26.10.2011 um 14:23 Uhr
Ein trauriger Dienstag Teil 1
Vorgeschichte:
1. Runde im DFB-Pokal. Es regnet schon den ganzen Tag und Leverkusen führt mit drei Toren. Das Spiel ist gegessen und trotzdem macht der K-Block weiter Stimmung. Keine Aggression, kein schlechte Stimmung, einfach weiter machen... War ja klar, dass heute nichts zu holen sein wird.
Dann erst Schuppan mit dem Kopf. Ok... Anschlusstreffer. Zwei Minuten später wieder Kopfballtor, diesmal Robert Koch. Das Stadion tobt, hier geht noch was und tatsächlich ist der Ausgang jedem Fußballinteressiertem im Lande geläufig. Es gibt sogar ein wenig Hoffnung, denn direkt nach dem Führungstor meint ein geistig Verwirrter eine Bengalo zu zünden, doch innerhalb von kürzester Zeit ist es gelöscht und der ganze Block macht klar, was er davon hält.
Nach dem Spiel verlässt die Menge das Stadion und wenn man sich umschaut, sieht man ungläubige Gesichter, auf denen sich langsam eine Gewissheit breit macht... Ich bin dabei gewesen!
1. Akt
Nach dem ersten Schreck der Auslosung für die zweite Runde kommt langsam die Gewissheit durch: Viel besser hätten wir es nicht treffen können.
Statt nach der Sensation irgendwo in Trier vor 10.000 Fans zu spielen und dann auch noch auszuscheiden, gibt es mit dem Spiel in Dortmund vor allem eins, ordentlich Geld für die klamme Vereinskasse. Nicht nur, dass die Zuschauereinnahmen geteilt werden, auch ein Fernsehspiel gibt es und dazu hat man nichts zu verlieren. Wenn man ausscheidet, ist es halt so.
Von Anfang an ist die Euphorie groß, alle wollen hin fahren und ziemlich schnell wird klar, dass die Karten unmöglich für alle reichen werden. Ich selbst wollte eigentlich nicht, doch dann sagt ein Freund ab und so richtig muss ich nicht zweimal überlegen, jetzt, wo klar ist, was uns dort erwartet.
So ging es am Tag des Spiels um elf in Dresden los, zusammen mit sechs anderen, positiv Dynamo-Verrückten. Das ich nicht mit den Anderen zusammen sitzen würde, sondern im Dynamoblock stehen würde, stört mich nicht. Zuerst bin ich sogar froh drüber. Zwar hab ich mit dem harten Kern nichts zu tun, doch ich bin schon stolz, dass ich in dieser Saison jedes Heimspiel gesehen habe, jeweils auch im Stehblock, oben, hinterm Tor.
Die Stimmung im Auto ist gut, euphorisch. Die Europapokalshirts werden angezogen und man stellt mal wieder fest, dass ein dezenter Größenwahn einfach zum Dynamosein gehört.
Schon auf der Autobahn wird uns bewusst, was da heute auf uns zu kommt. Aus gefühlt jedem dritten Auto baumelt ein Dynamoschal und Busse sind aus Prinzip schwarz-gelb besetzt. Über 10.000 Dynamos werden erwartet. An einem harmlosen Dienstag, mitten in der Woche und dann zu einem Spiel, was nun nicht direkt um die Ecke liegt. Unweigerlich macht sich das Gefühl breit, dass unser kleiner Gurkenverein doch schon ziemlich cool sein muss.
2. Akt
Spätestens in Dortmund wird es immer schlimmer, doch die Einheimischen scheinen sich noch nur ungläubig zu freuen. Fast vier Stunden sind es bis zum Spiel und die Auto- und Menschenmenge auf dem Parkplatz vorm Stadion reißt nicht ab. Leider ist hier schon mehr als nur zu erahnen, dass es nicht ruhig abgehen wird, denn das überproportionale Aufkommen von Jogginghosen und Sonnenbrillen ist nicht dem Wetter geschuldet.
Langsam wird die Masse immer größer, die Stimmung ist noch relativ entspannt, voller Vorfreude und erste Lieder werden angestimmt. Doch schon jetzt fliegen erste Böller und Flaschen, noch einfach nur in die Ecke und unweigerlich stelle ich mir die Frage: „Wieso?"
„Der gemeine Dynamofan kann sich einfach nicht benehmen" kommt es von unserem Dienstältesten und mit immer mehr Unwohlsein verfolge ich, wie die alleinige Anwesenheit von Polizei bei vielen im Kopf etwas auslöst, dass den Aggressions-Geifer nur so aus den Mundwinkeln rinnen lässt.
Langsam setzt sich der Fanmarsch in Bewegung, gesichert von etlichen Polizisten und doch lassen wir uns lieber Zeit, schließen uns dem Mob erst am Ende an. Immer mit dem unguten Gefühl, ob man wirklich zu dieser Menge gehören will.
Langsam nähert man sich dem Stadion. Hier hinten ist die Stimmung bei fast allen eher gelöst und voller Vorfreude, doch ich schaue auch auf die Sicherheitskräfte und andere Personen, die vom Rand aus schon die Spitze des Marsches erlebt haben und bekomme bei deren Gesichern ein schlechtes Gewissen.
Auf einmal wird es auch bei uns mehr als grenzwertig. Neben der Straße überholt uns eine Straßenbahn mit Dortmundfans und schon fliegt die erste volle Bierflasche und die Scheibe ist gesprungen. Links und rechts werden Böller geworfen und bei einigen reicht die geistige Brillanz offensichtlich nicht mal so weit wie der nächste Schritt, denn auch hier leuchten Bengalos den Weg.
Inzwischen ist die erste Euphorie vollkommen verflogen. Ich schüttel nur mit dem Kopf und blicke verschämt auf die stillen Beobachter. Mir tun die Polizisten leid.
Auf einmal gibt es auch direkt neben uns einen Tumult. Laute Rufe, wieder zerbrechen Flaschen und eine kleine Traube ringender Menschen bildet sich. Während wir nur schnell das Weite suchen, kommen uns zwei Halbstarke mit wippendem Schritt und unvermeidlicher Jogginghose entgegen und gehen feixend in Richtung der Prügelei.
Keine Minute dauert es und auch eine Abteilung der Polizei kommt uns entgegen gerannt und so richtig will ich gar nicht wissen, was eben noch hier los war, wenn man die am Rand sitzenden und sich die Augen reibenden Verrückten betrachtet.
Endlich ist das Stadion in Sicht, doch die Tore sind noch zu.
Wir warten, bis auf einmal die freundliche Frau im Wasserwerfer eine Durchsage macht, nach dem Motto, wenn sich alle benehmen, kommt ihr bestimmt auch bald rein. Als Dank gibt’s ne Bierflasche, geworfen aus der Menge, während wir nur schauen, wohin die Wasserkanonen zielen.
Dann kommt noch die Frage von einem Bekannten, ob wir mit nach Düsseldorf fahren wollen, in den einschlägigen Foren wäre für dort schon eine richtige Pyro-Show angekündigt. Zum letzten Mal hab ich ein wenig Hoffnung, dass sie sich wenigstens im Stadion benehmen...
Teil II
1. Runde im DFB-Pokal. Es regnet schon den ganzen Tag und Leverkusen führt mit drei Toren. Das Spiel ist gegessen und trotzdem macht der K-Block weiter Stimmung. Keine Aggression, kein schlechte Stimmung, einfach weiter machen... War ja klar, dass heute nichts zu holen sein wird.
Dann erst Schuppan mit dem Kopf. Ok... Anschlusstreffer. Zwei Minuten später wieder Kopfballtor, diesmal Robert Koch. Das Stadion tobt, hier geht noch was und tatsächlich ist der Ausgang jedem Fußballinteressiertem im Lande geläufig. Es gibt sogar ein wenig Hoffnung, denn direkt nach dem Führungstor meint ein geistig Verwirrter eine Bengalo zu zünden, doch innerhalb von kürzester Zeit ist es gelöscht und der ganze Block macht klar, was er davon hält.
Nach dem Spiel verlässt die Menge das Stadion und wenn man sich umschaut, sieht man ungläubige Gesichter, auf denen sich langsam eine Gewissheit breit macht... Ich bin dabei gewesen!
1. Akt
Nach dem ersten Schreck der Auslosung für die zweite Runde kommt langsam die Gewissheit durch: Viel besser hätten wir es nicht treffen können.
Statt nach der Sensation irgendwo in Trier vor 10.000 Fans zu spielen und dann auch noch auszuscheiden, gibt es mit dem Spiel in Dortmund vor allem eins, ordentlich Geld für die klamme Vereinskasse. Nicht nur, dass die Zuschauereinnahmen geteilt werden, auch ein Fernsehspiel gibt es und dazu hat man nichts zu verlieren. Wenn man ausscheidet, ist es halt so.
Von Anfang an ist die Euphorie groß, alle wollen hin fahren und ziemlich schnell wird klar, dass die Karten unmöglich für alle reichen werden. Ich selbst wollte eigentlich nicht, doch dann sagt ein Freund ab und so richtig muss ich nicht zweimal überlegen, jetzt, wo klar ist, was uns dort erwartet.
So ging es am Tag des Spiels um elf in Dresden los, zusammen mit sechs anderen, positiv Dynamo-Verrückten. Das ich nicht mit den Anderen zusammen sitzen würde, sondern im Dynamoblock stehen würde, stört mich nicht. Zuerst bin ich sogar froh drüber. Zwar hab ich mit dem harten Kern nichts zu tun, doch ich bin schon stolz, dass ich in dieser Saison jedes Heimspiel gesehen habe, jeweils auch im Stehblock, oben, hinterm Tor.
Die Stimmung im Auto ist gut, euphorisch. Die Europapokalshirts werden angezogen und man stellt mal wieder fest, dass ein dezenter Größenwahn einfach zum Dynamosein gehört.
Schon auf der Autobahn wird uns bewusst, was da heute auf uns zu kommt. Aus gefühlt jedem dritten Auto baumelt ein Dynamoschal und Busse sind aus Prinzip schwarz-gelb besetzt. Über 10.000 Dynamos werden erwartet. An einem harmlosen Dienstag, mitten in der Woche und dann zu einem Spiel, was nun nicht direkt um die Ecke liegt. Unweigerlich macht sich das Gefühl breit, dass unser kleiner Gurkenverein doch schon ziemlich cool sein muss.
2. Akt
Spätestens in Dortmund wird es immer schlimmer, doch die Einheimischen scheinen sich noch nur ungläubig zu freuen. Fast vier Stunden sind es bis zum Spiel und die Auto- und Menschenmenge auf dem Parkplatz vorm Stadion reißt nicht ab. Leider ist hier schon mehr als nur zu erahnen, dass es nicht ruhig abgehen wird, denn das überproportionale Aufkommen von Jogginghosen und Sonnenbrillen ist nicht dem Wetter geschuldet.
Langsam wird die Masse immer größer, die Stimmung ist noch relativ entspannt, voller Vorfreude und erste Lieder werden angestimmt. Doch schon jetzt fliegen erste Böller und Flaschen, noch einfach nur in die Ecke und unweigerlich stelle ich mir die Frage: „Wieso?"
„Der gemeine Dynamofan kann sich einfach nicht benehmen" kommt es von unserem Dienstältesten und mit immer mehr Unwohlsein verfolge ich, wie die alleinige Anwesenheit von Polizei bei vielen im Kopf etwas auslöst, dass den Aggressions-Geifer nur so aus den Mundwinkeln rinnen lässt.
Langsam setzt sich der Fanmarsch in Bewegung, gesichert von etlichen Polizisten und doch lassen wir uns lieber Zeit, schließen uns dem Mob erst am Ende an. Immer mit dem unguten Gefühl, ob man wirklich zu dieser Menge gehören will.
Langsam nähert man sich dem Stadion. Hier hinten ist die Stimmung bei fast allen eher gelöst und voller Vorfreude, doch ich schaue auch auf die Sicherheitskräfte und andere Personen, die vom Rand aus schon die Spitze des Marsches erlebt haben und bekomme bei deren Gesichern ein schlechtes Gewissen.
Auf einmal wird es auch bei uns mehr als grenzwertig. Neben der Straße überholt uns eine Straßenbahn mit Dortmundfans und schon fliegt die erste volle Bierflasche und die Scheibe ist gesprungen. Links und rechts werden Böller geworfen und bei einigen reicht die geistige Brillanz offensichtlich nicht mal so weit wie der nächste Schritt, denn auch hier leuchten Bengalos den Weg.
Inzwischen ist die erste Euphorie vollkommen verflogen. Ich schüttel nur mit dem Kopf und blicke verschämt auf die stillen Beobachter. Mir tun die Polizisten leid.
Auf einmal gibt es auch direkt neben uns einen Tumult. Laute Rufe, wieder zerbrechen Flaschen und eine kleine Traube ringender Menschen bildet sich. Während wir nur schnell das Weite suchen, kommen uns zwei Halbstarke mit wippendem Schritt und unvermeidlicher Jogginghose entgegen und gehen feixend in Richtung der Prügelei.
Keine Minute dauert es und auch eine Abteilung der Polizei kommt uns entgegen gerannt und so richtig will ich gar nicht wissen, was eben noch hier los war, wenn man die am Rand sitzenden und sich die Augen reibenden Verrückten betrachtet.
Endlich ist das Stadion in Sicht, doch die Tore sind noch zu.
Wir warten, bis auf einmal die freundliche Frau im Wasserwerfer eine Durchsage macht, nach dem Motto, wenn sich alle benehmen, kommt ihr bestimmt auch bald rein. Als Dank gibt’s ne Bierflasche, geworfen aus der Menge, während wir nur schauen, wohin die Wasserkanonen zielen.
Dann kommt noch die Frage von einem Bekannten, ob wir mit nach Düsseldorf fahren wollen, in den einschlägigen Foren wäre für dort schon eine richtige Pyro-Show angekündigt. Zum letzten Mal hab ich ein wenig Hoffnung, dass sie sich wenigstens im Stadion benehmen...
Teil II
Aufrufe: 48021 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 26 | Erstellt:26.10.2011
ø 9.5
KOMMENTARE
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26.10.2011 | 16:20 Uhr
-1
18
26.10.2011 | 16:24 Uhr
0
Ich kann da nichts Negatives finden!
22
26.10.2011 | 17:33 Uhr
-2
xxlhonk :
Es wäre prima und allen geholfen, wenn wir unter dem IIten Teil führen würden.Echt stark!
Genau wie der erste Teil!
Stark!
0
26.10.2011 | 18:07 Uhr
-1
FCLarry :
Vor 20 Jahren als im Mailänder Derby van Basten / Gullit gegen Mätthäus / Brehme spielten und das ganze Stadion in Flammen stand, überschlugen sich die Reporter über die tolle Atmosphäre.....aber nach den vielen schweren und tragischen Unfällen, ist es halt verboten!
Aber wie auch in der Politik ändern sich bestimmte Dinge immer wieder....
1
26.10.2011 | 18:45 Uhr
-7
BorusseNeuss : Tzzzttz....
Kennt man ja seit Jahren von dem Pack aus Dresden...die brauch keiner eh....machen se gerne immer schön Randale...ganze Dreck da.....Hansa Rostock genauso!Euch mag keiner Dynamo!Aber dass geilt euch wahrscheinlich noch mehr auf dass euch keiner mag...arme Schweine...mich langweilt dass
auf jeden fall nur noch wenn ich höre wieder Randale durch Dynamo-Affen....ödet einen nur noch an langsam....
3
26.10.2011 | 18:47 Uhr
-2
Stoffi :
Da kann man echt von Imageschaden sprechen!Denn wenn mal Krawalle im Stadion ist, dann ist eigentlich immer nen Ost-Verein am Werk...
Rechtsradikalismus, Arbeitslosigkeit.... alles im Osten zu finden. Und somit auch beim Fussball.... Und der normale Fan eines Ostvereins leidet darunter....
2
27.10.2011 | 09:01 Uhr
0
moffgat : Vielen Dank
Danke für diesen tollen Blogbeitrag. Schön zu lesen, dass es auch Vernunft unter diesen Horden der unverbesserlichen gibt. Als BVB-Fan der auch am Dienstag dabei war, der das ganze von der Süd aus beobachten konnte war es schon traurig zu sehen, was da abging. Ich bin dabei eh in einem besonderen Zwiespalt, da ich der Herkunft wegen, immer eine heimliche Sympathie für die Ostvereine hege.
Die Begegnung gegen Dynamo war sogar mein Wunschlos im DFB-Pokal gewesen, endlich mal das ganze Stadion in schwarz und gelb, treue Auswärtfans die gute Stimmung machen, dazu Flutlich und Pokalspiel, was will man mehr. Naja wir haben mehr bekommen, viel mehr als gut für den Fußball ist. Am Dienstag abend war meine Sympathie für Dynamo eigentlich vollständig erloschen. Du hast heute wieder ein wenig dazu beigetragen sie wieder zu wecken. Danke.
0
27.10.2011 | 11:52 Uhr
0
Richy7 :
Habe da kein Verständnis mehr für. Ich hoffe das der DFB da durch greift. Auch wenn es Schade für den Verein ist
1
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Statistik
"Immer mit dem unguten Gefühl, ob man wirklich zu dieser Menge gehören will."
" doch ich schaue auch auf die Sicherheitskräfte und andere Personen"
" Ich schüttel nur mit dem Kopf und blicke verschämt auf die stillen Beobachter"
"Zum letzten Mal hab ich ein wenig Hoffnung, dass sie sich wenigstens im Stadion benehmen..."
Irgendwie nervt es ein bisschen. Du schreibst hier nen Roman (zugegeben kannst du gut schreiben) und in der Hauptrolle: Du selbst, der Gute. Ein bisschen weniger aufzutragen würde dir nicht schaden.