SPOX: Herr Häkkinen, Sie gehören selbst 15 Jahre nach Ihrem Abschied aus der Formel 1 noch immer zu den beliebtesten Fahrern. Warum eigentlich? Sie machen sich ziemlich rar...
Mika Häkkinen: Warum? So wirklich weiß ich es nicht. Es scheint mit der Art der Kommunikation zusammenzuhängen. Mir war es immer wichtig, authentisch zu sein und eine positive Ausstrahlung zu besitzen. Es gibt Leute, die sich Gedanken darüber machen, mit welchen Aussagen man beliebter wird, und richten sich danach. Aber darin liegt bereits der erste große Fehler. Das Motto muss lauten: Sag das, was du selbst sagen möchtest. Und nicht: Sag das, was du denkst, was andere von dir hören möchten. Das scheint offenbar ein simpler, trotzdem erfolgreicher Ansatz zu sein, um mit Fans zu reden.
SPOX: Und es ist sicherlich nicht hinderlich, dass Sie sich im Gegensatz zu anderen finnischen Landsmännern wie Kimi Räikkönen das Lachen in der Öffentlichkeit nicht verkneifen.
Häkkinen: (lacht laut auf) Der Sinn für Humor ist wichtig. Ohne Humor und Lachen - warum sollten wir sonst leben? Wobei mir selbst das in Zukunft nicht helfen wird, meine Zeit läuft ab. Ich bin überhaupt nicht in den Sozialen Medien vertreten und werde es nicht nachholen, weil mich das nicht interessiert, sodass ich sicher bald in Vergessenheit geraten werde. Allerdings gibt es Schlimmeres im Leben. (lacht)
SPOX: Sie machten für den Laureus World Sports Award in Berlin eine Ausnahme und traten öffentlich auf. Warum?
Häkkinen: Laureus ist etwas Besonderes für mich, auch weil es Mercedes sehr wichtig ist. Ich bin seit vielen Jahren Markenbotschafter, weil ich Mercedes vieles verdanke und weil sie Initiativen wie Laureus unterstützt. Viele sagen, dass einfach nur Geld überwiesen wird - doch das ist nicht richtig. Ich und Mercedes identifizieren uns komplett mit den Werten von Laureus.
SPOX: Nico Rosberg engagiert sich ebenfalls für Laureus. Als Sie ihn in Berlin bei der Preisverleihung trafen: Welchen Eindruck macht er auf Sie? Sie kennen ihn, seit er ein Kleinkind ist, weil sie damals von seinem Vater Keke Rosberg gemanagt wurden.
Häkkinen: Ich weiß noch, wie er als Vier- oder Fünfjähriger mit dem kleinen Helm in der Hand herumgelaufen ist und sich von mir verabschiedet hat, um zum Go-Kart-Fahren zu gehen. Wenn ich ihn heute sehe, bin ich sehr stolz auf ihn. Er hat sich fantastisch entwickelt. Er wurde zu einem Mann. Und zu einem Vater, der Verantwortung für eine Familie übernimmt.
SPOX: Und sportlich?
Häkkinen: Was viele unterschätzen: Der Weg in die Weltspitze ist unglaublich lange, beschwerlich und schmerzhaft. Die Betonung liegt auf Schmerz. Da ist es egal, ob der eigene Vater selbst mal Weltmeister war oder nicht. Man hat auf der Reise zwar seine Freunde und die Familie an der Seite, am Ende ist man dennoch alleine und muss mit der immensen Belastung, vor allem psychisch, zurechtkommen. Mental wird man an den Rand des Belastbaren gebracht, wenn man nach oben will. Man sollte immer daran denken, wenn man Nico wie jetzt in China auf dem Podium jubeln und Champagner trinken sieht. Nico musste viele Tiefs durchschreiten, um dorthin zu gelangen, wo er diese Saison ist.