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29.03.2010 um 17:37 Uhr
FC Bayern vs. Manchester United
Sobald jeder Fußballinteressierte die Worte FC Bayern und Manchester United in einem irgendwie räumlich zeitlich gearteten Zusammenhang hört, der denkt beinahe unvermeidlich an das Finale der Champions League (CL) von 1999 in Barcelona. Bei den Fans des FC Bayern ruft dies umso schmerzliche Erinnerungen wach, war doch Ihr Verein nach 23 langen Jahren wieder auf dem Fußballthron Europas und erlitt dann doch noch in den Schlusssekunden der Partie kurz nach der Auswechslung von Lothar Matthäus den berühmt berüchtigten "sudden-death". Der FC Bayern München war 1999 CL Sieger - minus zwei Minuten!

Wer nur annähernd erahnen möchte, wie tief der Stachel von damals im Herzen Münchener Bayern gesessen haben muss, sollte sich einmal die englischen Pressemeldungen vom Tag danach ansehen, die Manchesters Finalsieg so ekstatisch feierten, als sei das einst weltumspannende "Empire" just durch diesen Sieg über die Teutonen wiederhergestellt worden. Passenderweise wurde der "ManU" Trainer, der schottische Gewerkschaftersohn Alex Ferguson, für das Erreichen des Triples - dem Gewinn der englischen Meisterschaft, des FA Cup und der CL - von der Queen zum Sir geadelt. Sportlich dauerte von da an im selbsternannten Mutterland des Fußballs ein Match nicht mehr 90 Minuten und am Ende gewannen auch nicht mehr die Deutschen. Die englische Zeiterfassung war um eine Kategorie reicher: Die "Fergie Time" ward geboren, jene Nachspielzeit in der angeblich Sir Alex und seine Mannschaft Spiele zu ihren Gunsten drehen können.

Da dürfte sich für die Bayern der Gedanke an das Viertelfinale 2000/2001 wie eine kühlende Wundsalbe anfühlen, die sich über die oft als Trauma gepriesene, brennende Kultniederlage von 1999 ausbreitet. Zweimal besiegten damals die Roten aus München die Red Devils aus Manchester mit 1:0 und 2:1. Ein Bayern Spieler, vermutlich war es der damalige Kapitän Stefan Effenberg, der im besagten Finale knapp zwei Jahre zuvor seltsam passiv geblieben war, sprach nach dem Rückspiel von der "Berufsehre als Fußballer", um die es hier gegangen sei.

Der Sieg über Manchester, der später im Mailänder San Siro Stadion gegen den Valencia C. F. in einem großen Triumph mündete, bedeutete nicht nur das Ende einer ein Vierteljahrhundert währenden Durststrecke im Pokal der Landesmeister bzw. CL. Für den FC Bayern, seinen Spielern und Fans war es die Möglichkeit ihren Frieden zu machen mit einem der unfassbarsten Momente der Fußballgeschichte, deren Opfer sie waren. Ausgerechnet sie, die Mia San Mia Bayern, die in ihrer Historie nicht selten schlecht gespielt aber am Ende doch noch irgendwie eine entscheidende Partie gewinnen konnten ("Bayern Dusel"). Ottmar Hitzfeld, der damalige Trainer sagte 2009 aus Anlass des zehnjährigen Gedenktages der Finalbegegnung von 1999, ohne diese Niederlage hätte er kaum sechs Jahre lang Bayern Trainer bleiben dürfen. Die Bayern hatten also ihre Revanche bekommen und konnten einen versöhnlichen Schlussstrich ziehen. Dementsprechend war das Duell der beiden Klubs in der Vorrunde der Saison 2002 mit zwei Remis eher weniger spektakulär. Sowohl 1999 als auch 2001 und 2002 war der FC Bayern auf Augenhöhe mit Manchester United.

Nun kommt es nach langer Zeit zu einer Neuauflage dieses Klassikers des europäischen Klubfußballs. Was unterscheidet die beiden Mannschaften heute von einander? Zunächst einmal die Champions League Bilanz der letzten zehn Jahre: Manchester United stand zweimal im Semi-Finale (2002 und 2007), stieß in den letzten beiden Jahren bis zum Finale vor und ging 2008 als Sieger hervor. Der FC Bayern kam seit 2001 nicht über das Viertelfinale hinaus. 2003 war in der Vorrunde Schluss und 2008 spielte man im UEFA Cup. Der Trainer der Engländer ist noch derselbe wie 1999. Die Bayern hatten in der Zeit die Übungsleiter Hitzfeld-Magath-Hitzfeld, den eilig herbeigeholten und ebenso schnell wieder davon gejagten Reformer Klinsmann, den altersmilden Heynckes und nun Van Gaal.

Auch beim Vergleich der Kader fallen Kontinuität auf der einen und Diskontinuität auf der anderen Seite auf: Während sich der ManU durch mannschaftliche Geschlossenheit und der einem Spitzenteam angemessenen Kaderbreite auszeichnet, sieht die Situation bei den Bayern ganz anders aus. Manchester hat eine gelungene Mischung aus jungen Spielern wie Nani und die erfahrenen Paul Scholes und Ryan Giggs, verfügt über flexibel einsetzbare Dauerläufer wie Ji-Sung Park und hat herausragende Innenverteidiger namens Ferdinand und Vidic. Der Bilderbuch-Engländer Wayne Rooney "Roonaldo" bewegt sich momentan ohnehin formtechnisch im Orbit.

Der Bayern Kader hingegen ist eine Mixtur unterschiedlicher Vorstellungen und finanziell selbst auferlegter Notwendigkeiten des viert-umsatzstärksten Fußballklubs der Welt. Die Einkaufspolitik macht den Eindruck, als seien in den letzten Jahren Uli Hoeneß und der stets um rhetorisch gelungene Sätze bemühte Karl-Heinz Rummenigge auf Teleshopping Tour während der ARD Sportschau gewesen: Gekauft wurde immer der jeweils beste Abwehrspieler der Liga: Lucio, Valerien Ismael, Daniel Van Buyten oder ein gerade hochgejubelter, deutscher Jungnationalspieler wie Tobias Rau, Lukas Podolski oder Marcel Jansen. Hinzukamen Wunschspieler der Trainer Magath (Haschemian, Karimi), Klinsmann (Donovan, Timoschtschuk) oder jetzt Van Gaal (Pranjic, Braafheid).

Anstatt wie eine harmonisch abgestimmte Einheit wirken die Bayern Spieler wie die Körperteile eines sehr schlecht beratenen Amateur-Bodybuilders: In dieser Metapher könnten Robben und Ribery als starke Bizepsmuskeln durchgehen, während die vor allem bei Standards verwaiste Position im kreativen Zentrum als Hühnerbrust daher käme. Die bei hohem Balltempo leider doch überfordert wirkende Mittellfeldachse Schweinsteiger-Van Bommel wäre eher eine rundliche Taille, denn ein strafftrainiertes Becken aus der die Kraft und die Impulse für alle anderen Teile ausgehen. Ganz zu schweigen von der wackeligen Abwehr mit nur einem dauerhaft zuverlässigen Standbein - Philipp Lahm.

Die Faszination des Fußballs besteht u. a. aber gerade darin, dass nicht immer die gut zusammengestellte, sondern häufig die besser eingestellte Mannschaft als Sieger hervorgeht. Beim Sieger Team von 2001 stimmte vor allem der Wille bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus zu gehen. Beispiel Jens Jeremies, der praktisch seine weitere Karriere riskierte, in dem er sich - wie auch Giovanni Elber - im laufenden Wettbewerb das Knie operieren ließ. Die Niederlage von 1999 war in ihrer dramatischen Art und Weise so etwas wie höhere Gewalt. Ein jetziges Scheitern wäre vor allem der strategischen Fehlplanung zuzuschreiben.
Trotz allem haben aber auch diese Bayern die Qualität um Manchester United zu besiegen - und zwar mehr als 90 Minuten lang. Das haben sie mit ihrer sensationellen Leistung von Turin in der Vorrunde und in den hektischen Achtelfinal Partien gegen Florenz bewiesen. Gut für den inneren Frieden der Augenzeugen von 1999 wäre es allemal.
Aufrufe: 8587 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 11 | Erstellt:29.03.2010
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KOMMENTARE
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ANDARSful
29.03.2010 | 20:48 Uhr
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ANDARSful : 
29.03.2010 | 20:48 Uhr
0
ANDARSful : 
´Die bei hohem Balltempo leider doch überfordert wirkende Mittellfeldachse Schweinsteiger-Van Bommel wäre eher eine rundliche Taille,´´

Ganz im Gegenteil das ist das beste was Bayern im DM aufbringen kann da Tymoshchuk bislang eine Lachnummer war und über Ottl will ich gar nicht reden.
Und van Gaal hat den Fehler mit Braafheid/Pranjic schon eingesehen.

Dennoch ist der Blog schön informativ und gut als Übersicht.
9 Punkte

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Fußballerina
30.03.2010 | 12:35 Uhr
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30.03.2010 | 12:35 Uhr
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also mir gefällt das Bild des aufgedunsenen Muckimanns
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Master_Of_Disaster
30.03.2010 | 12:44 Uhr
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30.03.2010 | 12:44 Uhr
-2
Ich weiß ja nicht, was du so für Spiele siehst, aber die 1. Mannschaft des FC Bayern kann es ja nicht sein. Das Thema Schweinsteiger hat Persie schon geschrieben. Zum Thema Lahm - der war zu Beginn der Saison die Achillesferse der Abwehr. Das hat sich schön langsam eingerenkt - das fiel damals nicht so auf, da Van Buyten so stark war, der leider nach seiner Verletzung nicht mehr in Tritt gekommen ist.

Außerdem verstehe ich den Sinn dieses Blogs an sich nicht - 3/4 des Textes lässt du die Geschichte aufleben und erst am Schluss schreibst du einen kleinen Teil zum Kader. Und Muskelaufbau - Ribery ist gleichgestellt mit Robben...? Ribery hatte diese Saison kein überragendes Spiel gemacht - natürlich auch auf Grund seiner Verletzung, dennoch ist mit Sicherheit nicht so einzuschützen wie Robben.

Bin enttäuscht - hatte mir sehr viel mehr erwartet.

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Blitz
30.03.2010 | 17:02 Uhr
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Blitz : 
30.03.2010 | 17:02 Uhr
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Blitz : 
Die Form ist eine Katastrophe, bitte bring ein paar Absätze ein - Augenkrebs!

Nun zum Inhalt:
Historie schön beschrieben, wenngleich die Bayern z.T. schlechter gemacht werden, als sie sind.

Die erste Bayern-Elf ist bis auf die Verteidiger Positionen top besetzt.
Sowohl Schweinsteiger als auch Bommel machen einen klasse Job vor der Abwehr und setzen sichere Pässe ohne zu viel Risiko nach vorne, um Ribéry und Robben - eine klasse für sich und deutlich stärker als Valencia und Nani - in Szene zu setzen.

Manchester hat dafür mit Rooney eine richtigen Brecher und ist in der Abwehr besser aufgestellt - wenngleich Ferdinand und Vidic bei aller Klasse doch überschätzt werden. Sie sind richtig kopfballstark und haben ein top Stellungsspiel, sind aber auch verhätlnismäßig langsam und im direkten Zweikampf gegenkreative Spieler überfordert.

Nicht umsonst hat Pep Messi dazumals als Sturmspitze aufgestellt und wenn Rib&Rob in den Strafraum drängen wird die starke ManUtd Abwehr sichtlich wackeln.

Sollte es Bayern schaffen 0-1 Gegentore zuhause einzufangen, werden sie in Manchester wahrlich gute Karten haben.




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