27.03.2012 um 01:30 Uhr
Geschrieben von broichinator
Laufen? Schon wieder? (1)
Konditionsprobleme? Fehlender Mut? Überkritisches Publikum? Angst vor der eigenen Moral? Ein bremsender Stale Solbakken? Immer und immer wieder bezog der 1. FC Köln in dieser, aber auch in den vergangenen Spielzeiten derbe Klatschen. Klatschen, die zur Halbzeit oftmals nicht absehbar waren. Doch auch etliche knappe Spiele musste der FC dank schwacher zweiter Hälfte abgeben. Doch woran mag das liegen? Gehen wir ein paar Thesen auf den Grund.
Ein Trainerproblem? Vernachlässigt Stale die Kondition?
Quelle: Spox.com
Solbakken war keine zwei Wochen hier, da legte der "Express" auch schon das erste Feuer. Stale orientiert sich im Training an der Arbeit mit dem Ball. Dauerläufe und Medizinbälle schleppen sind auf den deutschen Trainingsgeländen in der Saisonvorbereitung gern gesehene Methoden, doch Solbakken stellt sich recht schnell als absoluter Anti-Magath heraus. Der Norweger orientiert sich an der Schule der ganz großen Klubs und hält von Kondition bolzen gar nichts, geschwitzt wird eher vor der Taktiktafel. Ähnlich wie Barca und Co. glaubt Solbakken an die Wunderwirkung des Trainings mit dem Ball. Die FC-Kicker sollen spielend auf höhere Ebenen gehoben werden und sich ganz nebenbei die nötige Kondition holen.
Die Bilder, die die Trainingskiebitze vor der Saison am Geißbockheim zu sehen bekamen, sind dem regelmäßigen Beobachter völlig neu. Während der ehemalige "Messias" Christoph Daum und der Defensivfanatiker Soldo auf lange Läufe schworen, sah man bei Solbakken kaum eine Einheit, bei der die Spieler mehr als zehn Minuten am Stück laufen und ohne Ball arbeiten. Der Coach lässt sich viel Zeit um seinen Spieler penibelst genau das taktische Verhalten mit und ohne Ballbesitz zu erklären. Rund eine halbe Stunde nahm sich der Norweger oft Zeit um mit den Spielern eine Art Rasenschach zu spielen.
Solbakken positionierte die Spieler anhand ihrer Positionen auf dem Spielfeld, rannte von Position zu Position und erklärte ausführlich, wie man sich zu bewegen hat. Immer wieder rief der 42-jährige laut "Stopp" und erklärte in sehr gutem deutsch, was falsch gelaufen ist. Bei den Spielern erntete das Training Lob. „Er hat uns die taktischen Vorstellungen nähergebracht, wie er es sich vorstellt, wie wir spielen sollen. Das müssen wir natürlich erst alles verinnerlichen, aber der erste Eindruck ist sehr gut", zog Martin Lanig nach dem ersten Trainingslager eine positive Bilanz. „Man sieht, dass sie viel Erfahrung haben und sie wissen, was sie wollen. Sie fordern ihr Spiel und das gefällt mir.", erklärte der Kroate Mato Jajalo.
Doch sind die Trainingsmethoden von Solbakken wirklich der Grund dafür, dass sein Team immer und immer wieder einbricht und sich Niederlagen wegen konditioneller Probleme holt? Ich denke nicht schließlich gab es die gleichen Probleme auch unter Frank Schaefer als auch unter Zvonimir Soldo. Schaefer fing sich derbe Klatschen gegen den FC St. Pauli (0:3), HSV (2:6), Mönchengladbach (1:5), VfB Stuttgart (1:3) und VfL Wolfsburg (1:4) ein, hatte im Gegensatz zu dem Norweger aber nie Verletzungsprobleme und musste ncht jedes Spiel eine neue Viererkette aufbieten. Das enorme Glück, dass Schaefer unter anderem gegen Freiburg (1:0), Mainz (4:2), Bayern (3:2) und Nürnberg (1:0) hatte, wird beim "Kölschen" gerne mal unter den Teppich gekehrt.
In Deutschland bekannt - Bei der Mannschaft gefürchtet?
Der Support der Kölner Anhänger findet in der Bundesligafanszene als auch in den Medien hohe Anerkennung. Nicht wenige sprechen davon, dass die letzten 15 Minuten vor Spielbeginn das Beste sind, was man supportmäßig von einer Heimmannschaft zu sehen bekommt. Die Hymne zaubert Heimfans als auch Gästefans oder neutralen Zuschauern immer wieder eine ordentliche Gänsehaut herbei. Doch liegt hier schon irgendwo das Problem der Spieler begraben?
Nicht erst seit den neuesten Skandalen steht die Ultragruppierung Wilde Horde stellvertretend für einen Großteil des Unterranges der Südtribüne wegen ihrer Stimmung in der Kritik. In den Momenten, wo die Mannschaft die Unterstützung am meisten braucht, feiert sich die Wilde Horde mit ihren Gesängen selbst oder schießt mal wieder mit einem ihrer Gesänge gegen Rheinrivalen Borussia Mönchengladbach. Eine Art von Support, die den Spieler auf dem Feld sicherlich nicht unterstützt.
Das die Gesänge des kritischen Publikums den Spielern nicht verborgen bleiben und nicht egal sind, dass zeigen auch die Aussagen von Miso Brecko in der Winterpause. In einem Interview mit dem "Express" ließ der Slowene seinem Frust freien Lauf, wurde nicht müde zu betonen, dass er genau weiß, dass er nicht den besten Stand bei den Fans habe. Zwar beteuerte er trotzdem immer sein Bestes zu geben, doch wissen wir hier wohl alle, dass die Spieler auf dem Platz unter einem enormen Druck stehen, bloß keinen Fehler zu begehen.
Pfeifkonzerte in der Kölner WM-Arena sind keine Seltenheit, zu unsensibel sind die Kölner Fans im Umgang mit ihren Stars. Doch muss man sich auch hier fragen, ob dies wirklich der Hauptgrund ist, warum die Spieler regelmäßig einbrechen und nicht mal das Kämpfen beginnen. Ein wenig könnte man das Gefühl bekommen, dass dies so ist.
Nimmt man das Spiel gegen Hertha BSC erkennt man sehr schnell, wie unaufhaltsam sich die Kölner Fanwut auch auf die Spieler übertrug. Nach anfänglichem Support-Stocken wandte sich das Blatt schnell. Die Fans konnten sich auch ohne Horde-Vorsänger auf eine gemeinsame Sprache einigen und peitschten die Spieler nach vorne, selten war es in Köln lauter. Die Spieler ließen sich anstecken und kämpften bis zum letzten Atemzug.
Doch den fehlenden richtigen Support als den Hauptgrund für die sportliche Talfahrt heranzuziehen, das wäre zu einfach und sicherlich auch eine Spur zu weit hergeholt.
Vorschau auf den zweiten Teil:
- Doch alles ein Problem der Taktik? Warum Stales System trotz der nicht vorhandenen Ergebnisse kaum schuld an den Niederlagen ist
- Ein unmotivierter Haufen! Warum drei mal null doch nicht immer null ist.
Hier geht es vor zum zweiten Teil.
Ein Trainerproblem? Vernachlässigt Stale die Kondition?
Quelle: Spox.com
Solbakken war keine zwei Wochen hier, da legte der "Express" auch schon das erste Feuer. Stale orientiert sich im Training an der Arbeit mit dem Ball. Dauerläufe und Medizinbälle schleppen sind auf den deutschen Trainingsgeländen in der Saisonvorbereitung gern gesehene Methoden, doch Solbakken stellt sich recht schnell als absoluter Anti-Magath heraus. Der Norweger orientiert sich an der Schule der ganz großen Klubs und hält von Kondition bolzen gar nichts, geschwitzt wird eher vor der Taktiktafel. Ähnlich wie Barca und Co. glaubt Solbakken an die Wunderwirkung des Trainings mit dem Ball. Die FC-Kicker sollen spielend auf höhere Ebenen gehoben werden und sich ganz nebenbei die nötige Kondition holen.
Die Bilder, die die Trainingskiebitze vor der Saison am Geißbockheim zu sehen bekamen, sind dem regelmäßigen Beobachter völlig neu. Während der ehemalige "Messias" Christoph Daum und der Defensivfanatiker Soldo auf lange Läufe schworen, sah man bei Solbakken kaum eine Einheit, bei der die Spieler mehr als zehn Minuten am Stück laufen und ohne Ball arbeiten. Der Coach lässt sich viel Zeit um seinen Spieler penibelst genau das taktische Verhalten mit und ohne Ballbesitz zu erklären. Rund eine halbe Stunde nahm sich der Norweger oft Zeit um mit den Spielern eine Art Rasenschach zu spielen.
Solbakken positionierte die Spieler anhand ihrer Positionen auf dem Spielfeld, rannte von Position zu Position und erklärte ausführlich, wie man sich zu bewegen hat. Immer wieder rief der 42-jährige laut "Stopp" und erklärte in sehr gutem deutsch, was falsch gelaufen ist. Bei den Spielern erntete das Training Lob. „Er hat uns die taktischen Vorstellungen nähergebracht, wie er es sich vorstellt, wie wir spielen sollen. Das müssen wir natürlich erst alles verinnerlichen, aber der erste Eindruck ist sehr gut", zog Martin Lanig nach dem ersten Trainingslager eine positive Bilanz. „Man sieht, dass sie viel Erfahrung haben und sie wissen, was sie wollen. Sie fordern ihr Spiel und das gefällt mir.", erklärte der Kroate Mato Jajalo.
Doch sind die Trainingsmethoden von Solbakken wirklich der Grund dafür, dass sein Team immer und immer wieder einbricht und sich Niederlagen wegen konditioneller Probleme holt? Ich denke nicht schließlich gab es die gleichen Probleme auch unter Frank Schaefer als auch unter Zvonimir Soldo. Schaefer fing sich derbe Klatschen gegen den FC St. Pauli (0:3), HSV (2:6), Mönchengladbach (1:5), VfB Stuttgart (1:3) und VfL Wolfsburg (1:4) ein, hatte im Gegensatz zu dem Norweger aber nie Verletzungsprobleme und musste ncht jedes Spiel eine neue Viererkette aufbieten. Das enorme Glück, dass Schaefer unter anderem gegen Freiburg (1:0), Mainz (4:2), Bayern (3:2) und Nürnberg (1:0) hatte, wird beim "Kölschen" gerne mal unter den Teppich gekehrt.
In Deutschland bekannt - Bei der Mannschaft gefürchtet?
Der Support der Kölner Anhänger findet in der Bundesligafanszene als auch in den Medien hohe Anerkennung. Nicht wenige sprechen davon, dass die letzten 15 Minuten vor Spielbeginn das Beste sind, was man supportmäßig von einer Heimmannschaft zu sehen bekommt. Die Hymne zaubert Heimfans als auch Gästefans oder neutralen Zuschauern immer wieder eine ordentliche Gänsehaut herbei. Doch liegt hier schon irgendwo das Problem der Spieler begraben?
Nicht erst seit den neuesten Skandalen steht die Ultragruppierung Wilde Horde stellvertretend für einen Großteil des Unterranges der Südtribüne wegen ihrer Stimmung in der Kritik. In den Momenten, wo die Mannschaft die Unterstützung am meisten braucht, feiert sich die Wilde Horde mit ihren Gesängen selbst oder schießt mal wieder mit einem ihrer Gesänge gegen Rheinrivalen Borussia Mönchengladbach. Eine Art von Support, die den Spieler auf dem Feld sicherlich nicht unterstützt.
Das die Gesänge des kritischen Publikums den Spielern nicht verborgen bleiben und nicht egal sind, dass zeigen auch die Aussagen von Miso Brecko in der Winterpause. In einem Interview mit dem "Express" ließ der Slowene seinem Frust freien Lauf, wurde nicht müde zu betonen, dass er genau weiß, dass er nicht den besten Stand bei den Fans habe. Zwar beteuerte er trotzdem immer sein Bestes zu geben, doch wissen wir hier wohl alle, dass die Spieler auf dem Platz unter einem enormen Druck stehen, bloß keinen Fehler zu begehen.
Pfeifkonzerte in der Kölner WM-Arena sind keine Seltenheit, zu unsensibel sind die Kölner Fans im Umgang mit ihren Stars. Doch muss man sich auch hier fragen, ob dies wirklich der Hauptgrund ist, warum die Spieler regelmäßig einbrechen und nicht mal das Kämpfen beginnen. Ein wenig könnte man das Gefühl bekommen, dass dies so ist.
Nimmt man das Spiel gegen Hertha BSC erkennt man sehr schnell, wie unaufhaltsam sich die Kölner Fanwut auch auf die Spieler übertrug. Nach anfänglichem Support-Stocken wandte sich das Blatt schnell. Die Fans konnten sich auch ohne Horde-Vorsänger auf eine gemeinsame Sprache einigen und peitschten die Spieler nach vorne, selten war es in Köln lauter. Die Spieler ließen sich anstecken und kämpften bis zum letzten Atemzug.
Doch den fehlenden richtigen Support als den Hauptgrund für die sportliche Talfahrt heranzuziehen, das wäre zu einfach und sicherlich auch eine Spur zu weit hergeholt.
Vorschau auf den zweiten Teil:
- Doch alles ein Problem der Taktik? Warum Stales System trotz der nicht vorhandenen Ergebnisse kaum schuld an den Niederlagen ist
- Ein unmotivierter Haufen! Warum drei mal null doch nicht immer null ist.
Hier geht es vor zum zweiten Teil.
Aufrufe: 7160 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 8 | Erstellt:27.03.2012
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KOMMENTARE
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27.03.2012 | 01:40 Uhr
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broichinator : Vielen Dank!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, auch meinen nächsten Blog hier auf spox.com zu lesen.Kritik, Anregungen und Diskussionen zum Thema sind gerne gesehen. Lob, falls notwendig natürlich auch. ;)
Diskussionen bitte nur im letzten Teil. Danke
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Sorry , ich dachte das passt hier besser hin als in den 2 Teil , ich werd´s aber noch mal dort hin Posten !