Die Seattle Seahawks (2-2) hatten Mühe mit den aufstrebenden Indianapolis Colts (1-3), setzten sich am Ende aber doch souverän durch. Die Gäste aus der AFC South kamen mit einem klaren Plan auf beiden Seiten des Balles in den Nordwesten der USA, doch zwei Schlüsselsituationen nach der Pause nahmen dem jungen Team letztlich doch den Wind aus den Segeln.
Die erste Hälfte gehörte zweifelsohne den Gästen, die sogar defensiv zu überzeugen wussten. Sie kontrollierten Russell Wilson und kamen sogar durch einen Safety zu ihren ersten Punkten. Die Seattle-Defense aber zeigte sich auch unerbittlich und bestrafte den einzigen Fehler von Colts-Quarterback Jacoby Brissett vor dem Break mit einem Interception-Return-Touchdown durch Cornerback Justin Coleman.
Dennoch gingen die Gäste mit einer Führung in die Pause, denn Ex-Seahawks-Running-Back Robert Turbin sowie Donte Moncrief erzielten Touchdowns für Indy. Zu allem Überfluss vergab Seattle-Kicker Blair Walsh auch noch ein machbares Field Goal mit auslaufender Uhr.
Nach der Pause aber befreite sich Wilson mehr und mehr und unterstrich dies mit einem 23-Yard-Touchdown-Lauf, der den Seahawks die Führung zurückgab und wie ein Signal zum Aufbruch wirkte. Von da an spielte nur noch Seattle und brachte die Partie letztlich ungefährdet über die Bühne.
Die wichtigsten Statistiken
Seattle Seahawks (2-2) - Indianapolis Colts (1-3) 46:18 (3:2, 7:13, 22:3, 14:0) BOXSCORE
- Das Politikum der Vorwoche in Seattle war die Nichtberücksichtigung von Running Back Eddie Lacy (11 CAR/52 YDS). Dieses Mal war er aktiv, sah aber vor dem vierten Viertel kaum das Feld. Dann jedoch drehte er auf und gab gewissermaßen den Closer. Er half, die Uhr herunterzuspielen und die Chains zu bewegen.
- Die meisten Touches im Backfield erhielt bis dahin aber Siebtrundenpick Chris Carson (12 CAR/42 YDS, 3 REC/24 YDS). Allerdings verletzte der sich sechs Minuten vor Schluss mutmaßlich schwer am linken Bein und musste abtransportiert werden.
- J.D. McKissic bekam nur fünf Touches, machte aber das Beste daraus: Ein Rushing-TD (4 CAR/38 YDS) und ein TD-Catch (REC/27 YDS)- Das Besondere: In den ersten drei Spielen saß der zum Running Back umfunktionierte College-Wide-Receiver inaktiv draußen.
Das entscheidende Duell: Russell Wilson gegen die Colts-D-Line
Anfangs hatten die Colts hier die Oberhand. Wilson war in der Pocket gefangen und hatte damit sichtlich Probleme. Doch er behielt die Nerven und machte bis auf seine erste Interception keine großen Fehler. Nach der Pause dann fand er aber doch die eine oder andere Lücke und nutzte diese konsequent aus. Letztlich kassierte er drei Sacks, spielte aber sehr effizient (18/23, 257 YDS) und war an zwei Touchdowns beteiligt (1 Pass, 1 Lauf).
Der Knackpunkt: Der Fumble-Return-TD von Bobby Wagner
Die Colts waren mittendrin im Spiel, hatten mitgehalten mit dem Favoriten Seahawks. Dann kassierten sie den 30-Yard-Touchdown-Lauf von J.D. McKissic Ende des 3. Viertels, der Seattle merklich Schwung gab und auch das Publikum erwachen ließ. Die Colts brauchten eine Antwort, doch stattdessen erstickte der erhoffte Statement-Drive im Keim. Schlimmer noch: Der Fumble von Brissett, den Wagner in die Endzone trug, brach den Gästen förmlich das Genick.
Der Star des Spiels: Marcus Smith II
Stellvertretend für die insgesamt wieder mal erdrückende Seahawks-Defense sollte man den Defensive End herausstellen. Nicht nur führte er sein Team mit 1 1/2 Sacks an, er war es auch, der den Fumble vor dem Wagner-Touchdown mit einem Strip-Sack erzwang und damit die Tür zur Entscheidung öffnete. Nominell mag Marcus Smith II nur ein Backup sein, doch an diesem Abend war er maßgeblich am Sieg beteiligt.
Der Flop des Spiels: Jacoby Brissett
Vermutlich ist es zu hart, Jacoby Brissett (16/29, 157 YDS, TD, INT), den jungen QB der Colts, als Flop zu bezeichnen. Zu gut hatte er angefangen. Doch unterm Strich führten seine zwei Turnover dazu, dass die Seahawks in der ersten Hälfte dran blieben und in der zweiten Hälfte davon zogen. Die NFL ist ein hartes Geschäft und an diesem Abend bekam er das deutlich zu spüren. Jeder Fehler wird gegen solch eine Defense knallhart bestraft.
Die Taktik-Tafel
- Die Colts kamen defensiv mit einem klaren Plan nach Seattle: Russell Wilson auf keinen Fall zur Entfaltung kommen zu lassen. Zwar gelangen auch den Colts ein paar Sacks gegen Wilson, doch der Fokus lag darauf, den mobilen Quarterback nicht aus der Pocket ausbrechen zu lassen. Folglich spielte die Defensive Line nahezu durchweg Contain und kontrollierte die Edges, sodass sich Wilson vor der Pause weitestgehend auf seine Passqualitäten verlassen musste.
- Die Colts verloren bereits nach dem zweiten Snap im Spiel ihren Backup-Center Deyshawn Bond, sodass in Abwesenheit von Starter Ryan Kelly die Nummer drei, Adam Redmond, ran musste. Und der hatte gerade zu Beginn so seine Probleme mit dem 12. Mann, der so laut war, dass der Center gar nicht mitbekam, dass QB Brissett den Snap verlangte. Der Silent Count funktionierte auch nicht, sodass in seiner ersten Serie gleich zwei False-Start-Strafen auf seine Kappe gingen.
- Offensiv kamen die Colts auch mit einem klaren Plan: Keine Pässe in Richtung Richard Sherman. Nur ein Pass ging auf seine Seite, doch dabei wurde er für Holding bestraft. Stattdessen konzentrierten sich die Colts auf die Seite von Shaquill Griffin, der Jeremy Lane nach dessen früher Verletzung im Spiel vertrat.