Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon
Frage: "Was ist passiert, wie haben Sie sich die Rückenverletzung zugezogen?"
Dominic Thiem: "Ich bin im ersten Satz ausgerutscht und mich hat es zusammengestaucht. Danach tat mir der obere Rücken weh. Und das ist im Verlauf des Matches langsam immer schlechter geworden. Ich habe dann langsamer servieren können. Im dritten Satz habe ich den Physio geholt, aber das hat auch nicht wirklich geholfen. Es hat dann keinen Sinn mehr gemacht, zu Ende zu spielen."
Frage: "Wie schwerwiegend ist die Blessur?"
Dominic Thiem: "Ich glaube nicht, dass es was Schlimmes ist. Es war ja kein plötzlicher Schmerz, sondern ist immer langsamer schlechter geworden. Ein-, zweimal hatte ich Probleme mit dem Halswirbel, als ich jünger war. Aber ich glaube, diesmal ist es eher muskulär und rührt vom Sturz her."
Nicht aufgeben? "Das wäre eine Verhöhnung des Gegners gewesen"
Frage: "Sie hatten in den vergangenen Tagen erzählt, dass Sie auf Rasen gut trainiert haben. Wie enttäuscht sind Sie jetzt?"
Dominic Thiem: "Ich kann sagen, dass es heute auch ohne Schmerzen sehr schwer geworden wäre, zu gewinnen. Natürlich ist es bitter, aber Wimbledon ist sicher mein schwächster Grand Slam. Dann kann immer viel passieren - positiv wie negativ. Dieses Mal war es halt negativ. Es ist für mich aber verschmerzbarer als bei den anderen Slams."
Frage: "Ist der Frust größer, wenn man aufgeben muss - oder wenn man verliert?"
Dominic Thiem: "Aufgeben ist immer scheiße. Für einen selbst, aber auch für den Gegner. weil man ihm irgendwie das Sieggefühl nimmt. Ich wollte nicht aufgeben, auf keinen Fall. Aber andererseits hätte es nichts gebracht, fertig zu spielen. Das wäre nur eine Verhöhnung von mir selbst, eine Verhöhnung des Gegners und eine Verhöhnung der Zuschauer gewesen. Deshalb habe ich es beendet. Trotzdem ist es jedes Mal wieder ein Scheiß-Gefühl, wenn man ein Match aufgibt."
Nächste Turnierstarts in Hamburg und Kitzbühel nicht in Gefahr
Frage: "Sind Ihre nächsten Turnierstarts in Gefahr?"
Dominic Thiem: "Nein, die sind sicher nicht in Gefahr. Für die nächsten Turniere ist es vielleicht sogar besser, wenn ich ein bisschen Pause habe. In der zweiten Jahreshälfte habe ich ja wieder einen ziemlich dichten Plan. Es ist das erste Mal, dass ich mich auf Hamburg und Kitzbühel gut vorbereiten kann. Deshalb birgt es vielleicht sogar einen kleinen Vorteil..."
Frage: "Ihr Kumpel Dennis Novak hat als Qualifikant die zweite Runde erreicht und spielt am Mittwoch gegen den Franzosen Lucas Pouille. Stehen Sie mit Dennis auch hier in Kontakt?"
Dominic Thiem: "Wir haben immer Kontakt. Das er gewonnen hat, ist eine super Sache, ich freue mich so sehr für ihn. Und ich denke, dass seine Reise hier noch nicht zu Ende ist, und er auch gegen Pouille gute Chancen hat."
Quali für das ATP-Finale: "Das sollte ich eigentlich schaffen"
Frage: "Werden Sie sich sein Match am Mittwoch anschauen?"
Dominic Thiem: "Wenn ich noch nicht nach Hause fliege, werde ich es mir sicher anschauen."
Frage: "Sie haben die anstehende zweite Turnierhälfte angesprochen. Ist das vorrangige Ziel, sich wieder für das ATP-Finale in London zu qualifizieren?"
Dominic Thiem: "Das habe ich nur halb im Kopf. Wenn ich halbwegs normal spiele und nicht irgend etwas Schlimmes passiert, sollte ich das eigentlich schaffen. 4000 Punkte werden mindestens nötig sein, um nach London zu kommen. Und die werde ich sicher machen, aber das ist jetzt nicht das primäre Ziel."
Frage: "Sondern...?"
Dominic Thiem: "Im letzten Jahr war es bis zu den US Open okay, aber danach habe ich nur noch zwei Matches gewonnen. Das will ich besser machen, damit ich bis zum absoluten Ende der Saison gut spiele. Vor allem auch tennis- und leistungsmäßig - und nicht so wie im letzten Jahr, wo es teilweise wirklich schlecht war. Auch aus diesem Grund ist es wahrscheinlich nicht schlecht, dass ich jetzt ein bisschen Zeit habe..."
Zu wenig Entspannung nach Paris? "Ich habe gelernt für die nächsten Jahre"
Frage: "Nach dem verlorenen Roland-Garros-Finale gegen Rafael Nadal haben Sie nur wenige Tage entspannt. Haben Sie zu früh wieder begonnen?"
Dominic Thiem: "Ob mein Start in Halle/Westfalen intelligent war, das stelle ich definitiv in Frage. Das ist sicher zu früh gekommen. Rafa hat in Queens auch rausgezogen, das wäre sicher auch bei mir gescheiter gewesen. Das habe ich gelernt für die nächsten Jahre..."