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Glitzer, Glamour, Womanizer

Von Adrian Franke
Selbst Superstar Selena Gomez ist dem Charme von Jerry Jones verfallen
© getty
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Arbeit statt Spielzeug

Die aggressiven und rücksichtslosen Verhandlungen und Verträge mit Sponsoren hatten zwei simple Gründe. Zum einen wollte Jones seine Investition als Geschäftsmann der er war nach oben bringen, zum anderen musste er eben dieses tun: Jones hatte 1989 beinahe sein komplettes Vermögen in den Kauf der Franchise gesteckt und sich dadurch gewissermaßen dazu verpflichtet, das Team finanziell lukrativ zu machen.

Im Gegensatz also zu anderen Eigentümern, die als Milliardäre ein teures Luxus-Spielzeug suchen, musste Jones von Beginn an viel Arbeit in die Cowboys stecken - und es zahlte sich aus: Laut dem "Business Insider" betrug der Wert der Cowboys Ende 2014 geschätzte 3,2 Milliarden Dollar und pro Jahr bringen allein die Cowboys-Merchandise-Verkäufe rund 250 Millionen Dollar ein.

Bis heute ist es außerdem das einzige NFL-Team, das den Verkauf seines Merchandises komplett selbst kontrolliert. "Die Marke Dallas Cowboys lebt und ihr geht es gut", erklärte Jones kürzlich stolz.

Johnson-Fehde und die TV-Show

Dass für das Alphatier Jerry Jones auf dem Weg dahin längst nicht immer alles glatt gehen konnte, war fast unvermeidlich. 1993 musste Johnson nach zwei Super-Bowl-Titeln gehen, die beiden konnten schlicht nicht mehr zusammenarbeiten - und halten ihre Privatfehde bis heute aufrecht. Jones, für den längst die Anerkennung in der Football-Welt eines der obersten Ziele ist, fand, dass sich Johnson zu große Anteile an den Titeln zurechnete.

Umgekehrt sparte auch Johnson nie mit großen Tönen, vor einigen Wochen legte er mal wieder nach und behauptete, dass Jones ursprünglich strikt gegen den Herschel-Walker-Trade gewesen sei. "Jimmy kam vom College und hat mit Stipendien gelockt", hatte Jones zuvor im vergangenen Sommer gestichelt: "Aber das ist Profi-Football. Das kann man nicht vom Geld trennen."

Kaum ein Satz bringt Jones' Amtszeit in Dallas besser auf den Punkt. "Wie sie wissen, haben die Cowboys die Playoffs jetzt mehrere Jahre in Folge verpasst", gab er vor der laufenden Saison zu, nur um hinzuzufügen: "Wir waren nicht dabei, trotzdem sind wir die erfolgreichste TV-Show überhaupt. Kein Team hat ein besseres TV-Rating. Das kommt dadurch, dass wir eine gewisse Aura und Begeisterung geschaffen haben. Das wollen wir nutzen, um daraus die beste Show aller Zeiten zu machen."

Womanizer-Jerry

Doch auch auf persönlicher Ebene gab es für Jones Stolpersteine auf dem Weg. Immer wieder musste er vor allem kolportierte Frauengeschichten rechtfertigen, zuletzt im vergangenen Sommer. Anfang August waren Fotos von einer öffentlichen Toilette aufgetaucht, auf denen Jones in eindeutigen Positionen mit zwei Stripperinnen zu sehen war. Die Bilder sollen angeblich fünf Jahre alt und unter erheblichem Alkoholeinfluss entstanden sein.

Jana Weckerly, eine der betroffenen Frauen, ging schließlich nach Veröffentlichung der Bilder selbst an die Presse und behauptete, Jones habe sie sexuell belästigt und anschließend über Jahre Schweigegeld bezahlt. Die darauf folgende Anklage wurde allerdings schnell fallen gelassen, Jones selbst schwieg zu den Vorwürfen in der Öffentlichkeit.

Jones: "Mit der Kritik komme ich klar"

Sein Schweigen war insofern bemerkenswert, als dass Jones sonst kaum eine Gelegenheit auslässt, sich oder die Cowboys medial ins Gespräch zu bringen - auch wenn der 72-Jährige vor allem für seine Rolle als Geschäftsführer, weniger für seine Rolle als Eigentümer, immer wieder harsche Kritik einstecken musste.

"Ich bin an dem Punkt, an dem ich sein will. Ich will genau auf diese Art und Weise involviert sein", wird er aber nicht müde zu betonen: "Mit der Kritik komme ich klar. Seine Energie auf ein bestimmtes Ziel zu richten lohnt sich."

Zumal Jones, der insgesamt drei Super-Bowl-Titel vorweisen kann, kein anderes Team gewann über die letzten 25 Jahre mehr Titel, sein Ziel nie aus den Augen lässt: "Ich wollte noch nie etwas so sehr wie den nächsten Titel. Sie wollen den Scheck gar nicht sehen, den ich schreiben würde, könnte ich den Dallas Cowboys damit den Super Bowl garantieren."

Unsexy aber erfolgreich

Hört man Jones reden, man glaubt diese Worte ohne auch nur für eine Sekunde zu zweifeln - zumal er sogar über die letzten Jahre dazugelernt hat und mehr auf interne Ratschläge hört. So wählten die Cowboys 2011 (Left Tackle Tyron Smith), 2013 (Center Travis Frederick) und 2014 (Guard Zack Martin) vergleichsweise unsexy Draft-Picks in der jeweils ersten Runde.

Doch wäre es nach Jones gegangen, es wäre 2014 wohl Texas' neuester Star Johnny Manziel gekommen. "Ich bin immer noch so unfassbar wütend", berichtete Jones einige Wochen nach dem Draft gegenüber "ESPN" und ließ dabei seine Marketing-Wünsche durchblicken: "Und ich werde jeden Tag wütender darüber, ihn verpasst zu haben. Hätten wir Manziel genommen, hätte er uns für die nächsten zehn Jahre Bedeutung garantiert."

Die Wut dürfte sich aber zumindest zum Teil gelegt haben, denn das Resultat der vernünftigen, ungewohnt konservativen Drafts ist die aktuell beste O-Line der Liga und der Garant für den Playoff-Einzug in dieser Saison. Selbst bei der Konkurrenz ist das nicht unbemerkt geblieben. "Jerry Jones hat seit Jahren den unsexy Pick gewählt. Aber das, zusammen mit seinem Vertrauen in Tony Romo, sind enorme Gründe dafür, dass Dallas in der NFC East oben steht", lobte Redskins-Safety Ryan Clark.

Keine Cowboys ohne Glitzer

Klar ist dennoch eines: Unter Jones wird es in Big D nie ohne Glamour gehen, wie er kurz vor der Saison zugab: "Tex Schramm hat mir das einst sofort klar gemacht. Er sagte: 'Lass Houston die karierten Tischdecken und die Sägespäne auf dem Boden haben. Die Dallas Cowboys sind Glitzer und Glamour. Wir haben tolle Bürogebäude. Uns geht es um das Stadtleben. Das solltet ihr im Kopf behalten, wenn ihr an den Stil und das Projekt denkt'."

Und weiter ließ er durchblicken: "So sehr wir den Sport lieben und so sehr wir den Super Bowl gewinnen wollen - wir mögen es auch, mit tollen Partnern in Verbindung gebracht zu werden, genau wie eine tolle Idee oder ein tolles Produkt. Wir sind der Glitzer und der Glamour der NFL. Wir wollen unseren Gegnern mit Glitzer und Glamour in den Sie wissen schon was treten." Die nächste Chance dafür: Das Re-Match des Ice Bowls in Green Bay am Sonntag.

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