Kentucky) nahm, hörten die Fans im Prudential Center in Newark, New Jersey mal wieder einen Namen, den sie auch gut kannten. Danach folgten Kemba Walker (Charlotte) und NCAA Scoring Champion Jimmer Fredette (Milwaukee).
Fredette war vor dem Draft eine der großen Storys. Die Knicks und Jazz waren für den gebürtigen New Yorker, der in seinem letzten Jahr für die Brigham Young Cougars 28,9 Punkte im Schnitt erzielte, seine Wunschoptionen, aber beide bekamen ihn nicht. Die Knicks schafften es nicht, nach oben zu traden, um eine Chance auf Fredette zu haben. Und Utah hatte Pech.
Die Jazz nahmen an Position drei auch deshalb Kanter und nicht Knight, weil sie hofften, mit ihrem zweiten Lottery-Pick an Position 12 Fredette holen zu können und so in Utah für riesigen Jubel zu sorgen. Es sollte aber nicht sein. Die Bucks nahmen Fredette an 10. Stelle - tradeten ihn aber sofort zu den Sacramento Kings weiter.
Spurs traden Hill
In einem irren 3-Team-8-Spieler-Trade bekommen die Kings von den Bucks neben den Rechten an Fredette auch noch Guard John Salmons. Milwaukee wiederum bekommt von Charlotte Stephen Jackson und Shaun Livingston, von Sacramento Beno Udrih - und noch die Rechte an Tobias Harris (Nummer-19-Pick der Bobcats).
Charlotte erhält im Deal die Rechte an Biyombo und bekommt aus Milwaukee noch Forward Corey Maggette. Und dieser Mega-Trade war nicht das einzige Geschäft, das abgeschlossen wurde. So tradeten die San Antonio Spurs George Hill zu den Indiana Pacers und erhielten im Gegenzug die Rechte an Forward Kawhi Leonard (San Diego State), den die Pacers mit dem 15. Pick geholt hatten.
Außerdem bekamen die Spurs den 42. Pick (Davis Bertans) und die Rechte an Erazem Lorbek, der 2005 schon gedraftet wurde. In einem weiteren Trade sicherten sich die Houston Rockets Point Guard Jonny Flynn aus Minnesota und die Rechte an Donatas Motiejunas (20. Pick), dafür gaben sie die Rechte an Nikola Mirotic (23. Pick), Brad Miller und einen First-Round-Pick im Jahr 2013 ab. Minnesota tradete dann die Rechte an Mirotic sofort wieder nach Chicago weiter.
Dallas holt Fernandez
Es war jede Menge los - und auch die Dallas Mavericks mischten mit. Die Mavs einigten sich mit den Portland Trail Blazers und Denver Nuggets auf folgenden Deal: Portland bekommt Raymond Felton aus Denver und und den Zweitrundenpick der Mavs (Targuy Ngombo, Nr.-57-Pick).
Denver bekommt Andre Miller und einen zukünftigen Zweitrundenpick der Blazers - und den Nr.-26-Pick der Mavs (Jordan Hamilton). Und Dallas bekommt aus Portland Rudy Fernandez.
Nebenbei erhalten die Mavs auch noch die Rechte am finnischen Guard Petteri Koponen, der 2007 schon gedraftet wurde. Koponen spielt seit drei Jahren für den italienischen Top-Klub Virtus Bologna und wird in Italien bleiben.
Fernandez bestätigte den Deal über Twitter: "Danke an alle Blazers-Fans für die Unterstützung in den letzten drei Jahren. Ich bin so glücklich, zum besten Team der NBA zu gehen!!! Dallas!!!"
Die Mavs haben mit dem Fernandez-Trade klar gemacht, dass sie alles dafür tun werden, um ihre Championship zu verteidigen. Das Motto: Die Zukunft kann warten, wir wollen noch mehr gewinnen. Jetzt.
Mavs sind im Championship-Modus
"Wir sind in einem Championship-Modus, in dem wir weitere Titel holen wollen. Fernandez kann uns im Gegensatz zu einem jungen Spieler sofort weiterhelfen. Das war unser A-Szenario", erklärte Mavs-GM Donnie Nelson, der dem Spanier "Starter-Potenzial" bescheinigte. Scharfschütze Fernandez, der in der letzten Saison für Portland im Schnitt 8,6 Punkte erzielte, könnte bei den Mavs eventuell mit Rodrigue Beaubois um den Shooting-Guard-Job in der Starting Five kämpfen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Fernandez-Deal darauf auswirkt, was die Mavs mit ihren Free Agents Caron Butler, DeShawn Stevenson und Peja Stojakovic machen.
Auch wenn Nelson sagt, dass sie das gesamte Meister-Team zusammenhalten wollen: Stevenson und/oder Stojakovic könnten nach der Fernandez-Verpflichtung Gefahr laufen, dass es für sie keinen Platz mehr gibt. Mit Fernandez haben die Mavs jetzt 10 Spieler mit garantierten Verträgen für nächste Saison, dazu kommen sechs Free Agents.
Die 1. Runde im Überblick:
1. Cleveland: Kyrie Irving (PG, Duke)
2. Minnesota: Derrick Williams (PF, Arizona)
3. Utah: Enes Kanter (C, Türkei)
4. Cleveland: Tristan Thompson (PF, Texas)
5. Toronto: Jonas Valanciunas (C, Litauen)
6. Washington: Jan Vesely (SF, Tschechien)
7. Sacramento (nach Charlotte getradet): Bismack Biyombo (PF, Kongo, in Spanien gespielt)
8. Detroit: Brandon Knight (PG, Kentucky)
9. Charlotte: Kemba Walker (PG, Connecticut)
10. Milwaukee (nach Sacramento geradet): Jimmer Fredette (PG, BYU)
11. Golden State: Klay Thompson (SG, Washington State)
12. Utah: Alec Burks (SG, Colorado)
13. Phoenix: Markieff Morris (PF, Kansas)
14. Houston: Marcus Morris (PF, Kansas)
15. Indiana (nach San Antonio getradet): Kawhi Leonard (SF, San Diego State)
16. Philadelphia: Nikola Vucevic (C, USC)
17. New York: Iman Shumpert (PG, Georgia Tech)
18. Washington: Chris Singleton (SF, Florida State)
19. Charlotte (nach Milwaukee getradet): Tobias Harris (PF, Tennessee)
20. Minnesota (nach Houston getradet): Donatas Motiejunas (PF, Litauen)
21. Portland: Nolan Smith (SG, Duke)
22. Denver: Kenneth Faried (PF, Morehead State)
23. Houston (nach Chicago getradet): Nikola Mirotic (SF, Serbien)
24. Oklahoma City: Reggie Jackson (PG, Boston College)
25. Boston (nach New Jersey getradet): Marshon Brooks (SG, Providence)
26. Dallas (via Portland nach Denver getradet): Jordan Hamilton (SF, Texas)
27. New Jersey (nach Boston getradet): JaJuan Johnson (PF, Purdue)
28. Chicago (via Minnesota nach Miami getradet): Norris Cole (PG, Cleveland St.)
29. San Antonio: Cory Joseph (PG, Texas)
30. Chicago: Jimmy Butler (SF, Marquette)