Als Konsequenz aus dem schweren Unfall des Franzosen Jules Bianchi beim Großen Preis von Japan denkt der Automobil-Weltverband FIA über tiefgreifende Veränderungen im Umgang mit Gefahrensituationen nach.
"Wir wollen mit guten Lösungen aus diesem Unfall gehen, denn es gibt etwas daraus zu lernen", sagte FIA-Rennleiter Charlie Whiting am Rande des Formel-1-Rennens im russischen Sotschi.
Es müsse das Ziel sein, die Fahrzeuge in Gefahrensituationen besser kontrollieren zu können. Ein Weg könnte es sein, "dass wir künftig vorgeben, wie schnell die Autos in bestimmten Sektoren auf der Strecke sein dürfen", sagte Whiting. Geplant sei eine Art Speedlimit, das für Fahrer und Teams mehr Klarheit geben soll. Wie genau das umgesetzt wird, muss noch geklärt werden. "Wir wollen diese Dinge mit den Teams besprechen", sagte Whiting. Dazu gibt es am Samstag in Sotschi ein Treffen mit den Rennställen.
Keine Neuerungen in Russland
Für den Großen Preis von Russland (So., 13 Uhr im LIVE-TICKER) wird es noch keine Neuerungen geben. "Natürlich werden wir mit allem sehr vorsichtig sein", sagte Whiting: "Aber wir werden nichts direkt verändern." Konkrete Regeländerungen seien nach ausgiebigen Analysen zu Beginn der kommenden Saison im März 2015 realistisch. "So eine Situation darf nie wieder passieren, da sind wir uns alle einig", sagte FIA-Präsident Jean Todt: "Für uns alle ist das sehr hart und wir haben das Bestreben, uns zu verbessern."
Bianchi war am vergangenen Sonntag beim Großen Preis von Japan in Suzuka auf regennasser Piste von der Strecke abgekommen und mit seinem Boliden unter ein Abschleppfahrzeug gerast. Dabei hatte der 25 Jahre alte Marussia-Pilot schwerste Kopfverletzungen erlitten und musste anschließend operiert werden. Bianchi liegt im Mie General Krankenhaus von Yokkaichi weiterhin auf der Intensivstation und kämpft um sein Leben.
"Eigentlich eine Routine-Aktion"
Obwohl unweit der Strecke mit dem Abschleppkran das Auto von Adrian Sutil geborgen worden war, sah die FIA auch rückblickend keinen Anlass, zur Absicherung ein Safety Car auf den Kurs zu schicken. "Es gab in dieser Situation keine Notwendigkeit. Die Bergung fand weit genug von der Strecke entfernt statt, das war eigentlich eine Routine-Aktion", sagte Whiting, der sich erstmals seit dem Vorfall öffentlich äußerte: "Es hätte nichts besser gemacht werden können." Eine Verkettung unglücklicher Umstände habe schließlich zu der Katastrophe geführt.
Es wurden von den Streckenposten regelkonform doppelt-gelbe Flaggen geschwenkt. Die Fahrer müssen bei diesem Zeichen jederzeit dazu bereit sein, sofort stehenzubleiben. Wie schnell Bianchi beim Abkommen von der Strecke war, wollte die FIA allerdings nicht veröffentlichen. "Er hat gebremst", sagte Whiting jedoch. Genaue Zahlen könnte es nach einer genauen Analyse der Fahrzeugdaten geben, sie liegen den Verantwortlichen vor.
FIA veröffentlicht Bilder
In einer Runde von etwa 200 Journalisten zeigte die FIA auch erstmals offizielle Bilder von dem folgenschweren Crash. Dabei war zu sehen, wie Bianchi auf einem nassen Teil der Strecke die Kontrolle verlor und dann mit Wucht in das Bergungsfahrzeug krachte. Foto- und Filmaufnahmen des Materials einer Streckenkamera waren allerdings streng verboten, doch den Anwesenden stockte beim Betrachten auf einem Fernseher der Atem.
Neue Details über Bianchis Gesundheitszustand wurden von den Verantwortlichen des Weltverbandes nicht veröffentlicht. "Es gibt keine nennenswerten Veränderungen", wird Bianchis Vater Philippe von der französischen Zeitung Nice-Matin zitiert: "Die ganze Welt weiß, dass er sich in einer kritischen Phase befindet. Jules kämpft, wie er schon immer gekämpft hat. Wie auf der Strecke. Er ist stark."
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