Probleme mit den Reifen, teaminterne Schwierigkeiten und seine lange Pause - Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hat sich im Gespräch mit "auto, motor und sport" erstmals über seine enttäuschende erste Saison mit Mercedes geäußert.
Schumacher gibt außerdem zu, dass ihm der Vorsprung von Nico Rosberg oft Rätsel aufgegeben habe: "Der schnellere der beiden Fahrer gibt eine Referenz vor. Du siehst an den Daten wie er fährt, aber bei dir funktioniert die gleiche Fahrweise nicht."
Nach außen stets ruhig
Im Nachhinein seien dann "so Dinge" rausgekommen, "dass bei meinem Auto der Auspuff zu heiß wurde, was den Unterboden verbrannt hat. Oder dass der F-Schacht (System, das durch Veränderung der Fahrzeug-Aerodynamik höhere Geschwindigkeiten ermöglicht, d.Red.) an Stellen aktiviert worden ist, wo es hätte nicht sein sollen."
Nach außen war Schumacher stets ruhig geblieben, intern ist er schon mal anders aufgetreten. "In Spa hat mein F-Schacht nicht funktioniert. Da habe ich zugunsten des Teams den Mund gehalten", erzählte der 41-Jährige.
In Suzuka sei es dann "wieder passiert. Der F-Schacht wurde in den Kurven aktiviert, und mir fehlte hinten der Abtrieb. Da ist mir dann allerdings der Kragen geplatzt. Wieder gab es an meinem Auto ein Problem und an Nicos nicht. Da habe ich zu Norbert und Ross gesagt, dass es jetzt mal an der Zeit wäre, die Gründe dafür zu erklären." Öffentlich habe er diese Probleme niemals gemacht: "Ich rede lieber intern."
"Ich bin nicht mehr 25, sondern 41"
Insgesamt habe es im Team in der vergangenen Saison einfach nicht gepasst. Ross Brawn habe nach dem Ausstieg von Honda vor allem versucht, den Betrieb weiterzuführen.
"Honda war nicht mehr da, und damit fehlte das Geld, die ganze Mannschaft zusammenzuhalten", sagte Schumacher: "Viele Leute mussten gehen. Es reichte nur noch dazu, das Tagesgeschäft zu bewältigen, aber eben nicht mehr, um nebenher noch Entwicklung auf WM-Niveau für das neue Auto zu betreiben."
Nicht zuletzt sei es aber auch seine dreijährige Pause gewesen, die mit zu dem mäßigen Abschneiden geführt habe. "Ich war drei Jahre weg. Ich bin nicht mehr 25, sondern 41", sagte der Kerpener.
Gute Chancen für 2011
Das Auto sei "ein Kompromiss. Zusammen mit der Struktur der Reifen fällt es mir schwer so zu fahren, wie ich es möchte. Ich bremse so spät wie möglich, versuche so viel Speed mit in die Kurve zu nehmen wie möglich. Mit diesen Reifen auf unserem Auto aber muss man Abstriche machen, und das ist nicht immer ganz einfach."
2011 habe Mercedes allerdings gute Chancen, einige Rennen zu gewinnen. "Wir sind ganz klar in einer besseren Situation, gerade wegen der immensen Unterstützung von Mercedes", sagte Schumacher.
Dennoch dürfe man nicht so vermessen sein zu glauben, "dass wir deshalb 2011 automatisch um die WM kämpfen. Wir werden einen mächtigen Sprung nach vorn machen und - wenn alles gut läuft - auch Rennen gewinnen."