Tatort: Ungarn-GP. Bei knapp 300 Stundenkilometern liefern sich Michael Schumacher und Rubens Barrichello auf der Zielgeraden ein knallhartes Duell. Als der Brasilianer den Mercedes-Piloten überholen will, wird er von diesem abgedrängt. Nur wenige Zentimeter schrammt Barrichello an der Boxenmauer vorbei. Es geht um den letzten WM-Punkt.
"Ich habe eine Menge Erfahrung. Und bei einem verrückten Kerl wie ihm würde ich normalerweise vom Gas gehen - aber nicht heute, absolut nicht", erklärte Barrichello dem spanischen TV-Sender "La Sexta". "Ich denke, dass es eines der schönsten Manöver war, die ich jemals gezeigt habe - und eines der entsetzlichsten von ihm."Und weiter: "Solche Aktionen brauchen wir nicht. Er macht drei Jahre Pause, kommt zurück und macht dann so was. Am Ende des Tages brauchen wir das einfach nicht!"
Barrichello: "Das war schrecklich!"
Dennoch würde Barrichello auch in Zukunft bei ähnlichen Duellen nicht zurückstecken. "Das würde ich nie tun - nicht nach dem, was ich durchgemacht habe...", sagte er bei Sky. "Aber das war nicht in Ordnung. Wenn er vor mir in den Himmel kommen möchte, dann von mir aus. Aber ich bin mir nicht einmal sicher, dass er in den Himmel kommt."
Gegen faire Kämpfe hätte er ja überhaupt nichts einzuwenden, so Barrichello, aber dies sei eben alles andere als fair gewesen. "Das war schrecklich! Der gehört disqualifiziert!", hatte der Brasilianer bereits während des Rennens gefordert. "Wenn ich in der Rennkommission sitzen würde, wüsste ich jedenfalls, was zu tun ist", sagte er anschließend.
Und die Stewards sahen es ähnlich sie bestraften Schumacher wegen der "illegalen Behinderung" von Barrichello. Beim kommenden Rennen in Spa wird der Mercedes-Pilot in der Startaufstellung um zehn Plätze zurückversetzt. Viele im Fahrerlager hatten sogar ein Rennen Sperre für den Rekord-Champ gefordert.
Schumacher: "Das ist keine Kaffeefahrt"
Schumacher selbst ist sich dennoch keiner Schuld bewusst. "Ich sehe die Sache natürlich anders", sagte er gegenüber Sky. "Das ist doch klar, jeder hat eine eigene Sichtweise. Ich wollte ihm alle Möglichkeiten lassen und habe ihm die linke Seite offen gelassen. Doch die wollte er nicht - also wurde es eng. Das ist schließlich die Formel 1 und keine Kaffeefahrt."
Ähnlich sieht es Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Dass er ein sehr tougher Rennfahrer ist, wissen wir alle", verteidigt er Schumacher. "Aber er hat sich nicht dadurch einen Namen gemacht, dass er andere an die Mauer fährt. Das ist hart und spektakulär. Es war sehr eng, keine Frage. Wir haben mit Michael darüber gesprochen."
Und weiter: "Er dachte, dass Rubens auf die andere Seite geht. Es geht um Zentimeter. Zwischen ihm und Rubens gibt es eine gesunde, manchmal auch ungesunde Rivalität, weil sie lange zusammen gefahren sind."