Fünf Spieltage sind jetzt also vorbei und im Prinzip hat man sich an die Tabelle doch gewöhnt. Um die internationalen Plätze streiten sich die Nissan Micras der Liga, während sich im Keller die Porsches dieses Landes ein Furcht erregendes Destruction-Derby um die Relegation liefern. Und die Bayern? Haben sich beim Einparken in die Rekordmeister-Parklücke den Bentley zerkratzt. Sieht nicht mehr so flott aus wie früher, aber irgendwie kommt man damit noch voran.
Vom Winde verweht
Fassen wir zusammen: Die Liga ist langweilig. Ihr Esprit verflogen wie ein einsamer bayerischer Eckstoß im Wind von Sinsheim. Höchste Zeit in eine gediegene Herbstdepression von Cottbusschen Ausmaßen zu verfallen. Wie bitte? Cottbus spielt gerade attraktiven Fußball? Naja gut, passt ja irgendwie. Und nächstes Jahr liefern sich dann die Lausitzer ein schmuckes 5:5 gegen die Meistermännchen von Thomas Tuchel - und Schalke ermauert sich ein -1:0 gegen Werder Bremen im Topspiel der Zweiten Liga. Das Bittere daran: Es ist so realistisch, dass man nicht einmal mehr Witze drüber reißen kann.
In diesem Sinne: Lest Ihr mal bitte die besten Blogartikel der letzten Woche - ich mache mir jetzt einen heißen Hollunderblütentee, lass die Rolläden runter und höre mit einem Waschlappen auf den Augen Depeche Mode.
Bayern: Dusel? Hatten die anderen!
"Wenn jetzt die üblichen Verdächtigen erneut vom Bayern-Dusel sprechen, weil wir kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielten - ausgerechnet van Buyten - dann lass ich das mal so stehen. Wem es damit besser geht - in Ordnung. Für alle anderen: Dusel hatten in den letzten Wochen zumeist die anderen, wenn die Bayern offensiv reihenweise ihre Chancen auf übelste Art versiebten und somit fast den Negativrekord ohne Torerfolg überboten."Breitnigge: Die gerechte Strafe für die TSG Mittelalter
St.Pauli-HSV: Mit Bernd Hoffmann in der U-Bahn
"Nach dem Spiel gab es noch eine kleine Einkessungsaktion zwischen Gästeblock und Feldstraße, man treib uns dann im Mob irgendwohin... Wo, wußte ich nicht. Außerdem waren Wasserwerfer am Start und ich hatte kein Duschgel mit... Da hatte ich dann nicht so wirklich viel Lust zu, ich war schließlich mit Nedfuller verabredet. Ich hab mich dann heimlich abgesetzt und bin rüber zur U St. Pauli - und wer geht wenige Meter vor mir? Katja Kraus und Bernd Hoffmann. Unser Präsident fuhr dann sogar mit der U-Bahn nach Hause. Irgendwie ziemlich lässig."Pleitegeiger: Hey, hey, hey, hier kommt Mladen
VfB: Bälle, wir brauchen Bälle!
"Man muss die Feste auch mal genau dann feiern, wenn sie fallen, und am Samstag fiel definitiv eines. Das dürfte Pavel Pogrebnyak auch so sehen, dessen Ballgeschenk für den Sohn allenthalben thematisiert wurde - leider blieb sein vorangegangener Sprint zum Schiedsrichter meist außen vor, dabei stand er doch sinnbildlich für Pogrebnyaks bereits am Donnerstag vor Augen geführte Entschlossenheit bei der Balleroberung. Da mochte sich selbst Markus Wingenbach nicht widersetzen, nachdem er sich während des Spiels noch bei jedem Freistoßpfiff in ronaldianischer Cowboy-Manier an den Ort des Geschehens gestellt hatte, als wolle er gleich selbst einnetzen. Was ja am Samstag gar nicht nötig war - das hat der VfB schon selbst erledigt."Angedacht: Derbysieg!
Eintracht: Kollektive Verklemmung
"Wenn's anderswo nicht ganz rund läuft, dann brennt der Baum. Aber mal richtig. Bei der Eintracht hingegen sieht das so aus: Ein Stürmer, der in jüngster Vergangenheit auf dem Platz keine Rolle spielte, kommt zum Training. Ein Lokalreporter hält ihm das Mikro unter die Nase, und fragt, ganz investigativ, wo es denn im Moment bei der Eintracht klemmt. Da bekommt er von Ioannis Amanatidis zur Antwort, er möge doch bitte die Leute hier fragen (deutet auf fünf der Kiebitze, die immer da sind), sagt, die müssen schließlich immer beim ersten Training vor der Kamera stehen, und bekommt dann von einem der Herren zu hören, die da (Armbewegung in Richtung Trainingsgelände), haben "all kei Eier in de Hos".Der anschließende Dialog von Amanatidis mit dem Zuschauer wird leider von der Stimme des Kommentators überlagert, nur das Finale kommt wieder rüber. Zuschauer: "Dafür biste Profi. Des is dei Pflicht, dadevor dich uffzustelle". Und der Grieche: "Geh nach Hause". Wir lassen uns nicht treiben."
Blog-G: So ist das halt in Frankfurt
KSC: Die Fansicht auf die Mitgliederversammlung
"Über den Verlauf der Veranstaltung ist in der Zwischenzeit sehr viel geschrieben worden und wie gewohnt drehen sich die Damen und Herren der schreibenden Zunft die Veranstaltung und deren Verlauf bzw. auch die dargelegten Fakten so zurecht, wie man sie am besten verkaufen kann. "Gegen-Gerade-Jetzt" möchte sich daher auf eine etwas andere Aufarbeitung der Geschehnisse machen und eine Art Stichwortverzeichnis der Veranstaltung anlegen. [...]J wie Jubel
Ob dies angesichts einer derartigen Entscheidung angebracht war, muss jeder für sich selbst beurteilen, falls man überhaupt in der Lage ist, die Tragweite der Entscheidung zu verstehen.
Frenetisch wie nach einem Derby-Sieg gegen den VFB, ist aber definitiv nicht angebracht.
K wie Kölmel
Klar waren die Redezeiten in der Aussprache begrenzt und klar auch, dass dies für jedes Mitglied gelten sollte, aber wenn uns Herr Kölmel gerade darlegt, dass der KSC in der Vergangenheit Hunderttausende Euro an Anwaltskosten produziert hat, sollte man ihm nicht mitten im Satz das Mikro abdrehen. Auch dann nicht, wenn Herr Siegfried König mir erhobenem Arm auf seine Armbanduhr tippend die überschrittene Redezeit an mahnt."
Gegen-Gerade-Jetzt: MGV 2010 - Rien ne vas plus
Fortuna: Schicksalsspiel am 5.Spieltag
"Jetzt schlägt es wirklich 13. So kann und darf es nicht weitergehen. Wie kann man sich im Stile einer Schülermannschaft durch die Saison quälen? Hier ist jetzt Norbert Meier gefordert die notwendigen Schritte einzuleiten. Morgen in Ingolstadt steht wirklich, und es fällt mir echt schwer dass am 5. Spieltag schon zu schreiben, eine richtungweisendes Spiel an.Holen wir auch [heute] keine Punkte dann gute Nacht."
Der Fortuna-Blog: Schluss mit Lustig
Hertha: Statt Leidbild dieses Jahr Leitbild
"Gestern Abend erreichte uns eine Mail, die uns über ein Projekt der "TSP-Herthaner machen sich Gedanken" informierte. Herthaner machen sich Gedanken? Klingt gut. Es geht dabei um ein Leitbild für Hertha BSC, das im Frühjahr von acht Usern erstellt wurde, die sich über die Kommentar-Möglichkeiten des Tagesspiegels (they call it "Forum") kennen gelernt haben. [...]Insgesamt kann man hier also nicht von einem Leitbild sprechen. Vielmehr handelt es sich um einen großen Katalog von Wünschen, die konsensorientiert weichgespült präsentiert werden. Dagegen wäre ja nichts einzuwenden. Aber die Wunschliste wird halt als Leitbild verkauft und dann muss die Kritik eben geübt werden, dass hier reichlich realitätsfern schwadroniert wird."
Hertha BSC Blog: Leitbild oder Wunschkonzert?
Was man außerdem unbedingt lesen sollte:
"Bundesliga" muss von "Buddhismus" kommen - oder wie sonst erklärt ihr mir, dass die Zyklen der Alibis vom Trainer Baade so genau zutreffen? Und die Kuriositäten hören nicht auf. Warum es wohl gleich zwei Spieler gibt, die sich "3000.Bundesligatorschütze" nennen dürfen, erklärt das Bildblog. Zum Schluss werden wir ausnahmsweise mal höchst niveauvoll. Schuld daran: Rotundschwarz und seine Erklärung darüber was Schopenhauer mit der Eintracht gemeinsam hat.
Die nächste Blogschau erscheint am nächsten Mittwoch, den 29. September. Alle früheren Ausgaben finden Sie im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau
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