Der Sieg des FC Bayern München in Moskau wurde vor leeren Tribünen eingefahren. Gegen ZSKA wurde Fans auf Anweisung der UEFA der Zutritt verwehrt. Findige Auswärtsfahrer fanden dennoch einen Weg, das Spiel live mitzuerleben.
Gut 50 Zuschauer fanden den Weg in ein nahegelegenes Hochhaus und verfolgten von dort aus die Partie. Ein Mitglied der Fanorganisation "Club Nr. 12" spricht mit SPOX über die Entstehungsgeschichte und die Folgen des Geisterspiels.
SPOX: Sie sind langjähriger Jahren Bayern-Fan und haben bereits zahlreiche Auswärtsfahrten hinter sich. Dennoch dürfte das Spiel in Moskau eine komplett neue Erfahrung gewesen sein. Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Reise?
Die Problematik des Geisterspiels war uns schon seit einem Monat bekannt. Weil man sich untereinander kennt, sucht man natürlich gemeinsam nach Lösungen. Dabei sind wir auf das Hochhaus in Moskau gestoßen.
SPOX: Aber kurz war auch eine Verlegung ins Lokomotiv-Stadion im Gespräch.
Dort hätte es kein geeignetes Hochhaus gegeben. Zum Glück ist es Ende der Woche wieder zurückverlegt worden. Federführend haben sich Mitglieder der Red Munichs in Bewegung gesetzt und haben diesen Deal an Land gezogen.
SPOX: Wie darf man sich das vorstellen? Haben sie das Spiel aus einem Büro heraus verfolgt?
Die meisten Etagen des Gebäudes stehen noch leer. Wir waren in einem leeren Stockwerk, sogar die einzige Toilette hat danach ausgesehen, als wäre sie extra für uns provisorisch reingebaut worden. Wir sprechen hier wirklich von einem Rohbau.
SPOX: Also fast ein bisschen Südkurven-Stimmung im Stehen?
Es gab Art Bierbänke, wo genau die aber herkamen, wissen wir aber nicht. Das war schon eine sehr ungewöhnliche Situation.
SPOX: Und wie war der Ausblick? Fotos bei Twitter zeigten beinahe das ganze Spielfeld.
Ein paar Meter an der Außenlinie waren nicht zu sehen. Sonst konnte man aber das ganze Spielfeld überblicken. Wir waren im 18. Stock es war nicht so hoch, dass man gar nichts erkennen konnte.
SPOX: Das Spiel an sich und auch das Tor von Müller konnte man also bestens verfolgen?
(lacht) Die Scheiben waren einigermaßen sauber. Die Vierer- und Fünferketten von Moskau konnte man bestens beobachten. Auch ohne Fernglas konnte man an den Bewegungen und Positionen die Spieler gut erkennen.
SPOX: Während des Spiels landeten Fotos im Internet. Wurde man da nicht ein wenig unruhig, dass doch jemand hinter die Aktion kommen könnte?
Wir haben natürlich im Vorfeld versucht, es so lange wie möglich geheim zu halten. Bis zuletzt hatte man Bammel, dass das wirklich alles so klappt. Die Polizei hat wohl erst davon erfahren, als wir schon im Gebäude waren. Der Vermieter hat auch darum gebeten, dass wir nichts machen, was man von unten aus sehen kann.
SPOX: Also doch alles ein bisschen diskreter?
(lacht) Wir hätten gerne mal das Fenster aufgemacht und ein wenig angefeuert. Aber die Fenster ließen sich nicht öffnen und wir wussten auch nicht, ob das ein Problem mit der Polizei oder mit den Fans von ZSKA geben würde.
SPOX: Trotz aller Verbote schafften es doch ein paar Fans in Stadion. Es hieß, es würden Fangesänge vom Band abgespielt.
Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Wir haben aber von oben kaum etwas hören können, das war so in etwa
wie Fernsehen ohne Ton. Im Stadion waren zu unserer Überraschung zahlreiche Fans von ZSKA Moskau zu sehen, sogar über Wechselgesänge mit den ZSKA-Fans außerhalb des Stadions wurde uns berichtet. Offensichtlich hat man beim Ausschluss der Fans bei uns konsequenter durchgegriffen als bei den ZSKA-Fans.
SPOX: Wussten denn Verantwortliche des FC Bayern von der geplanten Aktion?Im Nachhinein übernahm der Klub die Kosten für die Anmietung der Büroetage.
Das war spontan. Bis wenige Stunden vor dem Spiel wusste niemand davon. Dass der Vorstand entschieden hat, die Kosten zu übernehmen ist eine tolle Geste.
SPOX: Ein kurzer Blick in die Zukunft. Der Club Nr. 12 forderte per Facebook die Medien dazu auf, bei der UEFA nachzuhaken, wie fortan Geisterspiele oder Sanktionen aufgrund von Rassismus im Stadion geahndet werden können.
Wir sind da nochmal mit einem blauen Auge davonbekommen. Aber wir hoffen schon, dass das Thema nicht abgeschlossen ist. Dies aktuelle Praxis sollte man überdenken, bei diesem Spiel hatten wir großes Glück. So dicht findet man nicht immer ein Hochhaus.
SPOX: Was wären andere Lösungsvorschläge?
Wir halten es für fraglich, ob durch solche Kollektivstrafen gegen das eigentliche Problem vorgegangen wird. Aus unserer Sicht wären die Geldstrafen bei lokalen Initiativen gegen Rassismus besser aufgehoben.
SPOX: Nun steht die nächste Strafe für Moskau an.
Da wird es interessant zu sehen, wer als erstes das Hochhaus mietet. Die Manchester Fans oder die Moskau Fans. Oder vielleicht auch verschiedene Etagen (lacht).
Ob die Aufstellung verlesen wurde, habe ich leider nicht mitbekommen.
Was war denn bei den Toren, gab es da Durchsagen im Stadion?
Die Aktion kann nur von nehm totalen trottel kommen.
Allerdings wäre der Blog gut in der Bayerngruppe aufgehoben