03.01.2011 um 02:01 Uhr
Firmino:TSG-Brasilianer Reloaded
Wieder ein Spieler, an dem einer der beiden großen Mailänder Vereine dran war. Wieder ein Talent aus Brasilien. Wieder ein Spielmacher. Wieder hat er sich für Hoffenheim entschieden. Die Parallelitäten sind zweifellos da. Aber der Reihe nach.
Als Carlos Eduardo zu Saisonbeginn 1899 Hoffenheim verließ, kam das durchaus überraschend. Die TSG, seit ihrer Sensations-Herbstmeisterschaft im Aufstiegsjahr ein heimlicher Favorit auf die internationalen Plätze, hatte ihren Spielmacher und fußballerisch wohl stärksten Spieler abgegeben. Der 23-Jährige Brasilianer ging zu Rubin Kazan, 20 Millionen kassierte Hoffenheim, dazu gabs eine vakante Spielmacherposition.
Immerhin ein Transferplus von 13 Millionen, für sieben Millionen war Eduardo 2007 von Gremio in den Kraichgau gekommen und stieg mit 1899 in die Bundesliga auf. Er hatte sich damals für Hoffenheim entschieden, obwohl auch Inter Mailand ihn haben wollte.
Der Spielmacher stand vor dem ersten Bundesligaspieltag der aktuellen Saison überraschend nicht mehr im Kader, kurz darauf war klar: Carlos Eduardo verlässt die Bundesliga! Als Grund gilt heute hauptsächlich seine Einstellung. (Damals-)Trainer Ralf Rangnick erklärte den Wechsel besonders mit Blick auf die launenhafte Einstellung des Brasilianers: "Er kann der beste Mann bei Hoffenheim sein, wenn er entsprechend eingestellt und disponiert ist."
Wieder ein Brasilianer
Spieler vom Zuckerhut haben in Hoffenheim mittlerweile schon Tradition – bereits einige Male allerdings nur mit zweifelhaftem Erfolg. Wellington (kam für 5 Millionen), Maicosuel (4,5 Millionen) oder auch Fabricio (ausgeliehen) kamen in Hoffenheim nicht zurecht.
Jetzt soll es also wieder ein Brasilianer für die Spielmacherposition sein. Roberto Firmino kommt für ungefähr 4 Millionen Euro von Figueirense. Nicht etwa von den Branchenführern in Brasilien, sondern aus der zweiten Liga. Richtig, aus der zweiten brasilianischen Liga.
Dass unbekannte Spieler aus der zweiten Liga eines anderen Landes durchaus einschlagen können, bewies Dortmunds Shinji Kagawa in der gerade abgelaufenen Hinrunde eindrucksvoll. Ist Firmino zu ähnlichem fähig? Was kann man über den Hoffenheimer Neuzugang sagen?
"Ein außergewöhnliches Talent"
Wie heutzutage üblich, wurde der 19-Jährige auch per Youtube ‚beobachtet‘. Rangnick: "Den Tipp habe ich vor sieben Monaten erhalten. Ich habe mir dann erste Youtube-Clips angesehen und von Clip zu Clip wurde der Appetit größer. Unsere Scoutingabteilung hat ihn dann seit sechs Monaten sehr intensiv beobachtet. All das hat uns zu der Überzeugung gebracht, dass es sich bei Roberto um ein außergewöhnliches Talent handelt."
Die nackten Zahlen klingen dabei eher durchschnittlich als außergewöhnlich. Acht Tore in 36 Spielen in Brasilien stehen zu Buche. Allerdings ist der Regisseur jüngst zum besten Zweitliga-Spieler in Brasilien ausgezeichnet worden und hat damit Begehrlichkeiten geweckt.
"Wir freuen uns sehr, mit einem Toptalent aus Brasilien unseren Kader verstärken zu können, an dem zahlreiche Klubs Interesse zeigten. Wir werden ihm die notwendige Zeit geben, sich bei uns einzugewöhnen.", erklärte TSG-Manager Ernst Tanner bei der Vorstellung der neuen Nummer 22.
Einer der interessierten vereine soll der AC Mailand gewesen sein. Auch Manchester United hat den Youngster angeblich schon auf der Liste gehabt.
Die offensive Allzweckwaffe
Firminos große Stärke ist seine Vielseitigkeit. Er kann im Sturm und im offensiven Mittelfeld variabel eingesetzt werden, wobei er im offensiven Mittelfeld hinter den Spitzen besser aufgehoben wird. Der 19-Jährige hat einen guten Schuss und kann außerdem Stürmer perfekt in Szene setzen – ein Element, das den Hoffenheimern in dieser Saison fehlt.
Darüber hinaus verfügt der 1,80 Meter große Rechtsfuß über eine hervorragende Sprungtechnik und ist dadurch extrem kopfballstark. Dadurch kann Firmino auch immer wieder selbst in die Sturmspitze vorrücken.
Es scheint überflüssig, das extra zu erwähnen, aber: Der Brasilianer ist außerdem auch überaus trickreich. Kommt er in Eins-gegen-Eins-Situationen kann er sie oft für sich entscheiden und profitiert dabei von seinem Antritt und der Ballkontrolle.
Modernes Scouting: Eine kleine Firmino-Compilation
…und der Charakter?
In seinen ersten Interviews nach seinem Wechsel wirkte Firmino bodenständig und lernwillig. "Erst mal will ich mich eingliedern, die Sprache lernen und mich im Training zeigen, damit ich die Chance bekomme, zu spielen."
Hoffenheim und die Bundesliga wirkten dabei natürlich noch wie komplettes Neuland für den Youngster, der beim 1:1 seines neuen Vereins gegen Nürnberg im Stadion war. "Das Trainingszentrum ist der Wahnsinn, einfach unbeschreiblich.", schwärmte er anschließend. "Wir haben eine starke Mannschaft, sie ist jung, schnell und technisch sehr gut."
Es scheint alles zu passen. Fußballerisch haben die Hoffenheim-Scouts in Brasilien bereits einige gute Spieler gefunden. Die Hauptaufgabe wird sein, Firmino taktisch zu schulen und ins Hoffenheimer Spiel zu integrieren.
Gesucht: Taktische Position
Firmino ist offensiv flexibel einsetzbar – Bedarf hat Hoffenheim wohl am ehesten an einem Regisseur, der die Stürmer mit Pässen versorgt.
Natürlich kann man von Firmino nicht vom Start weg in einem neuen Land, einer neuen Liga und neuer Umgebung erwarten, eine tragende Säule im Spiel der TSG zu sein.
Deshalb hatte Rangnick auch den Plan, das Talent langsam ran zu führen: "Ich sehe ihn für eine der Stürmerpositionen vor. Wenn er gelernt hat, was ein Stürmer bei uns leisten muss, dann kann man über einen Platz im Mittelfeld diskutieren."
Neuer Trainer, alte Voraussetzungen?
Was das angeht, kann man rein gar nichts vorhersagen. Ein Trainerwechsel in der Winterpause ist für einen Winter-Neuzugang, besonders wenn es sich um ein junges Talent handelt, eigentlich eine Hiobsbotschaft.
Glück im Unglück könnte man es dann wohl nennen, dass der bisherige Co-Trainer Marco Pezzaiuoli jetzt neuer Chefcoach ist. Der war nämlich bisher einerseits für das Hoffenheimer Angriffsspiel zuständig, andererseits ist der gebürtige Mannheimer dafür bekannt, gut mit jungen Spielern auszukommen. 2009 wurde er mit der deutschen U-17 Europameister.
"Marco ist fachlich hervorragend. Er beschäftigt sich viel mit Taktik und weiß, diese Dinge im Training umzusetzen. Es gelingt ihm, dass die Spieler ihm vertrauen. Er ist kompetent, menschlich und sehr durchsetzungsfähig.", lobt Jogi Löw den neuen TSG-Cheftrainer.
Und Hoffenheim-Mäzen(/-Gönner) Dietmar Hopp, der mit dem Transfer von Luiz Gustavo zum FC Bayern jüngst seine Macht demonstriert hat, gab gestern erneut die Marschroute aus: "Wenn wir konsequent auf Top-Talente setzen, werden wir weiter erfolgreich sein." Und ein Top-Talent soll er ja sein, dieser Roberto Firmino...
Als Carlos Eduardo zu Saisonbeginn 1899 Hoffenheim verließ, kam das durchaus überraschend. Die TSG, seit ihrer Sensations-Herbstmeisterschaft im Aufstiegsjahr ein heimlicher Favorit auf die internationalen Plätze, hatte ihren Spielmacher und fußballerisch wohl stärksten Spieler abgegeben. Der 23-Jährige Brasilianer ging zu Rubin Kazan, 20 Millionen kassierte Hoffenheim, dazu gabs eine vakante Spielmacherposition.
Immerhin ein Transferplus von 13 Millionen, für sieben Millionen war Eduardo 2007 von Gremio in den Kraichgau gekommen und stieg mit 1899 in die Bundesliga auf. Er hatte sich damals für Hoffenheim entschieden, obwohl auch Inter Mailand ihn haben wollte.
Der Spielmacher stand vor dem ersten Bundesligaspieltag der aktuellen Saison überraschend nicht mehr im Kader, kurz darauf war klar: Carlos Eduardo verlässt die Bundesliga! Als Grund gilt heute hauptsächlich seine Einstellung. (Damals-)Trainer Ralf Rangnick erklärte den Wechsel besonders mit Blick auf die launenhafte Einstellung des Brasilianers: "Er kann der beste Mann bei Hoffenheim sein, wenn er entsprechend eingestellt und disponiert ist."
Wieder ein Brasilianer
Spieler vom Zuckerhut haben in Hoffenheim mittlerweile schon Tradition – bereits einige Male allerdings nur mit zweifelhaftem Erfolg. Wellington (kam für 5 Millionen), Maicosuel (4,5 Millionen) oder auch Fabricio (ausgeliehen) kamen in Hoffenheim nicht zurecht.
Jetzt soll es also wieder ein Brasilianer für die Spielmacherposition sein. Roberto Firmino kommt für ungefähr 4 Millionen Euro von Figueirense. Nicht etwa von den Branchenführern in Brasilien, sondern aus der zweiten Liga. Richtig, aus der zweiten brasilianischen Liga.
Dass unbekannte Spieler aus der zweiten Liga eines anderen Landes durchaus einschlagen können, bewies Dortmunds Shinji Kagawa in der gerade abgelaufenen Hinrunde eindrucksvoll. Ist Firmino zu ähnlichem fähig? Was kann man über den Hoffenheimer Neuzugang sagen?
"Ein außergewöhnliches Talent"
Wie heutzutage üblich, wurde der 19-Jährige auch per Youtube ‚beobachtet‘. Rangnick: "Den Tipp habe ich vor sieben Monaten erhalten. Ich habe mir dann erste Youtube-Clips angesehen und von Clip zu Clip wurde der Appetit größer. Unsere Scoutingabteilung hat ihn dann seit sechs Monaten sehr intensiv beobachtet. All das hat uns zu der Überzeugung gebracht, dass es sich bei Roberto um ein außergewöhnliches Talent handelt."
Die nackten Zahlen klingen dabei eher durchschnittlich als außergewöhnlich. Acht Tore in 36 Spielen in Brasilien stehen zu Buche. Allerdings ist der Regisseur jüngst zum besten Zweitliga-Spieler in Brasilien ausgezeichnet worden und hat damit Begehrlichkeiten geweckt.
"Wir freuen uns sehr, mit einem Toptalent aus Brasilien unseren Kader verstärken zu können, an dem zahlreiche Klubs Interesse zeigten. Wir werden ihm die notwendige Zeit geben, sich bei uns einzugewöhnen.", erklärte TSG-Manager Ernst Tanner bei der Vorstellung der neuen Nummer 22.
Einer der interessierten vereine soll der AC Mailand gewesen sein. Auch Manchester United hat den Youngster angeblich schon auf der Liste gehabt.
Die offensive Allzweckwaffe
Firminos große Stärke ist seine Vielseitigkeit. Er kann im Sturm und im offensiven Mittelfeld variabel eingesetzt werden, wobei er im offensiven Mittelfeld hinter den Spitzen besser aufgehoben wird. Der 19-Jährige hat einen guten Schuss und kann außerdem Stürmer perfekt in Szene setzen – ein Element, das den Hoffenheimern in dieser Saison fehlt.
Darüber hinaus verfügt der 1,80 Meter große Rechtsfuß über eine hervorragende Sprungtechnik und ist dadurch extrem kopfballstark. Dadurch kann Firmino auch immer wieder selbst in die Sturmspitze vorrücken.
Es scheint überflüssig, das extra zu erwähnen, aber: Der Brasilianer ist außerdem auch überaus trickreich. Kommt er in Eins-gegen-Eins-Situationen kann er sie oft für sich entscheiden und profitiert dabei von seinem Antritt und der Ballkontrolle.
Modernes Scouting: Eine kleine Firmino-Compilation
…und der Charakter?
In seinen ersten Interviews nach seinem Wechsel wirkte Firmino bodenständig und lernwillig. "Erst mal will ich mich eingliedern, die Sprache lernen und mich im Training zeigen, damit ich die Chance bekomme, zu spielen."
Hoffenheim und die Bundesliga wirkten dabei natürlich noch wie komplettes Neuland für den Youngster, der beim 1:1 seines neuen Vereins gegen Nürnberg im Stadion war. "Das Trainingszentrum ist der Wahnsinn, einfach unbeschreiblich.", schwärmte er anschließend. "Wir haben eine starke Mannschaft, sie ist jung, schnell und technisch sehr gut."
Es scheint alles zu passen. Fußballerisch haben die Hoffenheim-Scouts in Brasilien bereits einige gute Spieler gefunden. Die Hauptaufgabe wird sein, Firmino taktisch zu schulen und ins Hoffenheimer Spiel zu integrieren.
Gesucht: Taktische Position
Firmino ist offensiv flexibel einsetzbar – Bedarf hat Hoffenheim wohl am ehesten an einem Regisseur, der die Stürmer mit Pässen versorgt.
Natürlich kann man von Firmino nicht vom Start weg in einem neuen Land, einer neuen Liga und neuer Umgebung erwarten, eine tragende Säule im Spiel der TSG zu sein.
Deshalb hatte Rangnick auch den Plan, das Talent langsam ran zu führen: "Ich sehe ihn für eine der Stürmerpositionen vor. Wenn er gelernt hat, was ein Stürmer bei uns leisten muss, dann kann man über einen Platz im Mittelfeld diskutieren."
Neuer Trainer, alte Voraussetzungen?
Was das angeht, kann man rein gar nichts vorhersagen. Ein Trainerwechsel in der Winterpause ist für einen Winter-Neuzugang, besonders wenn es sich um ein junges Talent handelt, eigentlich eine Hiobsbotschaft.
Glück im Unglück könnte man es dann wohl nennen, dass der bisherige Co-Trainer Marco Pezzaiuoli jetzt neuer Chefcoach ist. Der war nämlich bisher einerseits für das Hoffenheimer Angriffsspiel zuständig, andererseits ist der gebürtige Mannheimer dafür bekannt, gut mit jungen Spielern auszukommen. 2009 wurde er mit der deutschen U-17 Europameister.
"Marco ist fachlich hervorragend. Er beschäftigt sich viel mit Taktik und weiß, diese Dinge im Training umzusetzen. Es gelingt ihm, dass die Spieler ihm vertrauen. Er ist kompetent, menschlich und sehr durchsetzungsfähig.", lobt Jogi Löw den neuen TSG-Cheftrainer.
Und Hoffenheim-Mäzen(/-Gönner) Dietmar Hopp, der mit dem Transfer von Luiz Gustavo zum FC Bayern jüngst seine Macht demonstriert hat, gab gestern erneut die Marschroute aus: "Wenn wir konsequent auf Top-Talente setzen, werden wir weiter erfolgreich sein." Und ein Top-Talent soll er ja sein, dieser Roberto Firmino...
Aufrufe: 8132 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 14 | Erstellt:03.01.2011
ø 8.6
KOMMENTARE
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03.01.2011 | 02:24 Uhr
0
adriano0589 :
Wie immer: Über Bewertungen, Kritiken oder einfach Diskussionen freue ich mich natürlich
1
03.01.2011 | 13:53 Uhr
0
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03.01.2011 | 14:47 Uhr
0
ohLsen :
Gefällt mir sehr auch wenn es sich um den Spieler eines Retortenvereins handelt ;)
2
03.01.2011 | 14:49 Uhr
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03.01.2011 | 16:11 Uhr
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Nur bei Maicosuel sahen die Youtube-Videos auch nicht so schlecht aus, aber schaun mer mal.
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04.01.2011 | 00:33 Uhr
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ich fand Maicosuel eigentlich auch gar nicht schlecht, hatte viel Potential, gerade als Flügelstürmer im 4-3-3. Aber soweit ich weiß gabs da ja auch persönliche Probleme mit Rangnick. Und hauptsächlich eben die Einstellungssache. Deswegen wird die Einstellungs- und Charakterfrage wichtig sein, wobei Firmino da so aus den ersten Eindrücken vielversprechend wirkt!
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04.01.2011 | 13:33 Uhr
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kannte ihn vorher kaum aber der blog war sehr informativ und jetzt weiß ich vieles mehr über firmino
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