"Wir haben Fehler gemacht und uns dafür bei der FIA und der Öffentlichkeit entschuldigt", sagte Whitmarsh, nachdem er bereits eine knappe Stunde nach Beginn der Sitzung die FIA-Zentrale am Place de la Concorde in Paris wieder verließ.
"Wir warten jetzt auf die Entscheidung der FIA", so der Brite. Als mögliche Strafen für den Verstoß gegen Artikel 151C des Internationalen Sporting Code, der Handeln gegen den Geist des Sports unter Strafe stellt, waren vor Beginn der Sitzung Sanktionen von einer Geldstrafe über eine Sperre für ein oder mehrere Rennen bis zum kompletten WM-Ausschluss diskutiert worden.
Mercedes macht Druck
Offenbar auch auf Druck von Mercedes war McLaren bei der Anhörung nicht auf Konfrontation mit der FIA gegangen, sondern hatte versucht, konstruktive Kooperation zu suchen.
Whitmarsh äußerte seine Hoffnung, dass die Affäre mit dem Urteil der FIA beendet sei. "Ich hoffe, wir können einen Schlussstrich ziehen und uns wieder aufs Rennfahren konzentrieren", sagte Whitmarsh.
Verhandlung in Paris
Pünktlich seit 10.00 Uhr sitzt in der FIA-Zentrale in Paris das World Motor Sport Council des Automobil-Weltverbandes FIA zusammen, um über eine mögliche Bestrafung von McLaren-Mercedes in der Lügen-Affäre zu entscheiden.
Nachdem Weltmeister Lewis Hamilton und der inzwischen entlassene frühere McLaren-Sportdirektor Dave Ryan nach dem Großen Preis von Australien in Melbourne am 29. März und später bei einer zweiten Anhörung in Kuala Lumpur die Rennkommissare der FIA belogen hatten, droht den Silberpfeilen eine Strafe, die von einer Geldstrafe über eine Sperre für ein oder mehrere Rennen bis zum kompletten WM-Ausschluss reichen kann.
Gegen 9.30 Uhr war McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh ohne Begleitung am Place de la Concorde eingetroffen.
Whitmarsh und Mosley zu keiner Stellungnahme bereit
Der Brite wollte aber vor Beginn der Sitzung ebenso wenig ein Statement abgeben wie FIA-Präsident Max Mosley, der rund eine halbe Stunde früher eingetroffen war, oder Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, der kurz nach Whitmarsh ankam.
Knapp 20 Minuten vor Beginn der Anhörung kam auch FIA-Vizepräsident Hermann Tomczyk an. Der Rosenheimer ist der einzige Deutsche im 26-köpfigen FIA-Gremium. Vom Urteil der FIA hängt die Zukunft von Mercedes in der Königsklasse ab.
Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte im Vorfeld für den Fall einer "unangemessenen Bestrafung" auch einen Rückzug in Erwägung gezogen.
2007 Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar
Neben der 40-prozentigen Beteiligung an McLaren beliefern die Stuttgarter WM-Spitzenreiter Brawn und Force India mit Motoren.
2007 hatte das World Council der FIA die Silberpfeile in der Spionage-Affäre mit der Rekordgeldstrafe von 100 Millionen Dollar (damals 72 Millionen Euro) belegt.
Das Medieninteresse an der Verhandlung am Mittwoch war allerdings deutlich geringer als seinerzeit bei der Spionage-Affäre. Lediglich acht Kamerateams und rund ein Dutzend Journalisten und Fotografen hatten sich in Paris eingefunden.
Der aktuelle WM-Stand