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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
05.10.2012 um 11:25 Uhr
Geschrieben von DerBayernBlog
Bayerns neue Breite


Es war die Lehre der Bayern-Bosse aus einer titellosen Saison 2011/2012. Der Kader der Bayern war schon in der Vorsaison in der Spitze weltklasse. Er war in der Lage Real Madrid im Champions League-Halbfinale nieder zu ringen und den FC Chelsea im Finale über weite Strecken zu dominieren. Warum das Finale dahoam zum Albtraum wurde, hatte vielschichtige Gründe, die am Ende im Detail wohl nie logisch zu erklären sind. Eine Sache fiel jedoch auch in diesem Spiel auf, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison zog. Die fehlende personelle Flexibilität. Schon die Gelbsperren von Holger Badstuber, Luiz Gustavo und David Alaba brachten die Bayern-Hintermannschaft personell in eine Schieflage. Zudem wurde vor allem eines deutlich: Als das Spiel nach dem 1:1 einen neuen Impuls benötigte, fehlten schlicht die Alternativen. Heynckes brachte notgedrungen Ivica Olic für den verletzten Ribery. Die weiteren Alternativen hießen Rafinha, Pranjic, Usami und Petersen und waren damit keine für ein Champions League-Finale.

Es war jedoch längst nicht nur das Champions League Finale, das dieses Problem der Bayern in der Vorsaison offenbarte. Betrachtet man die gesamte Saison, hieß die einzig halbwegs gleichwertige positionsgetreue Rotationsoption für Heynckes Tymoshchuk für Luiz Gustavo auf der defensiven Sechs. Es war diese fehlende Breite, die Heynckes dazu zwang, Bastian Schweinsteiger zu früh wieder ins Spielgeschehen zu werfen und es war diese fehlende Breite, die auch dafür gesorgt hat, dass Bayern im vergangenen Jahr Schwierigkeiten hatte enge Spiele in der Bundesliga für sich zu entscheiden. Bayern war über weite Strecken der Saison abhängig von einem frühen Tor. 13 Mal traf der FCB in der ersten halben Stunde – 13 Mal gewannen die Münchener das Spiel. Darunter ein 7:0 gegen Freiburg, ein 7:1 gegen Hoffenheim, ein 6:0 gegen Hertha, ein 5:0 gegen den HSV und 4:0-Siege erneut gegen Hertha und gegen Nürnberg. Auf der anderen Seite gelang es den Münchenern nur zwei Spiele nach einem Rückstand zu drehen.

Klar ist: Bayern fehlt seit der Saison 04/05 ein verlässlicher Joker. Damals schossen Paolo Guerrero und Mehmet Scholl zusammen 8 Joker-Tore und gaben zudem 6 Assists. Bei der Niederlage gegen Gladbach am 18. Spieltag der Vorsaison wurde das Problem besonders deutlich. Heynckes reagierte auf den Rückstand mit den Einwechslungen von Alaba, Rafinha und Gustavo – das zeigt, wie wenig kreativen personellen Spielraum der Coach häufig hatte, um mit Wechseln auf ein enges Spiel einzuwirken. All das ist in dieser Saison anders und wird auch mehr Willen von Heynckes zu mutigen und frühzeitigen Wechseln erfordern.

Mit dem aktuellen Kader ergeben sich drei mögliche Szenarien:

Belebung eines ausgeglichenen Spiels durch einen positionsgetreuen Wechsel
Gerade im Spätherbst und Frühjahr mit vielen englischen Wochen werden Bundesliga-Spiele gegen meist tiefstehende Herausforderer zu einer Charakter-Frage. Die Abhängigkeit der Bayern von einem frühen Tor, um den Gegner zunehmend heraus zu locken wurde oben beschrieben. Fällt das frühe Tor nicht, entsteht spätestens zwischen 55. und 80. Minute Handlungsdruck für Heynckes. Insbesondere auf den drei Offensivpositionen hinter der einzigen Spitze hat der Bayern-Coach viel Spielraum. Shaqiri hat bereits bewiesen, dass er im Prinzip auf allen drei Positionen belebend wirken kann und mit seinen Tempodribblings für neue Impulse sorgt. Sollte der ballverteilende Toni Kroos auf der Zehn beginnen, könnte gerade auf dieser Position durch eine Einwechslung des Unruhestifters Thomas Müller oder eben Shaqiri reagiert werden. Gegen Bremen brachte Heynckes für einen müden Schweinsteiger den defensiv stabilisierenden Javi Martinez – auch dieser Wechsel ist in einem ausgeglichenen Spiel eine gute Option, da Martinez und Gustavo gegen einen spielerisch deutlich unterlegenen Gegner frühe Ballgewinne und damit auch mehr Druck nach Vorne bedeuten können. Wird Mario Gomez fit, hat Heynckes auch im Sturm neue Optionen und sollte diese in ausgeglichenen Spielen früh nutzen. Anders als bei einem Rückstand sollte die Grundordnung jedoch nicht verlassen werden.

Reaktion auf einen Rückstand mit einem zweiten Stürmer
Im Prinzip hat Heynckes die gleichen Möglichkeiten wie bei einem ausgeglichenen Spielstand und kann mit positionsgetreuen Wechseln Einfluss auf das Spiel nehmen. Durch das Stürmer-Trio bietet sich jedoch auch eine neue Option mit Formationswechsel. Heynckes ist kein Freund eines Zwei-Mann-Sturms, dennoch wäre eine Hereinnahme eines kopfballstarken Spielers wie Mandzukic oder einem wuchtigen Stürmer wie Gomez oder Pizarro als zweiter Spitze eine logische Konsequenz aus den Erfahrungen der vergangenen Saisons. Spätestens ab der 60. Minute eines Spiels bleibt den Bayern gegen dann extrem tief stehende Gegner schon jetzt meist ohnehin nichts anderes übrig als Flanken in die Mitte zu schlagen – wie auch gegen Borisov in der Schlussviertelstunde zu sehen. Der Erfolg ist gleich Null, weil im Zentrum meist ein Angreifer gegen zwei Innenverteidiger und die tiefstehenden Mittelfeldspieler agiert und in aussichtslose Kopfballspiele gezwungen wird. Warum nicht die Präsenz im gegnerischen Sechzehner erhöhen und einen Sechser oder einen Akteur aus der Viererkette für einen weiteren zentralen Stürmer opfern, um im Ballvortrag mehr Breite zu haben und im Strafraum die Präsenz im Kopfballspiel oder die Chance für Nachschüsse durch zu kurz abgewehrte Flanken zu erhöhen? Dies frühzeitig zu tun, um den Druck auf die gegnerische Abwehr zu erhöhen, ist auf jeden Fall ein sinnvolleres Mittel als in den letzten 5 Minuten mit einer Einwechslung von Daniel van Buyten die Brechstange auszupacken.

Absicherung einer knappen Führung
Auch hier hat Heynckes inzwischen zahlreiche Möglichkeiten durch positionsgetreue Wechsel auf der Sechs mit Schweinsteiger, Tymoshchuk, Gustavo oder Martinez. Denkbar ist zudem Schweinsteiger als Ballschlepper auf eine Position zwischen 8 und 10 zu schieben und ihn mit zwei defensiven Sechsern abzusichern. Auch auf eine drohende Gelb-Rote-Karte im Defensivbereich kann durch das gute Angebot an Innenverteidigern reagiert werden. Zudem kann eine Einwechslung von Shaqiri bei einer knappen Führung Sinn machen, um einen weiteren schnellen Spieler für die sich eröffnenden Konter ins Spiel zu bringen.

All das zeigt: Heynckes hat riesige Möglichkeiten während des Spiels durch kluge und proaktive Wechsel auf ein Spiel einzugreifen. Er muss diese neuen Gestaltungsmöglichkeiten jedoch auch offensiv nutzen, wenn der FC Bayern in diesem Jahr erfolgreich sein will. Das haben schon die Spiele gegen Bremen und Borisov gezeigt. Alibis gibt es keine mehr.

Der Bayern Blog beleuchtet Hintergründe und taktische Fragen rund um den FCB wie hier in einem Taktikinterview zu Bayern-Neuzugang Javi Martinez.
Aufrufe: 5006 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 5 | Erstellt:05.10.2012
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KOMMENTARE
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Jugendförderer
07.10.2012 | 21:30 Uhr
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07.10.2012 | 21:30 Uhr
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Sehr schönes Ding
Mir gefällts gut und es trifft es auch gut.
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StolzerSelxer
07.10.2012 | 00:19 Uhr
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StolzerSelxer : @Schnumbi
07.10.2012 | 00:19 Uhr
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StolzerSelxer : @Schnumbi
Also gegen Mainz diese Saison hat Badstuber ein Tor per Flanke vorbereitet und gegen Wolfsburg hat Lahm ein Tor von Mandzukic per Flanke vorbereitet. Dass Lahm kein Flankengott ist, ist nichts neues aber er hat sich da schon verbessert. Badstubers Flanken bzw. Standards sehe ich gerade für nen IV doch auch auf einem vernünftigen Niveau. Zu Alabas Stärken gehört das Flanken allerdings auch nicht unbedingt...

Aber an den Standards muss man wirklich arbeiten...das ist aber schon seit Jahren das Problem. Aber gerade jetzt wo du mit einem Dante, Martinez oder Mandzukic so Kopfballstarke Spieler vorne drin hast wird da ein großes Potential nicht ausgenutzt.

Ps: Blog gefällt mir auch sehr gut, gibts nichts dran auszusetzen!
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CharlieHarper
06.10.2012 | 19:44 Uhr
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06.10.2012 | 19:44 Uhr
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sehr guter blog ja find ich auch, aber hier wird iwie auch indirekt die taktische schwäche von heynckes angesprochen grade im bezug auf den 2ten stürmer.

1. In Borrisow hat er das unverständlicherweise nicht gemacht.
2. Warum muss Bayern wie auch in den letzten Jahren das mit der Brechstange machen ?

"bleibt den Bayern gegen dann extrem tief stehende Gegner schon jetzt meist ohnehin nichts anderes übrig als Flanken in die Mitte zu schlagen"

eine manschaft mit so guten individualisten muss da spielerich und taktisch mehr möglichkeiten haben als nur diese eine.
Und das man gg. solche Manschafften wie Borrisow noch diese Saison öfter Probleme habe wird trotz des Personel besseren Kaders muss sich auch erst bestätigen.

So die letzten paar Sätze waren jetz nicht direkt auf den Blog bezogen, sondern nur eine aktuelle Kritik von mir, denn inhaltlich ist der Blog vollkommen korrekt nur haben mir vllt noch ein paar Ideen gefehlt daher 9P.
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Gotti1963
05.10.2012 | 11:49 Uhr
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Gotti1963 : 
05.10.2012 | 11:49 Uhr
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Gotti1963 : 
Deine taktischen Analysen und Alternativen, sind komplett richtig, und auch völlig klar auf der Hand liegend!
Die Frage, welche sich daraus ergibt, liegt ebenso klar auf der Hand...

Sie wurde schon oft gestellt, aber nie beantwortet...
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Voegi
MODERATOR
05.10.2012 | 11:46 Uhr
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Voegi : 
05.10.2012 | 11:46 Uhr
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Voegi : 
gefällt mir ebenfalls sehr gut.
sehr analytisch und in der sache absolut zutreffend.
genau das habe ich in der vergangenen saison auch als problem gesehen. man hatte keine echten alternativen. das sieht jetzt schon deutlich besser aus.
sehr gelungener gastblog!
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Schnumbi
05.10.2012 | 11:39 Uhr
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Schnumbi : 
05.10.2012 | 11:39 Uhr
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Schnumbi : 
Sehr guter Beitrag. Danke dafür. Sehe ich vollkommen genaus.

Vorallem den Abschnitt mit dem 2. Stürmer. Da sehe ich nur ein Problem und zwar sind unsere Ausßenverteidiger absolut nicht in der Lage eine vernünftige Flanke zu schlagen.

Ich weiß nicht ob es dafür eine Statistik gibt aber wann gab es das letzte Tor nach einer Ecke oder einer Flanke. Shaqiri hat diese Qualität das hat er Ansatzweise schon gezeigt. Ich bin es Leid das ein Badstuber zur rechten Eckfahne rennt , eine Ecke schießt und nix bei rum kommt.

Das kann es aus meiner Sicht nicht sein.
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