Natürlich hat Moritz Müller die Zahl auf dem Zettel. "Es was insgeheim immer ein Ziel von mir", sagt der Nationalmannschaftskapitän im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). 200 Eishockey-Länderspiele: Diese Marke erreicht der 37-Jährige am Samstag - als insgesamt Zehnter.
"Ich hatte immer das Glück, dass ich bei der Nationalmannschaft eine Rolle gefunden habe, in der ich spielerisch funktioniert habe", sagt Müller vor dem WM-Testspiel in Augsburg gegen die Slowakei (17.00 Uhr). Auch mal mit offensiven Aufgaben, mit den Stärken aber vor allem in der Defensive ist der Verteidiger der Kölner Haie seit 17 Jahren Bestandteil der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) - und seit der WM 2019 ihr Kapitän.
Längst hat er sich nicht nur zum Gesicht des Teams, sondern auch zum Sprachrohr seiner Sportart entwickelt. Der gebürtige Frankfurter, der als Jugendlicher in Köln in der Jugendherberge wohnte und im Haie-Shop jobbte, um sich den Traum vom Eishockeyprofi mit inzwischen 1062 DEL-Spielen zu erfüllen, spricht seit Jahren brisante Themen an, nannte die Iserlohn Roosters wegen ihrer Einbürgerungen eine "kanadische 1c-Nationalmannschaft", beklagte sich über die fehlende Eishockey-Berichterstattung im "Aktuellen Fußballstudio" des ZDF, kritisierte während der Coronapandemie die pauschalen Gehaltskürzungen und gründete die Spielervereinigung SVE mit.
Moritz Müller: "Ich spiele, bis mir einer sagt ..."
Auf dem Eis feierte Müller Erfolge wie kein anderer aus dem 200er-Klub, den Rekordnationalspieler Udo Kießling mit 321 Länderspielen anführt. Olympia-Silber 2018 in Südkorea, die Vize-Weltmeisterschaft vor einem Jahr in Finnland - "ich hatte das Glück, in einer tollen Zeit dabei sein."
Das war auch mal ganz anders. Als er im Februar 2007 in Ingolstadt gegen Tschechien - als Stürmer - sein DEB-Debüt gab, war Deutschland gerade wieder aus der Zweitklassigkeit zurückgekehrt. Es folgten der sportliche Abstieg 2009, das Olympia-Aus für Sotschi 2014, WM-Klatschen wie das 0:10 gegen Kanada 2015. Erst 2016 mit Marco Sturm als Bundestrainer kam die Wende.
Von seinem ersten Länderspiel hat Müller "letztens ein Foto gefunden, es war interessant, die Jungs darauf zu sehen". Robert Müller und Robert Dietrich spielten mit, die wenige Jahre später auf tragische Weise starben. Kai Hospelt und Christoph Ullmann, die inzwischen TV-Experten sind. Sebastian Furchner, der ihn im Auto anrief und von seiner Nominierung informierte, wird jetzt beim DEL-Finalisten Fischtown Pinguins neuer Manager. Und Martin Ancicka, mit dessen Sohn Tobias er jetzt zusammen auf dem Eis steht und sich auf seine zwölfte WM vorbereitet.
Dabei hat er nicht nur seine "eigene Leistung im Blick", sondern will auch außerhalb des Eises die Voraussetzungen für einen neuen Coup schaffen - "allen ein gutes Gefühl in der Kabine geben und zu allen schnell eine Brücke bauen".
Bei der WM in Tschechien (10. bis 26. Mai) könnte Müller die Eishockeylegenden Alois Schloder (207 Länderspiele) und Erich Kühnhackl (211) überholen. Und dann? "Ich spiele, bis mir einer sagt, du bist nicht mehr gut genug. Und das wird irgendwann passieren."