"Mit Rapolder wollte ich nicht mehr arbeiten"

Von Interview: Barbara Kuhn
Seit Juni 2009 ohne Job: Salvatore Gambino sucht dringend einen neuen Verein
© Getty

Vom Shootingstar zum Arbeitslosen: Salvatore Gambino gab vor sechs Jahren sein gefeiertes Bundesliga-Debüt bei Borussia Dortmund. Nach einer enttäuschenden Station beim 1. FC Köln, wechselte er zur Tus Koblenz. Dort wurde vor der Saison sein Vertrag aufgelöst. Jetzt ist er auf der Suche nach einem neuen Verein - egal wo.

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SPOX: Herr Gambino, Sie sind im Moment arbeitslos. Wie halten Sie sich fit?

Salvatore Gambino: Ich trainiere bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund und warte auf ein Angebot. Körperlich bin ich wieder topfit.

SPOX: Sie haben mit 25 Jahren schon vier Knie-Operationen hinter sich. Ist das ein Problem?

Gambino: Natürlich ist das sehr schwer. Man muss auch mental sehr stark sein. Aber das ist eine meiner Stärken: ich stehe immer wieder auf und komme zurück. Zwei der vier Eingriffe waren kleine Operationen, der letzte war größer. Aber ich bin wieder in Form und habe keine Probleme mehr.

SPOX: Hat man nach so vielen Rückschlägen noch Vertrauen in den eigenen Körper?

Gambino: Ich fühle mich total stabil. Alles ist wieder okay und es kann losgehen. Jetzt warte ich nur noch auf einen Verein.

SPOX: Ihre erste Verletzung zogen Sie sich zu, als Matthias Sammer noch Trainer bei Borussia Dortmund war. Als Sie zurückkamen, saß Bert van Marwijk auf der Bank. War das der Knackpunkt?

Gambino: Es war wie verhext. Egal bei welchem Verein. Immer wenn ich mich verletzt hatte, kam ein anderer Trainer. Als van Marwijk kam, hatte ich meine erste große Verletzung und von da ab ging es immer ein bisschen bergab. Ich habe mich in Dortmund wieder rangekämpft und bin gesund nach Köln gegangen. Unter dem damaligen Trainer Hanspeter Latour habe ich oft gespielt, bis ich mich wieder verletzt habe. Dann kam Christoph Daum. Er hat mich immer ermutigt und gesagt: "Komm, du packst das noch mal." Nach Daums Weggang hat aber keiner mehr so richtig auf mich gebaut. Und jetzt stehe ich ohne Verein da.

SPOX: Haben Sie sich möglicherweise für die falschen Vereine entschieden?

Gambino: Ich glaube schon, dass die Vereine gut zu mir gepasst haben.

SPOX: Wie sieht denn Ihr Leben momentan aus?

Gambino: Den Gang zum Arbeitsamt habe ich schon hinter mir. Ich laufe nicht Gefahr, irgendwie untätig oder lethargisch zu werden, weil ich bei einer guten Mannschaft trainiere. Außerdem ich bin viel zu Hause. Meine Familie wohnt hier in Dortmund. Das macht alles ein bisschen leichter.

SPOX: Wie motiviert man sich im Training, wenn man am Samstag sowieso nicht spielt?

Gambino: Ich gebe einfach immer alles. Körperlich konnte ich das aufholen, was mir nach der letzten Operation gefehlt hat. Ich weiß, dass es sich lohnt.

SPOX: Muss man sich seine eigenen Stärken öfter ins Gedächtnis rufen?

Gambino: Auf jeden Fall. Ich mache das, indem ich mir regelmäßig meine alten Videos mit früheren Spielen anschaue. Da weiß ich dann wieder, was ich kann.

SPOX: Sie waren schon bei Probetrainings und Testspielen in Ahlen und Dresden. Warum kam es zu keinem Vertragsabschluss?

Gambino: In Dresden habe ich nur eine Trainingseinheit und ein Testspiel gemacht. Ich weiß nicht, ob man einen Spieler in so kurzer Zeit beurteilen kann. Aber in Ahlen wollten sie mich verpflichten. Aber dann gab es wieder einen Trainerwechsel und deshalb hat es nicht geklappt.

SPOX: Wie war der Moment, als Sie sich bewusst wurden, keinen Verein mehr zu finden?

Gambino: Ich wurde ja nicht gefeuert, mein Vertrag wurde in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst. Ich hätte noch ein Jahr in Koblenz spielen können. Aber ich hatte gehofft, einen neuen Verein zu bekommen.

SPOX: Haben Sie zu hoch gepokert?

Gambino: Nein. Ich habe in Koblenz einfach keine Perspektive mehr für mich gesehen, weil ich mit dem Trainer (Uwe Rapolder, Anm. d. Red) nicht länger zusammenarbeiten wollte.

SPOX: Wieso?

Gambino: Bei mir gab es eine ausschlaggebende Situation: Ich wurde damals in Mainz ein- und gleich nach 20 Minuten wieder ausgewechselt. Nach diesem Spiel wollte ich wissen warum, aber er wollte nicht mit mir sprechen. Und deshalb habe ich mich von Koblenz getrennt.

SPOX: Kennen Sie Spieler, die in ein einer ähnlichen Situation stecken?

Gambino: Nein. Die meisten Kollegen, die ich kenne, spielen in einem Verein (lacht). Die machen mir auch Mut und glauben, dass ich nicht alles verlernt habe.

SPOX: In Duisburg gibt es ein Trainingscamp für vereinslose Fußballer. Haben Sie das schon einmal in Erwähnung gezogen?

Gambino: Noch nicht. Ich habe einen guten Draht nach Dortmund, kenne den Trainer und es herrscht ein gutes Niveau.

SPOX: Sie stehen ja quasi immer auf Abruf und müssen spontan und flexibel sein. Würden Sie auch zu einem Verein ins Ausland gehen?

Gambino: Ich bin offen für alles. Ich will nur wieder spielen. Mir ist egal wo. Ich will einfach wieder Anschluss an den Profi-Fußball bekommen. Ob das jetzt in Österreich, der Schweiz, in Italien, Spanien oder in Deutschland ist, spielt keine Rolle.

SPOX: Gibt es denn eine Gehaltsuntergrenze?

Gambino: Ich glaube schon, dass die Vereine wissen, wie sie mich einschätzen müssen. Dass ich verzichten muss, ist mir klar. Bei ganz unterirdischen Angeboten müsste ich natürlich absagen. Ich will mich ja nicht unter Wert verkaufen. Aber ich brauche eine Chance - und auf die warte ich.

SPOX: Gibt es einen Plan B?

Gambino: Nein, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich bin immer noch zuversichtlich, bald einen neuen Verein zu finden.

Salvatore Gambino im Steckbrief