12.09.2012 um 23:58 Uhr
Geschrieben von vanGaalsNase
Raumaufteilung I
Im Fußball nimmt die Raumaufteilung eine herausragende Stellung ein. In keiner anderen Mannschaftssportart muss ein einzelner Spieler so viel Raum abdecken. Trotzdem sollen ständig mehrere Spieler derselben Mannschaft in Ballnähe sein, während gleichzeitig andernorts keine freien Räume entstehen dürfen. Ziel ist es, den Raum derart zu besetzen, dass stets eine eigene Überzahl in Ballnähe besteht, egal, ob man selbst in Ballbesitz ist oder der Gegner. Um die relevanten Handlungen in Defensive und Offensive besser nachzuvollziehen, wird das Spielfeld in Zonen und Bereiche eingeteilt, sodass sich bestimmte Raumaufteilungsschemata ergeben, die den Spielern Hilfestellungen für taktisch richtiges Verhalten geben sollen.
1. Grundschema
Ein erstes Schema unterteilt das Spielfeld in der Länge in vier Bereiche und in der Breite in vier Zonen, sodass sich insgesamt 16 Rechtecke ergeben.
a) Bereiche
Im Aufbaubereich sollte möglichst ebenfalls auf hohe Bälle verzichtet und Dribblings nur bei tatsächlich zu erwartendem Erfolg gestartet werden. Hier gilt es, einen sicheren Spielaufbau durch kurze und flache Pässe zu gewährleisten. In diesem Bereich wird der Raum bei gegnerischem Ballbesitz stark verengt, sodass im Pressing agiert werden kann.
Der Pressingbereich lässt bei eigenem Ballbesitz Risiken ohne unnützen Aufwand zu. Das heißt, dass hier bereits das Vorbereiten von Abschlussversuchen über Tempowechsel gestartet werden kann. Spätestens hier sollte regelmäßig das Pressing durch den oder die Stürmer gestartet werden, um den Gegner früh am Spielaufbau zu hindern.
Das Spielen im Angriffsbereich erfordert keine allzu hohen Vorsichtsmaßnahmen. Hier kann ins Dribbling gegangen, Pässe in die Tiefe gespielt und Torabschlüsse gesucht werden. Im Angriffsbereich wird nur dann im Pressing attackiert, wenn der Gegner keine Möglichkeit hat, per kontrolliertem Flachpässen nach vorne zu spielen oder wenn viele Spieler der verteidigenden Mannschaft in der Nähe des Angriffsbereichs stehen.
b) Zonen
Also wird das Feld bei gegnerischem Ballbesitz eng und kurz gemacht; bei eigenem Ballbesitz breit und tief.
2. Löw’sches Schema
Daneben gibt es eine weitere Möglichkeit, die beispielsweise von Joachim Löw bei der deutschen Nationalmannschaft angewendet wird. Dabei wird das Feld in der Länge in sechs Bereiche und in der Breite in drei Zonen eingeteilt, sodass 18 Rechtecke entstehen. Alle Rechtecke sind gleich groß und werden durchnummeriert.
Die sechs Bereiche lassen sich derart zusam-menstellen, dass sie Drittel ergeben. Im Ab-wehrdrittel (Rechtecke I-VI) gilt das zum Abwehr-bereich gesagte entsprechend, im Mitteldrittel (VII-XII) gelten die Verhaltensweisen des Pressing-bereichs und im Angriffsdrittel (XIII-XVIII) wird wie im Angriffsbereich verfahren.
Wählt man dieses Schema, soll in der Breite möglichst jedes Rechteck bereits besetzt oder zumindest unverzüglich besetzbar sein. Für Rechteck II ist der Torhüter zuständig, wodurch er angehalten ist, nicht auf der Linie zu verweilen, sondern aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen.
3. van Gaal’sches Schema
Eine dritte Variante zur Raumaufteilung nutzt Louis van Gaal. Er verbindet die Ideen der ersten beiden Raumaufteilungsschemata. Auch van Gaal unterteilt das Feld in 18 Zonen; erfasst die gesamte Breite des Strafraums jedoch als Maßgabe für die Mittelzonen. Auf diese Weise sind die Mittelzonen breiter, weshalb die äußeren Zonen, im Gegensatz zum Löw-Schema, gänzlich frei gelassen werden können, wenn der Ball im Zentrum ist. Für jede Zone gelten eigene grundlegende Regeln hinsichtlich der taktischen Maßnahmen.
Hierbei zeigt sich, dass sich in den äußeren Zonen (7-12) grundsätzlich stärker auf Pressing, Ballhalten und Zug zum Tor konzentriert werden soll. Dies beruht auf der Tatsache, dass von dort weniger Gefahr für das eigene Tor ausgeht, sodass mehr auf Risiko gespielt werden kann. In den Mittelzonen herrscht hingegen der Sinn nach Sicherheit über das Verschieben, das Ballhalten und schließlich auch das Pressing. Während hinten auf Grätschen und Tacklings verzichtet werden soll, um somit möglichen Frei- und Strafstößen vorzubeugen, soll vorne der Abschluss gesucht werden. In den Zonen 3-5 stehen jeweils das Ballhalten und das Pressing im Vordergrund. Dies verdeutlicht die Bedeutung des eigenen Ballbesitzes im Mitteldrittel.
Allerdings sind die hier empfohlenen taktischen Mittel pauschalisiert. Ein kontrollierter Spielaufbau sollte überall auf dem Feld angestrebt werden, während der Befreiungsschlag lediglich als "ultima Ratio" gelten sollte. Wer den Ball unkontrolliert vom eigenen Tor wegspielt, wird regelmäßig unverzüglich erneut gegnerischem Druck gegenüberstehen.
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1. Grundschema
Ein erstes Schema unterteilt das Spielfeld in der Länge in vier Bereiche und in der Breite in vier Zonen, sodass sich insgesamt 16 Rechtecke ergeben.
a) Bereiche
Jeder Bereich setzt ein anderes Verhalten für die Defensive, aber auch für die Offensive voraus: Im Abwehrbereich sind bei eigenem Ballbesitz alle Aktionen, die mit Risiko verbunden sind [hohe Pässe, Dribblings in räumlicher Enge, fahrlässige (Quer-)Pässe], zu unterlassen, da von hier aus das eigene Tor direkt unter Druck gesetzt werden kann, falls der Ball an den Gegner verloren geht. Bei gegnerischem Ballbesitz erfolgt eine enge Deckung, wobei vor allem das Zentrum zugestellt werden muss. Die Grenze des Abwehr- zum Aufbaubereich wird auch als 23m-Linie be-zeichnet, ab der von Raum- in die Manndeckung gewechselt wird.
Im Aufbaubereich sollte möglichst ebenfalls auf hohe Bälle verzichtet und Dribblings nur bei tatsächlich zu erwartendem Erfolg gestartet werden. Hier gilt es, einen sicheren Spielaufbau durch kurze und flache Pässe zu gewährleisten. In diesem Bereich wird der Raum bei gegnerischem Ballbesitz stark verengt, sodass im Pressing agiert werden kann.
Der Pressingbereich lässt bei eigenem Ballbesitz Risiken ohne unnützen Aufwand zu. Das heißt, dass hier bereits das Vorbereiten von Abschlussversuchen über Tempowechsel gestartet werden kann. Spätestens hier sollte regelmäßig das Pressing durch den oder die Stürmer gestartet werden, um den Gegner früh am Spielaufbau zu hindern.
Das Spielen im Angriffsbereich erfordert keine allzu hohen Vorsichtsmaßnahmen. Hier kann ins Dribbling gegangen, Pässe in die Tiefe gespielt und Torabschlüsse gesucht werden. Im Angriffsbereich wird nur dann im Pressing attackiert, wenn der Gegner keine Möglichkeit hat, per kontrolliertem Flachpässen nach vorne zu spielen oder wenn viele Spieler der verteidigenden Mannschaft in der Nähe des Angriffsbereichs stehen.
b) Zonen
Das Verhalten für die einzelnen Zonen richtet sich nach dem Ort des Balls. Bei gegnerischem Ball-besitz wird in den ballnahen Zonen Überzahl geschaffen, während die ballferne Zone unbesetzt bleibt. Dabei sollten optimalerweise höchstens zwei Bereiche und maximal drei Zonen je Bereich besetzt sein.
Bei eigenem Ballbesitz werden mehrere Linien in Tiefe und Breite gebildet, sodass zwei oder drei Bereiche besetzt sind, wobei in den beiden jeweils vorderen Bereichen jede Zone besetzt sein sollte.
Also wird das Feld bei gegnerischem Ballbesitz eng und kurz gemacht; bei eigenem Ballbesitz breit und tief.
2. Löw’sches Schema
Daneben gibt es eine weitere Möglichkeit, die beispielsweise von Joachim Löw bei der deutschen Nationalmannschaft angewendet wird. Dabei wird das Feld in der Länge in sechs Bereiche und in der Breite in drei Zonen eingeteilt, sodass 18 Rechtecke entstehen. Alle Rechtecke sind gleich groß und werden durchnummeriert.
Die sechs Bereiche lassen sich derart zusam-menstellen, dass sie Drittel ergeben. Im Ab-wehrdrittel (Rechtecke I-VI) gilt das zum Abwehr-bereich gesagte entsprechend, im Mitteldrittel (VII-XII) gelten die Verhaltensweisen des Pressing-bereichs und im Angriffsdrittel (XIII-XVIII) wird wie im Angriffsbereich verfahren.
Wählt man dieses Schema, soll in der Breite möglichst jedes Rechteck bereits besetzt oder zumindest unverzüglich besetzbar sein. Für Rechteck II ist der Torhüter zuständig, wodurch er angehalten ist, nicht auf der Linie zu verweilen, sondern aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen.
3. van Gaal’sches Schema
Eine dritte Variante zur Raumaufteilung nutzt Louis van Gaal. Er verbindet die Ideen der ersten beiden Raumaufteilungsschemata. Auch van Gaal unterteilt das Feld in 18 Zonen; erfasst die gesamte Breite des Strafraums jedoch als Maßgabe für die Mittelzonen. Auf diese Weise sind die Mittelzonen breiter, weshalb die äußeren Zonen, im Gegensatz zum Löw-Schema, gänzlich frei gelassen werden können, wenn der Ball im Zentrum ist. Für jede Zone gelten eigene grundlegende Regeln hinsichtlich der taktischen Maßnahmen.
Hierbei zeigt sich, dass sich in den äußeren Zonen (7-12) grundsätzlich stärker auf Pressing, Ballhalten und Zug zum Tor konzentriert werden soll. Dies beruht auf der Tatsache, dass von dort weniger Gefahr für das eigene Tor ausgeht, sodass mehr auf Risiko gespielt werden kann. In den Mittelzonen herrscht hingegen der Sinn nach Sicherheit über das Verschieben, das Ballhalten und schließlich auch das Pressing. Während hinten auf Grätschen und Tacklings verzichtet werden soll, um somit möglichen Frei- und Strafstößen vorzubeugen, soll vorne der Abschluss gesucht werden. In den Zonen 3-5 stehen jeweils das Ballhalten und das Pressing im Vordergrund. Dies verdeutlicht die Bedeutung des eigenen Ballbesitzes im Mitteldrittel.
Allerdings sind die hier empfohlenen taktischen Mittel pauschalisiert. Ein kontrollierter Spielaufbau sollte überall auf dem Feld angestrebt werden, während der Befreiungsschlag lediglich als "ultima Ratio" gelten sollte. Wer den Ball unkontrolliert vom eigenen Tor wegspielt, wird regelmäßig unverzüglich erneut gegnerischem Druck gegenüberstehen.
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Aufrufe: 47469 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 7 | Erstellt:12.09.2012
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1. Sind die 16 Rechtecke des Grundschemas identisch groß, egal wo auf dem Feld? In Teil2 klingt es so, als wären die äußeren Rechtecke schmaler? Wenn ich exakt sechzehntelteile, erhalte ich bei 105*68m Fußballfeldgröße 26,25*17m.
2. Heißt das, dass die äußeren Ecken-Rechtecke in erster/letzter Zonenreihe inner- wie außerhalb des Strafraums verlaufen? Strafraum =40m breit; 68m-40m=28m, d.h. links und rechts vom Strafraum je 14m hin zur Außenlinie. Wären alle Rechtecke 17m breit, müssten die äußeren Ecken-Rechtecke 3m in den Strafraum hinein- und bei 26,25m eben rund 10m darüber hinausragen. Oder?
3. Das führt mich zur nächsten Frage bzgl. 23m-Linie: Wenn ich eine Fußballhälfte halbiere, komme ich wie gesagt auf 26,25m, auf eine fiktive Querlinie etwa10m vor dem Strafraum. Wird jetzt die 23m-Linie noch hinzu imaginiert oder soll sie mit der ersten/letzten Querlinie übereinstimmen?
Penibel nachgefragt, A) zwecks Vorstellung en detail überhaupt und B) VAGER(!) Ideen für eine Verbrettspielung nach solch taktischer Raumaufteilung. "Rasenschach" quasi....