"Dann muss eine Schlaftablette her"

Russland statt Geisterbahn: Felix Schütz ist zurück in Wladiwostok
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SPOX: Spielt neben dem Jetlag in Sachen Fliegen in Russland auch für Sie persönlich das Thema Sicherheit eine Rolle? Aus deutscher Sicht hat man da zugegebenermaßen ein paar Vorurteile.

Schütz: Bevor ich das erst Mal hingegangen bin, war das kein Thema. Aber wir sind mal in einen Schneesturm geraten und der Flieger wurde mächtig durchgerüttelt. Da wird es einem schon mulmig. Eines darf man aber nicht vergessen: Die Russen fliegen auch nicht erst seit vorgestern. Generell ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, sehr gering. Aber es gibt natürlich ein trauriges Beispiel.

SPOX: Sie meinen Robert Dietrich, der 2011 mit seinem Verein Lokomotive Jaroslawl abstürzte und wie seine Mitspieler ums Leben kam.

Schütz: Robert war ein guter Freund von mir, entsprechend tief saß bei mir damals der Schock. Seine Eltern und seine Freundin leiden heute noch. Ein paar Tage vor dem Unglück hatte ich noch mit Robert telefoniert. "Alles ist bestens", hat er gesagt. Trotzdem muss man sich klar machen, dass überall auf der Welt etwas passieren kann.

SPOX: Nach so einem Thema ist es unmöglich, einen passenden Übergang zu finden. Deshalb sei der harte Schnitt verziehen und wir blicken noch einmal auf Ihre kurze Zeit in München zurück. Wie bewerten Sie diese?

Schütz: Der EHC ist hervorragend organisiert, ich bin super vom Team aufgenommen worden. Die Situation war natürlich nicht leicht für beide Seiten, aber am Schluss war alles okay, so wie es gelaufen ist. Ich will mich an dieser Stelle noch mal für die tolle Zeit bedanken. Gerade bei Manager Christian Winkler, der sich wochenlang sehr bemühte, um einen Vertrag hinzubekommen. Ich wünsche den Münchnern alles Gute für die restliche Saison.

SPOX: Für den EHC läuft es rund. Trauen Sie den Bullen die Meisterschaft zu?

Schütz: Es gibt natürlich ein paar Teams, die Meister werden wollen, weil sie gute Voraussetzungen haben. Mit Red Bull im Rücken gehört natürlich auch München zu den Teams, die das Zeug dazu haben, den Titel zu holen. Der Kader, die Organisation, das Management, der Trainer - das passt ganz gut zusammen.

SPOX: Im Fußball gibt es immer wieder Anfeindungen gegen Red Bull. Haben Sie das bei Auswärtsspielen mit dem EHC auch erlebt?

Schütz: Im Eishockey ist es anders als im Fußball. Jeder Klub in Deutschland hat irgendwie einen Geldgeber, so etwas wie einen Mäzen. Wahrscheinlich wird deshalb auch eine Marke wie Red Bull nicht als Feindbild angesehen, vielleicht von ein paar Fans einmal abgesehen. Ich habe bei Auswärtsspielen zumindest nichts von Anfeindungen bemerkt, die größer als bei einer anderen Mannschaft gewesen wären. Red Bull unterstützt viele Sportarten und meiner Meinung nach machen sie das top.

SPOX: Lassen Sie uns über das DEB-Team sprechen. Sie haben eines der denkwürdigsten Tore für Deutschland überhaupt erzielt. Das Siegtor in der Overtime gegen die USA im Eröffnungsspiel der Heim-WM vor 78.000 Zuschauern auf Schalke. Eines der größten Highlights Ihrer bisherigen Laufbahn?

Schütz: Das war ein großer Moment für mich. Es war zwar kein Traumtor, aber ein traumhaftes Erlebnis. Da erinnere ich mich noch ganz genau dran. Keiner hatte so viel von uns erwartet und dann ging es bis ins Halbfinale. Diese ganze WM war einfach der Wahnsinn.

SPOX: Der Schläger, mit dem Sie gegen die USA trafen, soll einen gebührenden Platz erhalten haben.

Schütz: Der Schläger ist in Toronto in der Hall of Fame, weil es von den Zuschauern her ein Weltrekordspiel war. Ich selbst hab ihn zwar noch nicht dort gesehen, aber anscheinend stimmt die Geschichte.

SPOX: In den vergangenen Jahren ging es beim DEB bergab, gerade finanziell durchlebt der Verband eine ganz schwierige Zeit. Wie kommt man da wieder raus?

Schütz: Es müssen jetzt alle an einem Strang ziehen, um noch mehr deutsche Spieler noch besser zu entwickeln. Da ist nicht nur der DEB, sondern auch die Liga gefordert. Dann kann man langfristig wieder erfolgreich werden.

SPOX: Tut sich was in dieser Richtung?

Schütz: Da hat sich jetzt längere Zeit nicht wirklich was getan. Aber ich hoffe doch sehr, dass alle verstehen, dass mehr getan werden muss.

SPOX: Einige gute Jungs gibt es ja. Leon Draisaitl oder Tobias Rieder in der NHL beispielsweise. Apropos NHL: Ist das noch ein Traum für Sie?

Schütz: Man hört irgendwann auf, daran zu denken. Klar wäre es immer noch eine tolle Sache, mal in der NHL zu spielen. Aber ein Traum? Das ist es derzeit nicht mehr.

Seite 1: Schütz über Sushi, Jetlag und die russische Mentalität

Seite 2: Schütz über Dietrich, den DEB und sein legendäres Tor

Felix Schütz im Steckbrief

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