Platz 6, Nico Rosberg: Ja, der WM-Führende wurde im Qualifying vernichtend abgehängt. Vielleicht hätte er auch die erste Kurve weiter fahren können. Doch ein Manöver wiegt schwerer: Sein Überholmanöver gegen Kimi Räikkönen war eines aus dem Lehrbuch. So und nicht anders überholt man einen Konkurrenten ohne Zeitverlust!
Warum Rosberg eine 10-Sekunden-Strafe bekam, verstand die Rennleitung nach dem Rennen wahrscheinlich selbst nicht mehr. Rosberg hat sich weiterentwickelt. Er fährt mit dem Messer zwischen den Zähnen und zögert nicht, es auch zu nutzen.
Rosberg mag weiter das Image des braven Schwiegersohns verkörpern, hat er den Helm auf dem Kopf, trifft es aber nicht mehr zu. Die Aufholjagd war der eines Spitzenfahrers würdig. Fortuna ist auf seiner Seite. Rosberg ist in Weltmeisterform.
Platz 7, Kimi Räikkönen: Nach der Mini-Kollision mit Rosberg verlor der Finne laut Ferrari-Angaben viel Zeit. 0,3 Sekunden pro Runde um genau zu sein. Um den verbleibenden Podestplatz hinter den Red Bull konnte der Iceman so nicht mehr kämpfen.
Pluspunkte sammelte Räikkönen beim Malaysia-GP für sein gewonnenes Quali-Duell gegen seinen Teamkollegen Sebastian Vettel. Sein Rennen verlief unauffällig, unaufgeregt. Aber: Räikkönen sammelt abgeklärt die Punkte ein, die Vettel aktuell liegen lässt. Drei Punkte trennen beide noch in der Driver-Ranking-Gesamtwertung.
Platz 8, Jenson Button: Zwei Stopps legte Button im Rennen ein. Es könnte einer zu wenig gewesen sein. Der Engländer fuhr zu Beginn des Rennens noch vor Hülkenberg her, konnte mit alten Reifen am Ende aber nicht mehr dagegenhalten.
Was für Alonso gilt, trifft auch auf seinen Teamkollegen zu: McLaren-Honda wird immer konkurrenzfähiger. Nur kann Button das bessere Material leider nicht mehr allzu lange nutzen. Seine Abschiedstour absolviert der Routinier mit guten Leistungen. Seine Form fällt nicht ab. Dass er es trotz heftigem Verkehr überhaupt in Q3 schaffte, war schon eine gute Leistung.
Platz 9, Sergio Perez: Einen herausragenden Start erwischte der Mexikaner beim Malaysia-GP. Er entzog sich den Rosberg-Verstappen-Vettel-Wirren und lag plötzlich auf Rang 3. Etwas zu gut für den Force India. Dass er nach und nach zurückfiel, ist nicht dem Mexikaner anzukreiden. Das Auto gab nicht mehr her. Am Ende kam er knapp hinter Bottas ins Ziel, was vor allem an einem langsamen Boxenstopp lag.
Platz 10, Valtteri Bottas: Eine Überraschung: Williams macht Punkte mit einer Strategie-Entscheidung. Ob das an der Verpflichtung von Ferraris ehemaligem Reifenfachmann liegt? Bottas startete mit Mediums, nachdem er im Qualifying das Potenzial des Autos nicht abgerufen hatte. Als die Konkurrenten in die Box abbogen, fuhr der Finne weiter und machte Zeit gut. Das brachte ihm Platz 5, den er gegen Perez und Alonso verteidigte.
Härtefall, Sebastian Vettel: Für 500 Meter geradeaus wären Punkte unangebracht, doch unter den Tisch darf die Diskussion um Vettel auf keinen Fall fallen. Die Stewards erklärten den vierfachen Weltmeister zum Schuldigen der Startkollision. Vettel in Japan drei Startplätze zurückzuversetzen, ist hanebüchen.
Was in Turn 1 passierte, war ein Rennunfall. Nicht mehr, nicht weniger. Vettel bremste sich innen neben Verstappen, dann zog Rosberg rein. Zuerst kollidierte der Mercedes mit dem Oranje-Red-Bull, dann krachte der Ferrari in den Silberpfeil. Drei Autos sind für eine Innenbahn zu viel. Die Situation war ein Abziehbild des Startunfalls in Belgien.
Dass Vettel am Abend zum Telefon griff, Rosberg anrief und sich entschuldigte, ehrt ihn. Sein riskantes Manöver hätte beinahe den WM-Kampf nachhaltig beeinflusst. Trotzdem: Es muss erlaubt sein, beim Start die Innenbahn zu wählen. Zumal Vettel nur so Erfolg haben kann: Der gute Start ist die einzige Stärke des Ferrari. Manchmal kracht es. Auch das gehört zum Motorsport dazu. Vielleicht war Vettel etwas übermotiviert. Aber unsportlich und strafwürdig war seine Fahrweise sicher nicht.
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