Adler Mannheim (7) vs. Nürnberg Ice Tigers (10)
Saisonbilanz: 3-1 (2:1, 0:3, 2:1, 2:1 SO)
Ausgangslage: Der Liga-Krösus aus Mannheim startete wieder als einer der Topfavoriten in die Saison, aber zum wiederholten Male enttäuschten die Adler in der regulären Saison. Über weite Strecken enttäuschten sie sogar massiv. Keine Mannschaft hat in der gesamten DEL weniger Tore geschossen als Mannheim (2,52 pro Spiel). Ein Grund: Das Powerplay verdient seinen Namen nicht.
Ein Blick auf die Scorerliste der DEL zeigt das ganze Ausmaß des offensiven Dilemmas: Der beste Adler heißt Mario Scalzo, liegt mit mageren 32 Punkten auf Rang 61 und hat am Wochenende zum ersten Mal seit dem 14. Januar wieder das Tor getroffen. Und: Er ist von Beruf Verteidiger. Zu allem Überfluss ist Craig MacDonald, der punktbeste Stürmer der Adler, nach seiner dritten großen Strafe der Saison im ersten Pre-Playoff-Spiel gesperrt. Positiv: Die beiden Ex-NHL-Cracks Steven Reinprecht und Nicholas Dimitrakos, die während der Saison verpflichtet wurden, haben zumindest etwas mehr Firepower ins Spiel gebracht. Außerdem entwickelt sich der junge Matthias Plachta prächtig.
Die Ice Tigers lagen dank ihres kompakten Team-Eishockeys lange auf Top-6-Kurs, sind dann aber in der letzten Saisonphase gnadenlos eingebrochen. Nur zwei Siege aus den letzten elf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Hätten die Hamburg Freezers ihr letztes Saisonspiel gewonnen, wäre Nürnberg am letzten Spieltag sogar noch aus den Top 10 gefallen. Wie bei den Adlern hapert es auch bei den Ice Tigers vor allem im Angriff. Bei den letzten vier Niederlagen hat Nürnberg zusammengerechnet sechs Tore geschossen. Die Schwäche im Angriff hat im Laufe der Zeit auch dazu geführt, dass die ungeheuer unter Druck stehende Defensive nicht mehr so gut agiert wie noch zu Beginn der Saison. Vor allem Goalie Patrick Ehelechner ist nicht mehr der Fels in der Brandung, der er schon mal war.
Players to watch: Wo würden die Adler nur ohne Freddy Brathwaite stehen? Auf keinen Fall in den Playoffs - so viel steht fest. Nur dank des 38-jährigen Hexers im Tor sind die Mannheimer noch nicht im Urlaub. Brathwaite ist und bleibt die Lebensversicherung der Adler und der größte Trumpf im Duell mit den Ice Tigers. Auf Seiten der Nürnberger lastet viel Druck auf den Schultern von Eric Chouinard. Der Kanadier schloss die Saison in den Top 10 der DEL-Scorerliste ab und ist der mit Abstand gefährlichste Spieler im Team von Andreas Brockmann. Bemerkenswert: In einem Team, dessen kumulierter Plus-Minus-Wert bei -78 steht, liegt Chouinard bei einem beeindruckenden Wert von +17.
Prognose: Viele Tore sollte man hier nicht erwarten. Beide Teams haben riesige Probleme im Angriff. In den vier Duellen in der regulären Saison fielen zwischen Mannheim und Nürnberg nie mehr als drei Tore. Es gibt eine Abwehrschlacht - mit dem besseren Ende für die Adler. Nürnberg kommt mit null Momentum in die Playoffs, außerdem ist Brathwaite der bessere Goalie. Mannheim in 2.
EHC München (8) vs. Kölner Haie (9)
Saisonbilanz: 3-1 (5:4, 6:5 SO, 4:5, 5:2)
Ausgangslage: Der EHC München ist die große Überraschung der DEL-Saison. Wie sich der Aufsteiger präsentierte, wie er vor allem allen Verletzungsproblemen trotzte, war beeindruckend. Umso bitterer war jetzt die Niederlage gegen Ingolstadt am letzten Spieltag, durch die man den vorzeitigen Viertelfinal-Einzug verpasste. Sich die ganze Saison in den Top 6 zu halten und dann kurz vor Schluss herausgekegelt zu werden - das tut extrem weh. Dennoch bleibt auch der achte Rang ein Riesenerfolg für die Münchener, die den zweitbesten Angriff der DEL stellen. 161 Tore erzielte der EHC. Ein Top-Wert, den man allerdings auch benötigte, denn in der Verteidigung offenbarte das Team von Pat Cortina immer wieder Schwächen (163 Gegentore).
Keeper Sebastian Elwing hat bewiesen, dass er prinzipiell DEL-Format hat, zeigte aber auch deutliche Schwankungen in seinen Leistungen. Mal hielt er herausragend, dann machte er wieder ein schlechtes Spiel und fing sich mitunter ganz böse Gegentore. Während Münchens Playoff-Einzug zu erwarten war, ist es nach dem erbärmlichen Saisonstart fast schon eine Sensation, dass die Haie es noch gepackt haben. Unter Bill Stewart war die Lage katastrophal, aber seit dem Trainerwechsel hat sich in Köln einiges getan. Unter Coach Niklas Sundblad haben die Haie eine Aufholjagd gestartet und kommen mit viel Schwung in die Playoffs.
Wenn man die Wende in Köln mit einer Person verbinden will, kommt man an Danny Aus den Birken nicht vorbei. Nach den Wahnsinns-Flops auf der Goalie-Position mit den Namen Adam Dennis und Wade Dubielewicz kam Aus den Birken und hat die Saison der Haie mit seinen Paraden fast im Alleingang gerettet. Ansonsten ähneln die Haie sehr ihrem Gegner aus München. Einer Top-Offense (159 Tore) steht eine oftmals löchrige Abwehr gegenüber (162 Gegentore).
Players to watch: Das größte Problem des EHC: Die Verletzungsprobleme haben einen Punkt erreicht, an dem sie fast nicht mehr zu kompensieren sind. Mit Ryan Ready und Shootingstar Martin Buchwieser fallen zwei absolute Schlüsselspieler aus. Heißt im Umkehrschluss, dass Topscorer Eric Schneider, der ohnehin schon eine überragende Saison spielt, noch einmal eine Schippe drauflegen muss. Bei den Haien befindet sich Matt Pettinger in Topform. Es war kein Zufall, dass der Kanadier in Iserlohn das entscheidende Tor zum Playoff-Einzug schoss. Nicht jeder Neuzugang, den Stewart nach Köln holte, ist ein Flop.
Prognose: Es ist das totale Gegenteil zum Mannheim-Nürnberg-Matchup. Zwischen München und Köln könnte es eine echte Offensiv-Show geben. Es wird eng, aber für die Haie spricht ihr Lauf (sechs Siege aus den letzten acht Spielen). Wenn man nur die letzten Monate nimmt, ist Köln die beste Mannschaft der Liga. Köln in 3.
Die Pre-Playoffs im Überblick