Als dem WM-Traumstart schnell der erste schmerzhafte Rückschlag folgte, suchten die Vize-Weltmeister vergeblich nach ihrem Vorkämpfer. Nico Sturm, der Eishockey-Arbeiter und Anführer, fehlte an allen Ecken und Enden. Nicht nur beim ernüchternden 1:6 gegen die USA in der Halbfinalrevanche - ein längerer Ausfall des NHL-Stürmers könnte massive Auswirkungen auf die gesamte WM-Mission in Tschechien haben.
Wie schwerwiegend die Verletzung des 29-Jährigen ist, wollte im deutschen Lager niemand verraten. "Bei uns ist jeder verletzte Spieler ein Ausfall", meinte Bundestrainer Harold Kreis, "wir werden schauen, wie die Genesung ist." Für jeden offensichtlich war dagegen, wie entscheidend sein Fehlen war: Ohne den Bully- und Defensivspezialisten kassierte "seine" vierte Angriffsreihe, die eigentlich die gegnerischen Stars bremsen soll, drei Gegentore - außerdem wurde Sturm in Unterzahl vermisst, als die Amerikaner zweimal eiskalt zuschlugen.
Kreis hofft, dass der Mittelstürmer der San Jose Sharks ebenso wie die angeschlagenen Verteidiger Maksymilian Szuber und Fabio Wagner "bald wieder fit" ist. Ob schon am Montag (20.20 Uhr) gegen den elfmaligen Weltmeister Schweden, ist allerdings fraglich. Zumindest für die Offensive gibt es gegen die prominent besetzten Tre Kronor eine Verstärkung: NHL-Angreifer Lukas Reichel, der am Freitagabend in Ostrava eintraf, soll auflaufen.
DEB-Team mit "ganz doofen Timing" gegen USA
Nötiger hätte die deutsche Mannschaft aber Hilfe in der Defensive, denn wie schon beim 6:4-Sieg zum Auftakt gegen den Olympiadritten Slowakei ließ sie extrem viele Schüsse zu: Hatte NHL-Goalie Philipp Grubauer 39-mal den Puck aufs Tor bekommen, sah sich Vize-Weltmeister Mathias Niederberger noch vier Schüssen mehr ausgesetzt. Der Münchner verhinderte mit einer starken Leistung, dass die höchste Niederlage unter Kreis noch höher ausfiel.
Allerdings war das deutsche Team vor allem im ausgeglichenen zweiten Drittel deutlich näher an der mit zahlreichen Stars gespickten amerikanischen NHL-Auswahl dran, als es das Resultat aussagte. "Für unseren Input war das Ergebnis zu hoch", meinte Kreis. Und auch Niederberger stellte fest: "In großen Teilen war es sehr eng." Dass die USA dennoch eindrucksvoll "Rache", so der Goalie, für das Aus im letztjährigen Halbfinale nahmen, lag nicht zuletzt am entscheidenden 1:4 drei (!) Sekunden vor der zweiten Drittelsirene. "Das war ganz doofes Timing", meinte Verteidiger Kai Wissmann.
DEB-Team: "Am Montag wieder angreifen"
Dennoch zogen die Vize-Weltmeister ein positives Fazit des ersten WM-Wochenendes. "Wir haben drei Punkte aus zwei Spielen gegen die Slowaken und Amerika, ich nehme das", meinte Kreis. Die Höhe der Niederlage sei zweitrangig: "Ob wir 2:1 verlieren oder 6:1, ist eigentlich egal", meinte Wissmann. Und Kapitän Moritz Müller forderte: "Es gilt, das Spiel abzuhaken, zu analysieren, mental neue Kraft aufzuladen und dann am Montag wieder anzugreifen."
Dass gegen Schweden die vergangenen sieben WM-Spiele verloren gingen und der letzte von nur zwei deutschen Siegen in 37 Duellen schon 32 Jahre zurückliegt, interessiert die Spieler nicht. "Was früher war, war früher", sagte Wissmann: "Natürlich gehen wir nicht als Favorit ins Spiel, da muss man realistisch bleiben. Wir brauchen von jedem Spieler seinen besten Tag, mit ein bisschen Glück haben wir dann eine Chance, das Spiel zu gewinnen." So wie zuletzt 2018 im Viertelfinale auf dem Weg zu Olympiasilber.
Deutschland, Gegner bei der Eishockey WM: Der Turnier-Zeitplan
Nach der Vorrunde, die bis zum 21. Mai dauert, wird es spannend. Am 23. Mai beginnt die K.o.-Phase mit dem Viertelfinale. Zwei Tage später, am 25. Mai, geht das Halbfinale über die Bühne, und am 26. Mai findet in Prag das große Finale statt.
Runde | Zeitraum |
Vorrunde | 10. bis 21. Mai |
Viertelfinale | 23. Mai |
Halbfinale | 25. Mai |
Finale | 26. Mai |