"Würden gegen NBA-Teams mithalten"

Milos Teodosic stand mit Serbien im WM-Finale gegen die USA
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SPOX: Sie selbst haben individuelle Preise gewonnen, aber noch nie einen großen internationalen Titel. 2012 standen Sie kurz davor: Im denkwürdigen Euroleague-Finale gegen Olympiakos spielten Sie MVP-reif - doch es folgte der Einbruch und eine der bittersten Niederlagen überhaupt. Wie oft denken Sie daran zurück?

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Teodosic: Ich kann bis heute diesen Abend nicht vergessen. Eigentlich war es nur ein Spiel und irgendwie auch viel mehr als das. Wir hörten zehn Minuten vor dem Ende einfach auf und ließen uns den 19-Punkte-Vorsprung aus der Hand gleiten. Daraus habe ich viel gelernt. Ich weiß jetzt, dass man bis zum letzten Spielzug alles geben muss und dass man sich nie zurücklehnen darf. Diese Erinnerung ist ein Mahnmal für mich.

SPOX: In der Saison darauf wurde der Trainerstab ausgetauscht, unter anderem kam der damals namenlose Assistent Quin Snyder, der nun die Utah Jazz als Headcoach verantwortet. Snyder sagte jüngst: "Milos ist der beste Passgeber des Planeten."

Teodosic: Ich habe das Zitat gelesen, und ich werde ihn kontaktieren, um mich zu bedanken. Quin ist ein toller Mensch und ein toller Coach und ich fühlte mich ihm sehr verbunden, obwohl wir nur ein Jahr zusammenarbeiteten. Als er zurück in die Vereinigten Staaten ging, war ich sehr traurig. Er hat sich sehr um mich gekümmert und ich war mir sicher, dass er es mit seiner Ansprache und seiner Kompetenz als Headcoach in die NBA schafft und Erfolge feiern wird.

SPOX: Snyders Aussage über Sie sorgte für Aufsehen. Nachdem sie bei ZSKA bis 2017 verlängert haben: Ist ein Wechsel in die NBA für immer ausgeschlossen? Sie hätten sich im Sommer 2014 als Vertragsloser den NBA-Klub aussuchen können und nicht in Moskau bleiben müssen.

Teodosic: Zurzeit denke ich nicht einmal ansatzweise an die NBA. Ich bin in meiner ersten Saison eines Drei-Jahres-Vertrags und wenn dieser ausläuft, bin ich 30 Jahre alt. Ob das ein Ausschlusskriterium ist, weiß ich nicht. Vielleicht ja, vielleicht nein. Vielleicht bin ich zu alt und keiner will mich. Vielleicht läuft es wie bei Pablo Prigioni, der mit 35 rüberging und dort trotz des Alters guten Basketball spielt.

SPOX: Wie sehen Sie den Leistungsstand zwischen der NBA und Euroleague? Waren die Siege von ZSKA gegen Minnesota 2013 und Alba gegen San Antonio 2014 die Indizien, dass eine Angleichung stattfindet?

Teodosic: Vor 10, 15 Jahren gab es einen großen, sehr großen Unterschied, der nicht wegzudiskutieren war. Seitdem lässt sich allerdings eine schrittweise Annährung beobachten. Ich weiß nicht, ob die NBA schwächer oder die Euroleague stärker wurde, doch es ist auffällig. Vor einigen Jahren haben es selbst die allerbesten Euroleague-Spieler nicht geschafft, in der NBA Minuten zu bekommen. Jetzt gehen junge Spieler aus Europa rüber und setzen sich locker durch. Wer hätte das früher gedacht? Deswegen bin ich überzeugt, dass es zwischen den Ligen viel ausgeglichener ist. Wenn man die NBA und die Euroleague in eine Liga mischt, glaube ich, dass die Top 7 der NBA weiter unantastbar und dominant wären - aber alle Teams dahinter für Euroleague-Teams besiegbar sind und wir mithalten würden.

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SPOX: Allerdings wird von vielen weiterhin der NBA-Basketball als Ideal verstanden. Das zeigt sich vor allem auf Ihrer Position des Point Guards. Die europäischen Topteams besetzen die Spielmacher-Position häufig mit US-Amerikanern, die klein und dafür athletisch sind und viel scoren. Sie hingegen verkörpern die klassische europäische Point-Guard-Schule: Nicht ganz so athletisch, dafür groß und mit dem Gespür für den Pass. Finden Sie es schade, dass Ihre Gattung langsam ausstirbt? Mit Dimitrios Diamantidis nährt sich einer der Letzten dem Karriereende.

Teodosic: Das ist kein NBA/Europa-Phänomen, sondern eher ein generelles Phänomen. In der NBA gab es ebenfalls Vertreter der alten Schule wie Steve Nash und Jason Kidd. Die beiden habe ich als Teenager genau wie die europäischen Point Guards bewundert und mir viel abgeschaut. Heutzutage sind wir klar in der Minderheit, in Europa gibt es vielleicht noch drei, vier Point Guards dieser Art. Der Rest setzt sehr auf Physis - wobei ich es nicht schlimm finde. Es ist, wie es ist. Und ich muss mich den Gegebenheiten anpassen und Wege finden, dennoch meinen eigenen Stil durchzuziehen.

SPOX: Was halten Sie davon, dass abgesehen von Serbien sehr viele osteuropäische Länder für ihre Nationalmannschaft US-amerikanische Point Guards einbürgern?

Teodosic: Rational kann ich es verstehen. Sie wollen eben etwas gewinnen und nicht immer verlieren, deswegen holen Sie sich Hilfe. Persönlich finde ich es hingegen sehr schade. Im Sport sollte die Einstellung zählen: "Egal was passiert, ich kämpfe nur mit dem, was ich habe!" Daher hoffe ich, dass Serbien niemals einen Amerikaner einbürgert. Das gehört sich nicht, wenn man das Selbstverständnis und die Tradition als Basketball-Land aufrechterhalten möchte. Wir Serben brauchen das nicht. Wir haben unsere Spieler und wir ziehen mit ihnen in jede Schlacht.

SPOX: Erstaunlich in Zeiten der Point-Guard-Flaute: Serbien verfügt nicht nur über Sie, sondern auch über einen zweiten Teodosic. Bayerns Vasilije Micic wird gemeinhin als nächster Milos Teodosic beschrieben. Ist der 21-Jährige wirklich so gut?

Teodosic: Ich kenne ihn sehr gut - und natürlich gibt es große Ähnlichkeiten. Man kann sagen, dass er so spielt wie ich. Micic kreiert für die Mitspieler, er versucht mit Pässen zu überraschen und ihm gefallen Pick'N'Rolls. Er ist mit Abstand eines der größten Talente der letzten zehn Jahre. Ich habe ihn in letzter Zeit häufig beobachtet und mir gefällt jetzt schon, was ich sehe. Und er kann noch viel besser werden, wenn er erfahrener ist. Der Weg zu den Bayern war die richtige Entscheidung und Svetislav Pesic ist der perfekte Trainer für ihn.

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SPOX: Im SPOX-Interview von 2012 erklärten Sie, dass Sie ein großer Pesic-Fan seien und irgendwann unter ihm spielen wollen würden. Ist ein Wechsel zu den Bayern theoretisch denkbar?

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Teodosic: Es ist auffällig, wie sich die Bundesliga jedes Jahr steigert. Dass Alba Berlin bis zum letzten Top-16-Spieltag sogar die Chance auf das Viertelfinale hatte und gleichzeitig in der BBL nicht einmal Erster ist, zeigt die Stärke der Liga. Und sie wird noch stärker, davon bin ich felsenfest überzeugt. Es ist nicht unrealistisch, dass die Bayern in absehbarer Zukunft ein Budget besitzen, um ernsthaft den Euroleague-Sieg als Ziel auszugeben. Von daher: Man weiß nie, was passiert und wohin es einen führen kann. Ich will es definitiv nicht ausschließen.

SPOX: Eine Rückkehr nach Deutschland steht für Sie im Herbst dieses Jahres an, wenn Sie mit Serbien in der EM-Vorrunde unter anderem auf das DBB-Team treffen. Dabei kommt es zum Duell mit Dennis Schröder. Kennen Sie ihn?

Teodosic: Ich habe ihn leider noch nicht selbst gesehen, aber ich hörte schon viele gute Sachen über ihn. Ich freue mich schon, gegen ihn anzutreten.

SPOX: Obwohl es ihm kaum jemand zugetraut hatte, wollte Schröder mit aller Vehemenz in die NBA. Selbst Wunderkind Mario Hezonja möchte unbedingt in die USA, obwohl er in Barcelona unter Vertrag steht, und sprach zuletzt darüber, dass er der Nummer-eins-Pick beim Draft 2015 sein sollte. Auch wenn er die Aussage nun dementiert: Wie ist Ihre Meinung zur nach wie vor herrschenden NBA-Fixiertheit?

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Teodosic: Ich finde das nicht schlimm, selbst wenn Hezonja es wirklich gesagt hat. Er besitzt sehr großes Selbstvertrauen, das steht außer Frage. Doch er besitzt auch sehr großes Talent und wenn er in Barcelona Minuten bekommt, spielt er immer gut. Wenn er also der Meinung ist, dass er der Nummer-eins-Pick ist, dann sehe ich das nicht negativ, sondern erstmal positiv. Ohne Selbstvertrauen erreicht man im Basketball nichts. Ich weiß nicht, ob er wirklich als Erster gezogen wird, aber er landet definitiv in den Top 10.

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