"Es ist ein Wunder, dass er da in einem Stück rausgekommen ist", sagte Ex-Weltmeister Damon Hill bei Sky über den Vorfall mit Grosjean. "Es sah aus, als wäre das Chassis durch die Wand durchgegangen. Diese Bilder schaut sich niemand an und spricht danach von zu viel Sicherheit in der Formel 1." Mit Blick auf den Re-Start des Rennens fast 90 Minuten später sagte der Champion von 1996: "Es wird für die Fahrer schwer werden, das aus dem Kopf zu kriegen."
"Das war ein Riesenschock", sagte Hamilton unmittelbar nach Rennende: "Ich bin froh, dass der Cockpitschutz funktioniert hat, dass die Leitplanke ihm nicht den Kopf abgeschnitten hat. Das ist ein gefährlicher Sport, wir gehen hier ans Limit."
Auch Mitverursacher Daniil Kvyat zeigte sich schockiert. "Zunächst war ich sehr verärgert, weil er so rübergezogen ist. Ich fragte mich, was er da macht. Dann haben sich meine Gedanken aber sofort gedreht, als ich im Rückspiegel das Feuer gesehen habe", sagte der Russe. "Ich habe nur gehofft, dass es ihm gut geht. Das hat mir überhaupt nicht gefallen, was ich da sehen musste. Ich bin sehr froh, dass er okay ist. Das erinnert uns daran, dass es gefährlich ist, was wir hier machen."
Grosjean erleidet Verbrennungen an Handrücken - keine Brüche
"Er ist sehr erschrocken", sagte Haas-Teamchef Günther Steiner, "aber er hat nur kleinere Verbrennungen dort, wo die feuerfeste Kleidung Lücken hat. Das war Glück im Unglück, aber auch toller Einsatz von den Marshalls, die sofort da waren."
Ex-Pilot Jean Alesi erklärte, dass "man muss der FIA danken" müsse, "dass sie ihn so schnell rausgeholt haben." Der 56-jährige Franzose war sich sicher, dass der lange Zeit umstrittene Cockpitschutz Halo seinem Landsmann Grosjean "das Leben gerettet" hat.
Noch am Sonntagabend gab Grosjeans Team, Haas, bekannt, dass der 34-Jährige "die Nacht im Krankenhaus verbringen" werde, "um die Verbrennungen an beiden Handrücken zu behandeln." Brüche habe Grosjean aber nicht erlitten.
Bahrain-GP: Die Analyse
Der Start des Rennens wurde vom heftigen Crash von Grosjean überschattet. Beim Überholversuch nach Kurve drei übersah der Haas-Pilot Daniil Kvyat im AlphaTauri und krachte in die Leitplanke. Dabei brach sein Bolide in zwei Teile und fing Feuer. Rennmarshalls und Medical Cars waren sofort zur Stelle. Wie durch ein Wunder kletterte Grosjean sogar beinahe eigenständig aus dem Flammeninferno und blieb weitestgehend unverletzt. Dennoch wurde der Grand Prix unterbrochen und erst eine Stunde später, nach Beendigung der Aufräum- und Reparatur-Maßnahmen an der Leitplanke, wieder aufgenommen.
Den zweiten stehenden Start konnte Hamilton für sich entscheiden, dahinter verteidigten auch Verstappen und Perez ihre Positionen. Ein Crash zwischen Lance Stroll (Racing Point) und Kvyat brachte eine erneute Unterbrechung des Rennbetriebs, dieses Mal kam jedoch nur das Safety Car auf die Strecke. Der an Platz vier liegende Bottas nutzte dies für einen Besuch in der Boxengasse und zog sich frische Hards auf.
Beim Restart hinter dem Safety Car änderte sich nur wenig im Feld. Hamilton verteidigte problemlos seine Führung vor Verstappen und zog in den folgenden Runden das Tempo an. Verstappen hielt sich seinerseits Perez vom Leib, der Mexikaner behauptete wiederum seinen dritten Platz vor Alexander Albon im zweiten Red Bull. Lediglich beide Ferrari schienen mit Grip-Problemen zu kämpfen haben. Vettel klagte am Funk über die "Unfahrbarkeit" seines Boliden und fiel ans Ende des Feldes zurück, Teamkollege Charles Leclerc musste beide Renaults, McLarens und AlphaTauris passieren lassen.
Die zweite Rennhälfte wurde dann vor allem durch teils enge Zweikämpfe im Mittelfeld geprägt. Während Hamilton und Verstappen an der Spitze sowie Perez und Albon dahinter ihre eigenen Rennen fuhren, ohne sich dabei gegenseitig groß zu attackieren, kämpften die McLaren und Renaults mit Bottas, Leclerc und Pierre Gasly (AlphaTauri) um die verbliebenen Punkteränge.
Zwei Runden vor Schluss musste Perez sein Rennen aufgrund eines Motorschaden aufgeben, Albon erbte seinen dritten Platz und durfte sich über sein zweites Karriere-Podium freuen. Hinter den ersten Drei komplettierten letztlich Norris (4.), Sainz (5.), Gasly (6.), Ricciardo (7.), Bottas (8.), Ocon (9.) und Leclerc (10.) die Top-10.
Bahrain-GP: Die Reifenstrategie
Aufgrund des rauen Asphalts des Bahrain International Circuit war im Voraus des Rennens von einer Zwei-Stopp-Strategie ausgegangen worden, die frühen Unfälle von Grosjean und Stroll änderten dieses Vorhaben jedoch schlagartig. Viele der auf Medium gestarteten Fahrer zogen für den zweiten Stint den harten Reifen auf, auch für den Schlussspurt wurde auf einen neuen Satz Hards gewechselt.
Lediglich Hamilton, Esteban Ocon und beide McLaren tauschten nach dem ersten Stopp auf die schnelleren Mediums, wovon vor allem Lando Norris und Carlos Sainz mit guten Rundenzeiten zu profitieren schienen. Den Versuch eines Undercuts von Seiten Verstappens beim zweiten Wechsel in Runde 37 coverte Hamilton, auch weil die RB-Crew beim Niederländer patzte, mit seinem Stopp nur einen Umlauf später.
Highlight des Rennens: Grosjean-Crash
"Vor 20 Jahren wäre dieser Crash wohl anders ausgegangen", sagte Sky-Experte Ralf Schumacher unmittelbar nach dem heftigen Abflug von Romain Grosjean. Wie Recht er damit haben sollte, zeigten die TV-Bilder nur wenige Minuten später. Beim Überholversuch auf Teamkollege Kevin Magnussen übersah der Franzose Alpha-Tauri-Fahrer Daniil Kvyat und krachte mit nahezu Fullspeed in die Leitplanke nach Kurve drei. Sein Bolide teilte sich darauf in zwei Hälften und fing Feuer, Grosjean blieb jedoch glücklicherweise weitestgehend unverletzt.
Bei solchen Szenen werden Erinnerungen an die Unfälle von Jules Bianchi und Anthoine Hubert geweckt, man kann für die mittlerweile hohen Sicherheitsstandards, samt Halo und Monocoque, in der Formel 1 deshalb nur dankbar sein.
Top des Rennens: Rennmarshalls
Viel zu selten wird den fleißigen Helfern rund um die Strecken der Formel-1-Welt gedankt, am heutigen Sonntag zeigten die Rennmarshalls aber einmal mehr, wie wichtig sie sind. Dank einer schnellen Reaktion konnte Grosjean nur 27 Sekunden nach seinem Aufprall aus dem brennenden Auto gerettet und Schlimmeres verhindert werden. Auf Fahrerseite stark: Lando Norris.
Flop des Rennens: Valtteri Bottas
Nach dem Türkei-GP vor zwei Wochen erlebte Valtteri Bottas in Sakhir das nächste persönliche Debakel. Von Platz zwei kommend erwischte der Finne gleich zwei Mal einen eher gemächlichen Start und verbrachte den Großteil seines Rennens außerhalb der Punkteränge. Seinem Dienstwagen verdankt er, dass letztlich ein Achter Platz zu Buche steht, seine Leistung war aber einmal mehr schwach.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 15 von 17 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Lewis Hamilton | Mercedes | 332 |
2 | Valtteri Bottas | Mercedes | 201 |
3 | Max Verstappen | Red Bull | 189 |
4 | Daniel Ricciardo | Renault | 102 |
5 | Sergio Perez | Racing Point | 100 |
6 | Charles Leclerc | Ferrari | 98 |
7 | Lando Norris | McLaren | 86 |
8 | Carlos Sainz | McLaren | 85 |
9 | Alexander Albon | Red Bull | 85 |
10 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 71 |
- Kontrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Mercedes | 533 |
2 | Red Bull | 274 |
3 | McLaren | 171 |
4 | Racing Point | 154 |
5 | Renault | 144 |
6 | Ferrari | 131 |
7 | AlphaTauri | 97 |
8 | Alfa Romeo | 8 |
9 | Haas | 3 |
10 | Williams | 0 |