3:0 hieß es am Ende in der Münchner Allianz Arena. 3:0 für den Deutschen Rekordmeister. Es war ein versöhnlicher Abschied von den eigenen Fans, die diese Saison ungewohnte Nehmerqualitäten zeigen müssen. Und wiedererwartend haben sie die auch.
Man sollte meinen, dass das bayerische Publikum – verwöhnt von tollen Spielern und Erfolgen – eine relativ kurze Geduldsschnur hat. Und in vergangenen Jahren war es auch durch aus so, dass in Zeiten der Not, also einem zweiten Tabellenplatz zum Beispiel, alles in Frage gestellt wurde.
Seit Louis van Gaal das sportliche Zepter beim FCB übernommen hat, ist ein langsamer Prozess in Kraft getreten. In München Fröttmaning ist nichts mehr wie es einmal war. Der Anhang der Bayern hat gemerkt, dass er mehr ist, als nur ein Stimmungsbarometer und Finanzfaktor. Man gibt zuletzt erst richtig Gas, wenn die eigenen Elf hinten liegen und pusht wenn die Mannschaft Hilfe von Außen braucht. Wo gibt's denn so was?! Man übernimmt Verantwortung. Man bezieht Stellung. Van Gaal fordert nicht nur von seinen Spielern einen flexiblen Geist. Nein, er fordert ihn auch von den Verantwortlichen (Hoeness und Co.), von Pressevertretern und natürlich auch von den Fans. Diese haben das verstanden und befreien sich aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit (woher Kant von den Bayern 2010 wusste?).


Mit Übersicht von Hinten raus

MIR BRAUCHEN KOAN "NEUER" TORWART!!!

Ist die Antwort der Südkurve auf die seit Wochen und Monaten in der Führungsetage der Säbener Straße umher geisternde Frage: "Manuel Neuer?"
Die Fans haben ihr "!" hinter einen anderen gesetzt als den Schalker Kapitän, nämlich: Thomas Kraft.
Und schon rattern alle Räder. Gabs das nicht schon mal? Wollte man dort im Herzen des voralpinen Fußballhimmels nicht vor geraumer Zeit einen anderen alternden Torwart durch einen junges, aufstrebendes Talent ablösen? Damals als die wohl größte Lichtgestalt seit dem Emperor die Fußballbühne verlassen hat und der arme Michael Rensing an einem inkompetentem Trainer, riesigen Erwartungen, gnadenlosen Journalisten und einem fehlenden Standing im Verein gescheitert ist. Die einzigen die ihrem Michael eine Chance gaben, waren die sonst so kritischen Bayernfans. Sie waren es die auch unter Louis dem I. mit Plakaten dem früheren Sepp Maier Schützling eine Stimme geben wollten. Vergebens. Auf München bekommt man eben nicht so viel Zeit zur Entwickelung wie auf Schalke oder Leverkusen…
Leider.

Doch man schöpfte neue Hoffnung. Alle in und um die Weißwursthauptstadt reden nur von Manuel Neuer, was durchaus verständlich ist. Denn das es so nicht bleiben kann ist jedem klar der Samstags ab und zu einen Blick auf das bayerische Treiben wagt. Butt ist ein solider Torwart. Punkt. Seine Strafraumbeherrschung ist ausbäufähig, bzw. nicht. Abschläge finden nur selten einen Abnehmer in eigenen Reihen. Die Spieleröffnung ist nicht vorhanden, nur auf der Linie ist er nach wie vor eine feste Größe.
Es war Mittwoch, der 08. Dezember 2010, als ein Stadion in Euphorie versetzt wurde. Die Münchner Defensive war kollektiv am Bratwurststand, als das Championsleague Spiel gegen den FC Basel bereits begonnen hatte. Ein Schuss, kein Tor, ein Held. Thomas Kraft hatte seine erste internationale Glanzparade hingelegt. Es sollten noch zwei Weitere folgen in diesen ersten 15 Minuten. Dann hatten sich die Bayern gefangen und gewannen letzten Endes ziemlich lässig mit 3:0.
Louis van Gaal sprach nach dem Spiel davon, dass "Thomas" den FC Bayern gerettet hat. Und dieses Mal nicht der Müller Thomas.
Doch lässt sich ein Talent nicht nur an drei weltklasse Paraden ausmachen. In der Tat reicht das nicht. Muss es auch nicht, denn es war ja nicht alles. Wie auch beim vorletzten CL-Spiel gegen den AS Rom, bei dem auch Kraft spielte, war ein ganz markanter Unterschied im Spielaufbau zu sehen. Die Bälle wurden nicht ins Aus gedroschen, sondern sie fanden einen dankbaren roten Abnehmer. Mehr noch, es wurde sogar von hinten kurz herausgespielt. Man rieb sich die Augen. So etwas hatte man in München noch nicht gesehen. Ein Torwart der mitspielt. Und das auch noch ohne diesen gewissen Touch von Demichelis, der bei Butt immer wieder mitschwingt, wenn der Ball zurück gepasst wird. Auch hier auf Spox ist das nicht übersehen worden und Thomas Kraft war prompt Mann des Spiels am Mittwochabend in München.
Nun ist es so, auf Schalke gibt es wen, der kann das auch. Mitunter sogar besser. Neuers Spieleröffnung ist sensationell. Seine Fähigkeiten auf der Linie haben die Bayern erst kürzlich vergeblich versucht an ihre Grenzen zu bringen. Aber: Manuel Neuer hatte lange Zeit so zu werden, er hatte viel Rückendeckung, als es mal ein halbes Jahr nicht so gut lief und man sich auf Schalke schon Sorgen machen musste um ihr großes Talent. Nach Außen drang davon aber nichts. Und siehe da, Neuer führte die Deutschen souverän als Nummer 1 auf Platz 3 der WM.
Ein Umstand, der sich nicht zuletzt auch auf den Marktpreis des jungen Westfalen auswirkt.

Herz und Seele des FCB haben sich nun am vergangnen Samstag positioniert und ihre Meinung kundgetan. Jetzt wird sich zeigen, wie viel man auf den Champagnerplätzen auf diese Einschätzung gibt.
Geld, oder Mut zum Vertrauen.