28.11.2007 um 00:07 Uhr
A Day In The Life Teil 1
Wie letzte Woche angedroht: mein Kommentatoren-Tagebuch aus Hoffenheim. Sollte eigentlich heißen: Elitäre Arroganz in ländlichem Ambiente. Leider reicht der Platz im Überschriftskasten nicht. Nun denn:
Sonntag, 25.11.2007
9:00 Uhr
Der Wecker klingelt. Hoffenheim ruft. Nun ist 9:00 Uhr ja keine unchristliche Zeit. Aber wenn man am Tag vorher erst abends aus München zurückgekehrt ist und Probleme beim Einschlafen hatte, dann ist 9:00 Uhr definitiv zu früh. Aber hilft ja nix. Ab unter die Dusche.
9:30 Uhr
Die erste wichtige Entscheidung: was ziehe ich an? Die Auswahl ist begrenzt, schließlich laufen wir von Premiere zu Liveübertragungen im Einheitsdress auf. Aber immerhin gibt es Sommer- und Winterklamotten. Und man kann ja diverse Schichten übereinander ziehen. Das Kaltwetter-Unterhemd ist die richtige Wahl, genauso wie der Rollkragenpulli und der Winteranorak (trotz Kapuze – ich hasse Kapuzen). Aber nur ein paar Socken und dann auch noch nicht die dicksten Winterschuhe auszuwählen – das sind zwei Fehler, die ich später noch bereuen werde.
10:00 Uhr
Ab auf die Autobahn, auch wenn's ein relativ kurzer Trip ist. Von mir bis Hoffenheim sind es ca. 80 Kilometer und Sonntagmorgens ist die Autobahn auch ziemlich frei. Meine Live-Einsätze sind fast ausschließlich im Südwesten, da ich dort wohne. Mein "Revier" reicht von Frankfurt/Offenbach/Mainz im Norden bis Freiburg im Süden. In diesem Bereich werde ich bevorzugt eingeteilt. Macht ja auch Sinn. Wozu einen Kollegen aus München nach Freiburg schicken und mich dafür nach Aue?
11:05 Uhr
Ich passiere die Ortseinfahrt Hoffenheim. Das Trainingszentrum der TSG ist gleich das zweite Gebäude links, direkt neben der Tankstelle, wo die Akkreditierungen für die Journalisten hinterlegt werden (kein Witz!). Kommt mir bekannt vor, kein Wunder:
Rückblende: Donnerstag 11:00 Uhr
Ich parke gegenüber vom Trainingszentrum, weil der dazu gehörige Parkplatz völlig überfüllt ist. Da ist der Klub wohl gewachsen, der Parkplatz aber nicht. Hinter dem Gebäude liegen zwei Trainingsplätze, getrennt von einem Bach und einem Feldweg, umringt von landwirtschaftlichen Betrieben. Und da kommen auch schon die Spieler, die anschließend von Ralf Rangnick durch ein ca. 75-minütiges Trainingsprogramm geführt werden. Schwerpunkte: Flügelspiel, One-Touch-Football und Kopfballtraining. Alles gut, nur dass Rangnick nichts von dem Interviewtermin weiß, den ich für nach dem Training mit dem Hoffenheimer Pressesprecher verabredet habe. Aber er ist sehr nett, nimmt sich Zeit für meine Fragen, obwohl die nächsten Termine drängen und Manager Jan Schindelmeiser schon parat steht. Danke noch einmal dafür, denn es geht auch anders, wie ich am nächsten Tag feststelle.
Rückblende: Freitag 14:00
Anruf beim Kölner Pressesprecher. "Hallo, ich bin Andreas Renner von Premiere, und ich kommentiere am Sonntag euer Spiel. Zur Vorbereitung würde ich gerne kurz telefonisch mit eurem Trainer sprechen." Soweit ist das Standardprozedur. Die Antwort ist nicht Standard: "Das macht unser Trainer nicht", lautet sie. Aha. Da ist er aber zumindest in Liga 2 der Einzige, und auch die Erstligatrainer, die ich kennen gelernt habe, zieren sich da nicht. Herr Daum offenbar schon. Nun denn.
11:15 Uhr
Ankunft am Dietmar-Hopp-Stadion, das über Hoffenheim thront wie der Betzenberg über Kaiserslautern. Nur ein paar Nummern kleiner eben. Auf dem TV-Parkplatz, wo die Übertragungswagen stehen, gibt es auch einen Wohnwagen für Besprechungen, Kaffeefassen und zum Aufwärmen. Und das ist nötig, bei ca. 0 Grad, Wind und wolkenverhangenem Himmel. Unser Ablaufredakteur Benno und Feldreporter Dirk sind auch schon da, genauso wie unzählige Kameraleute, Regisseure, Maskenbildnerinnen usw. Bei der anschließenden Besprechung geht es vor allem um Interviews und Zuspieler, die für die Studiosendung rund um die Liveübertragung aufgezeichnet und eingespielt werden müssen. Für mich ist das eher Nebensache, da ich "nur" das Spiel kommentiere.
12:00 Uhr
Erste Expedition ins noch fast leere Stadion. Kalt, habe ich das schon einmal erwähnt? Aber gut, dass man da nicht so merkt, dass man eigentlich müde ist. Ich besichtige meinen Kommentatorenplatz, der auf einem Balkon über der Gegentribüne ist, die in Hoffenheim nur aus Stehplätzen besteht. Weil es nach Regen aussieht, wurde mein Tisch etwas verschoben. Nun bin ich direkt neben der Führungskamera, die mir leider die Sicht nach rechts ziemlich verbaut. Wird wohl nix mit im Sitzen kommentieren.
12:45 Uhr
Vor Spielbeginn muss ich die taktischen Aufstellungen beider Mannschaften zusammentragen und nach München schicken, damit sie vor Spielbeginn von unserer Grafik eingeblendet werden können. Das ist unterschiedlich schwer und hängt davon ab, wie gut man die jeweiligen Verantwortlichen kennt. Wichtig ist, zu wissen, an wen man sich wenden muss. Der Rest ist Warten.
13:10 Uhr
Alles beisammen. Hoffenheim unverändert, Köln mit zwei Neuen und anderer Taktik im Mittelfeld (flache Vier statt Raute). Nun muss ich zurück zum Wohnwagen und die Aufstellungen (sauber geschrieben, selbstverständlich!) nach München faxen. Dann rufe ich Sascha Roos an, der die Partie aus München in der Konferenz kommentiert. Auch ihm gebe ich die Aufstellungen durch und letzte Infos, auch wenn es nix wirklich Prickelndes gibt.
Nun wird der Platz knapp, weiter geht's in Teil 2
Sonntag, 25.11.2007
9:00 Uhr
Der Wecker klingelt. Hoffenheim ruft. Nun ist 9:00 Uhr ja keine unchristliche Zeit. Aber wenn man am Tag vorher erst abends aus München zurückgekehrt ist und Probleme beim Einschlafen hatte, dann ist 9:00 Uhr definitiv zu früh. Aber hilft ja nix. Ab unter die Dusche.
9:30 Uhr
Die erste wichtige Entscheidung: was ziehe ich an? Die Auswahl ist begrenzt, schließlich laufen wir von Premiere zu Liveübertragungen im Einheitsdress auf. Aber immerhin gibt es Sommer- und Winterklamotten. Und man kann ja diverse Schichten übereinander ziehen. Das Kaltwetter-Unterhemd ist die richtige Wahl, genauso wie der Rollkragenpulli und der Winteranorak (trotz Kapuze – ich hasse Kapuzen). Aber nur ein paar Socken und dann auch noch nicht die dicksten Winterschuhe auszuwählen – das sind zwei Fehler, die ich später noch bereuen werde.
10:00 Uhr
Ab auf die Autobahn, auch wenn's ein relativ kurzer Trip ist. Von mir bis Hoffenheim sind es ca. 80 Kilometer und Sonntagmorgens ist die Autobahn auch ziemlich frei. Meine Live-Einsätze sind fast ausschließlich im Südwesten, da ich dort wohne. Mein "Revier" reicht von Frankfurt/Offenbach/Mainz im Norden bis Freiburg im Süden. In diesem Bereich werde ich bevorzugt eingeteilt. Macht ja auch Sinn. Wozu einen Kollegen aus München nach Freiburg schicken und mich dafür nach Aue?
11:05 Uhr
Ich passiere die Ortseinfahrt Hoffenheim. Das Trainingszentrum der TSG ist gleich das zweite Gebäude links, direkt neben der Tankstelle, wo die Akkreditierungen für die Journalisten hinterlegt werden (kein Witz!). Kommt mir bekannt vor, kein Wunder:
Rückblende: Donnerstag 11:00 Uhr
Ich parke gegenüber vom Trainingszentrum, weil der dazu gehörige Parkplatz völlig überfüllt ist. Da ist der Klub wohl gewachsen, der Parkplatz aber nicht. Hinter dem Gebäude liegen zwei Trainingsplätze, getrennt von einem Bach und einem Feldweg, umringt von landwirtschaftlichen Betrieben. Und da kommen auch schon die Spieler, die anschließend von Ralf Rangnick durch ein ca. 75-minütiges Trainingsprogramm geführt werden. Schwerpunkte: Flügelspiel, One-Touch-Football und Kopfballtraining. Alles gut, nur dass Rangnick nichts von dem Interviewtermin weiß, den ich für nach dem Training mit dem Hoffenheimer Pressesprecher verabredet habe. Aber er ist sehr nett, nimmt sich Zeit für meine Fragen, obwohl die nächsten Termine drängen und Manager Jan Schindelmeiser schon parat steht. Danke noch einmal dafür, denn es geht auch anders, wie ich am nächsten Tag feststelle.
Rückblende: Freitag 14:00
Anruf beim Kölner Pressesprecher. "Hallo, ich bin Andreas Renner von Premiere, und ich kommentiere am Sonntag euer Spiel. Zur Vorbereitung würde ich gerne kurz telefonisch mit eurem Trainer sprechen." Soweit ist das Standardprozedur. Die Antwort ist nicht Standard: "Das macht unser Trainer nicht", lautet sie. Aha. Da ist er aber zumindest in Liga 2 der Einzige, und auch die Erstligatrainer, die ich kennen gelernt habe, zieren sich da nicht. Herr Daum offenbar schon. Nun denn.
11:15 Uhr
Ankunft am Dietmar-Hopp-Stadion, das über Hoffenheim thront wie der Betzenberg über Kaiserslautern. Nur ein paar Nummern kleiner eben. Auf dem TV-Parkplatz, wo die Übertragungswagen stehen, gibt es auch einen Wohnwagen für Besprechungen, Kaffeefassen und zum Aufwärmen. Und das ist nötig, bei ca. 0 Grad, Wind und wolkenverhangenem Himmel. Unser Ablaufredakteur Benno und Feldreporter Dirk sind auch schon da, genauso wie unzählige Kameraleute, Regisseure, Maskenbildnerinnen usw. Bei der anschließenden Besprechung geht es vor allem um Interviews und Zuspieler, die für die Studiosendung rund um die Liveübertragung aufgezeichnet und eingespielt werden müssen. Für mich ist das eher Nebensache, da ich "nur" das Spiel kommentiere.
12:00 Uhr
Erste Expedition ins noch fast leere Stadion. Kalt, habe ich das schon einmal erwähnt? Aber gut, dass man da nicht so merkt, dass man eigentlich müde ist. Ich besichtige meinen Kommentatorenplatz, der auf einem Balkon über der Gegentribüne ist, die in Hoffenheim nur aus Stehplätzen besteht. Weil es nach Regen aussieht, wurde mein Tisch etwas verschoben. Nun bin ich direkt neben der Führungskamera, die mir leider die Sicht nach rechts ziemlich verbaut. Wird wohl nix mit im Sitzen kommentieren.
12:45 Uhr
Vor Spielbeginn muss ich die taktischen Aufstellungen beider Mannschaften zusammentragen und nach München schicken, damit sie vor Spielbeginn von unserer Grafik eingeblendet werden können. Das ist unterschiedlich schwer und hängt davon ab, wie gut man die jeweiligen Verantwortlichen kennt. Wichtig ist, zu wissen, an wen man sich wenden muss. Der Rest ist Warten.
13:10 Uhr
Alles beisammen. Hoffenheim unverändert, Köln mit zwei Neuen und anderer Taktik im Mittelfeld (flache Vier statt Raute). Nun muss ich zurück zum Wohnwagen und die Aufstellungen (sauber geschrieben, selbstverständlich!) nach München faxen. Dann rufe ich Sascha Roos an, der die Partie aus München in der Konferenz kommentiert. Auch ihm gebe ich die Aufstellungen durch und letzte Infos, auch wenn es nix wirklich Prickelndes gibt.
Nun wird der Platz knapp, weiter geht's in Teil 2
Aufrufe: 3254 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 3 | Erstellt:28.11.2007
ø 7.0
KOMMENTARE
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28.11.2007 | 15:26 Uhr
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oliver : tolles blog!
und das mit der tankstelle ist wirklich zu schön! hehe :)
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