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03.10.2010 um 19:25 Uhr
Fleischfabrik
Der Burn geht in seiner knallharten Reality-Reportage für euch dorthin, wo andere Journalisten längst Feierabend haben. Die Themenwahl fiel heute schwierig. Eigentlich wollten wir das Phänomen Schalke beleuchten und der Frage auf den Grund gehen, wo die vielen Schalker Neuzugänge der letzten Jahre abgeblieben sind. Von Schalke erreichte uns dazu aber die ebenso knappe wie einleuchtende Antwort:

Sehr geehrter Herr Burn, Der,

Die meisten Neuzugänge der letzten Jahre sind zur Zeit in der Fleischfabrik von Clemens Tönnies angekettet und müssen Hackfleisch mit alten Zeitungen strecken.


Tja, so schnell kann eine knallharte Reportage auch schon mal vorbei sein. Ist ja vielleicht auch nicht das Schlimmste. Wirklich lustig war der Spruch mit dem Tönnies jetzt auch nicht, oder? Vielleicht finde ich ja noch was Besseres. Wie wärs damit?

Xavier Y. ist Spielerberater. Wir haben den eloquenten Selfmade-Man einen Tag lang bei seiner Arbeit begleitet und liefern euch einen Einblick in den Alltag der legalen Menschenhändler.

Jau, das klingt gut. Jetzt auch wegen Menschenhändler und so, da schwingt irgendwie so ein gesellschaftskritisches Statement mit. Sowas ist ja immer gut, macht einen irgendwie relevanter. Ich bin ja gerne relevant. Ansonsten hört einem einfach kaum jemand zu. Also denn, fangen wir mal an:

Dienstag, 10.13 Uhr - Xavier Y. fährt in seinem BMW Edition: Wichtig auf dem Gelände des FC Schalke 04 vor. Der Vorstand bereitet ihm einen herzlichen Empfang. Xavier wird vom gesamten Personal, angefangen beim Gründer (F. Magath) bis hin zum Balljungen (F. Magath) begrüßt. Jürgen Moklippki ist ebenfalls anwesend. Der langjährige Fan des FC Schalke 04 hat kürzlich 45% des Vereins in Form von Anleihen gekauft und beansprucht seitdem eine eigene, stets gefüllte, Zapfanlage auf dem Vereinsgelände. Clemens Tönnies ist auch da, wirkt aber etwas unruhig.


Xavier Y. zur Kamera: Der Clemens ist an und für sich ein supi-dupi Typ. Er macht sich jetzt halt ein paar Sorgen wegen der Kamera. Er hat so eine Art Neurose. Wenn er eine Kamera sieht, fällt es ihm manchmal schwer, seine Aussagen zu kontrollieren. Ist ein bisschen so wie dieses Tourette-Dingens. Da sag ich jetzt ja auch nicht, dass alle Tourette ... äh ... Typen irgendwie Doofis wären, nur weil das manchmal auf einen Außenstehenden ein bisschen lustig wirken kann oder so. Also wie gesagt, sonst wirklich dufte.

Nach der kurzen aber herzlichen Begrüßung wird es ernst. Die Delegation zieht sich ein Verhandlungszimmer zurück und es geht an die Arbeit. Xavier Y. zeigt den Schalkern Fotos seiner neusten Produkte.


Xavier Y.: Das hier ist ein ganz großes Talent. Er wurde 1998 in Teheran geboren, ist allerdings in Islamabad aufgewachsen. Augenzeugen behaupten, dass er im Rahmen einer Charity Aktion mal an einer PlayStation spielen durfte und dabei soll er ja wirklich SEHR überzeugend gewesen sein. Aber wie gesagt auch halt Islamabad...

Xavier Y. zur Kamera: Der Kunde ist in meinem Geschäft ja auch ganz wichtig! Aber volle Kanne! Man muss immer sehen: Wer sitzt mir da gegenüber? Vielleicht sitzt da ein Herr Hoeneß. Dann darf man nur die exklusivste Ware auspacken, ne?! Quasi der Kaviar unter den Fußball ... äh ... hier ... spielern muss da auf den Tisch geknallt werden. Ein anderer Kunde kann damit vielleicht überhaupt nichts anfangen? Der sagt dann irgendwie: "Ach komm, Y! Was soll ich denn mit diesem ... äh ... Luxusfirlefanz hier?". Das richtige Produkt für den richtigen Kunden, darauf kommt es an! ... Und darin bin ich ja eine Ikone, ne?! Quasi der ... ja ... Ich sag immer: Kundenflüsterer, ne?! (lacht)

C. Tönnies: Guck mal, der hat ja auch schöne, kräftige Ärmchen. Hat der vielleicht schon mal mit alten Zeitungen gearbeitet?

F. Magath: Clemens! Wir hatten uns doch über den Unterschied zwischen Kopfstimme und lauter Stimme unterhalten, oder?

C. Tönnies: Tut mir leid!

J. Moklippki: Also ich halte von diesem Ostjedöns ja nix. Da ist doch noch nie wat Gutes weggekommen.

C. Tönnies wirkt zunehmends unruhiger.

F. Magath: Sag mal Jürgen, musst du gerade nicht an irgendeinem Zapfhahn nuckeln?

J. Moklippki: Wat bist du denn fürn Fatzke? Ich darf ja wohl noch meine Meinung sagen!

C. Tönnies: Ohh... ahhh... diese Kamera...

F. Magath: Deine BILD-Parolen will hier aber vielleicht niemand hören!

J. Moklippki: Hömma! Dat is hier imma noch Schalke und nicht "Oberwichtigerbanktyp-Stadt".

F. Magath: Und was willst du dagegen machen?

C. Tönnies stöhnt auf.

J. Moklippki: Vielleicht verkauf ich einfach mal deinen Parkplatz mit deiner Scheiß-Bonzenkarre drauf, Herr Doof!?

C. Tönnies: Argh...ich halte diese Kamera einfach nicht aus! SCHEIß SCHALKE!!!

Betretenes Schweigen. Aus dem Augenwinkel von Clemens Tönnies bahnt sich eine Träne ihren Weg an die Luft.

C. Tönnies: Tut mir leid...

Xavier Y. zur Kamera: Knallhart! Jaha, da darf man sich gar keine Illusionen machen! So ist mein Beruf. In den Verhandlungen ist nicht alles nur ... ja, weiß nicht... hier so Treffen der warmen Brüder und so. Da fließt auch mal die eine oder andere Träne! Ganz klar! ... Aber deswegen mach ich den Beruf ja auch, ne?! Ich brauch das! Also jetzt nicht die Träne ... aber die Härte! Überall lauert der Feind! Es gibt keine Freunde. So läuft das! Im Grunde besteht das ganze Geschäft nur aus Arschlöchern! Die Kunst ist es jetzt, ganz nach oben zu kommen, ne?! Man muss der König der ... ja ... der König muss man sein! Denn nur ganz oben scheint die Sonne! Da drunter muss man immer fürchten, dass dir irgendwer auf den Kopf scheißt! Und ich bin halt eben NICHT der Beschissene, ne?! Ich bin quasi der Oberscheißer! ... Also jetzt im Sinne von "ganz oben" und so ... Ja, habe ich jetzt vielleicht nicht so super formuliert. Können wir das vielleicht rausnehmen?

Der erste Termin des Tages verläuft für Y. äußerst erfolgreich. F. Magath ist wegen der negativen Ergebnisse der laufenden Saison ziemlich genervt und hat aus Frust fünf senegalesische Medizinballträger geshoppt. Andere Spielerberater beenden jetzt ihren Arbeitstag, Y. nicht. Der erfolgshungrige Jungunternehmer nutzt jede freie Minute um sein Geschäft voranzutreiben. Der freie Journalismus kann damit natürlich nicht mithalten. Deswegen machen wir jetzt auch Feierabend. War ja auch so ganz nett.

(Wenn der eine oder andere von euch meinen sollte, dass er solche Texte gerne täglich lesen würde, sollte er gerne mal meinen Blog www.Der-Burn.de besuchen)
Aufrufe: 2122 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 2 | Erstellt:03.10.2010
ø 5.5
KOMMENTARE
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MarcoVfB
03.10.2010 | 19:42 Uhr
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MarcoVfB : 
03.10.2010 | 19:42 Uhr
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MarcoVfB : 
hart...
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Resettozero
03.10.2010 | 19:48 Uhr
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03.10.2010 | 19:48 Uhr
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und heftig.
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