Die mediale Berichterstattung über das Pokalfinale und die strittige Szene des nichtgegebenen Tores erinnert mich (nicht) an den Fall Kießling, allerdings mit einer völlig anderen Wahrnehmung der Medien.
18.10.2013, Hoffenheim vs. Leverkusen: Stefan Kießling köpft den Ball nach einer Ecke neben das Hoffenheimer Tor und ärgerte sich direkt im Anschluss darauf über die vergebene Chance, weil der Ball im Netz landete. Der Schiedsrichter entschied dagegen auf Tor, weil der Ball im Netz landete. Stefan Kießling reagierte verwirrt und hielt sich mit Reaktionen größtenteils zurück. Auf Nachfrage des Schiedsrichters äußerte Kießling, dass er nicht wüsste, wie der Ball ins Netz gelangt sei.
17.05.2014, Dortmund vs. München: Mats Hummels köpft nach einem Freistoß den Ball in das Tor von Bayern München, aus dem der Ball vom Münchener Spieler Dante herausgeschossen wird. Die Reaktionen der Dortmunder waren eindeutig: Tor. Die Münchener Spieler reagierten geschlossen und signalisierten dem Schiedsrichter energisch und eindeutig, dass der Ball die Linie nicht überschritten habe, obwohl allen Spielern klar sein müsste, dass das Gegenteil der Fall war. Der Schiedsrichter entscheidet auf kein Tor.
Stefan Kießling wurde nach diesem Spiel für sein Phantom-Tor übelst beschimpft und bedroht. Die öffentlichen Medien waren sich größtenteils darin einig. Kießling persönlich für sein Verhalten harsch zu kritisieren und an den Pranger zu stellen. Man unterstellte ihm, dass er gesehen habe, wie der Ball durch das Außennetz ins Tor ging und er hätte etwas sagen müssen.
Nach dem Pokalsieg der Bayern gegen Dortmund mit der umstrittenen Szene in der 64. Minute, als Mats Hummels den Ball aus einer Nicht-Abseitsposition in das gegnerische Tor köpfte und das Tor nicht gegeben wurde, reagierten die Medien sehr verhalten auf die Schlüsselszene. Kritik an Spielern vom FC Bayern, die teilweise sogar passiv die Szene in unmittelbarer Nähe beobachten konnten und sehr gut erkennen konnten, dass der Ball hinter der Linie war, aber den Schiedsrichter nicht darauf hingewiesen haben, gibt es nicht. Selbst Kritik am Schiedsrichter sucht man in den Medien vergebens. Im Gegenteil, mittlerweile werden die Dortmunder Beteiligten für ihre Kritik am Schiedsrichter kritisiert.
Wenn wir die beiden Fälle miteinander vergleichen, kommen wir zu folgenden Übereinstimmungen und Unterschiede:
In beiden Fällen hat der Schiedsrichter eine Fehlentscheidung getroffen, die den Spielstand beeinflusst hat.
In beiden Fällen haben die Bevorteilten den Schiedsrichter nicht auf seine Fehlentscheidung hingewiesen und diese damit rückgängig gemacht.
In beiden Fällen hätten Beteiligte den Schiedsrichter auf die Fehlentscheidung hinweisen können/müssen.
Aber nur im Fall Leverkusen hagelte es im Anschluss Kritik auf den Spieler Kießling.
Worin unterscheidet sich also der Spieler Kießling von einem Dante oder Neuer oder den restlichen Bayern-Spielern in ihrem Verhalten?
Siehe Südafrika 2010
Laut BILD-Zeitung, die ich zwar prinzipiell als nicht seriös erachte, die aber die einzige ist, die sich mit solchen Unsinnigkeiten befasst, war der Ball nur um 4cm im Tor. Ob man in der Hektik des Spiels sehen kann, ob der Ball jetzt 4cm weiter vorne oder hinten ist, wage ich mal zu bezweifeln. Und sich einfach auf Verdacht ins eigene Bein schießen? Wer würde das schon machen?
Der Fall Kießling liegt anders: Ob der Ball links oder rechts neben den Pfosten geht, sieht man. Ohne technische Hilfsmittel und ohne Maßband. Dass dort allerdings natürlich auch eine gewisse Hektik vorlag und es sicher auch kaum Millisekunden waren, die zwischen dem Ball-neben-dem-Pfosten- und Ball-im-Tor-Wahrnehmungsmoment lagen, bestreitet niemand. Dass es sicher nicht alle Leverkusener gesehen haben auch. Aber, dass von ca 6 Leverkusenern, die im Strafraum standen, keiner klar sieht, dass der Ball links am Pfosten vorbeiflog, glaube ich nicht.
Ich habe allerdings auch keine wütenden Kommentare auf Facebook gegen Kießling abgegeben.
Dich macht summa summarum jeder Trainer rund, wenn du beim Stande von 0:0, ohne dir 100%ig sicher zu sein (was ich Kießling mal unterstelle, schließlich war der Ball plötzlich im Tor), ein Tor abschenkst, von daher war dieser "Shitstorm" sicher kein Ruhmesblatt für den Social-Media-Mob. Aber er wird weiterwüten. Ohne Frage.
Stimmt alle Bayernspieler waren sich sicher dass der Ball im Tor war, die Dortmunder sowieso, alle Fans auch, nur die Schiris wollten es nicht wahr haben.
Sein Gegenspieler ist 1 Meter entfernt und er knickt mit dem Bein um und bekommt einen Freistoß, welchen er dann auch noch schön verwandelt. Dann Frage ich dich: Wie kann es sein, dass bei so einem unwichtigen Tor (es stand schon 2:0 am letzten Spieltag) und die Szene absolut klar ist (im Gegensatz zur Dante der im vollen Tempo ist) der Spieler nicht zum Schiri geht und ihn auf seinen Fehler aufmerksam macht.
Einfach nur nen Frust und Jammer Blog.
Schade um die Zeit die beim lesen drauf gegangen ist.
Ich will gar nicht groß darauf eingehen, nur soviel: Das Spiel lief weiter, es wurde kein Spieler befragt, die Sachlage war deutlich knapper, der Linienrichter hätte es hier sehen können (müssen), der Schiedsrichter (und alle anderen die nicht in nem gewissen Winkel Blick auf die Szene hatten) konnte(n) es nicht erkennen. Sowas wie am Samstag ist (leider) noch alltäglich, mal gibts zu Unrecht Tor, mal zu Unrecht kein Tor, hierfür, und genau hierfür (und nicht die Causa Kießling) soll ja die torlinientechnik kommen ...
2. Ob Mats Hummels im Abseits war oder nicht und ob es sogar ein Foul war oder nicht spielt für die Entscheidung ob der Ball hinter der Linie war keine Rolle!
3. In diesem Blog wird ja eher das Verhalten der Medien gegenüber Dante und Neuer kritisiert, als die Fehlentscheidung an sich. Dabei wird den Spielern unterstellt, sie hätten es zweifelsfrei gesehen, was meiner Meinung nach auch zu bezweifeln ist. Gerade Neuer steht senkrecht zur Torlinie und zudem ist der Ball in der Luft.
Ich bin mir bei keinem mehr wirklich sicher, ob das Ding nicht doch hinter der Linie war. Klar, wenn ich sie vor der Linie geklärt habe dann schon, aber auf der Linie? Keine Ahnung, auch nicht im Moment der Rettung. Bei denen, die in der Luft waren und nicht gerollt sind schon gleich dreimal nicht. Das geht so schnell, dass bekommt man als Spieler doch gar nicht richtig mit.
Totaler Stumpfsinn dieser Beitrag.