In die Ermittlungen zum Millionen-Skandal um die Vorgänge beim DFB im Vorfeld der WM-Endrunde 2006 ist zusätzliche Bewegung geraten. Angaben der Bild-Zeitung zufolge werten die Steuerfahnder eine Aussage von DFB-Chef Reinhard Grindel im Bundestags-Sportausschuss in den laufenden Ermittlungen als belastend für drei frühere Top-Funktionäre und auch den DFB.
Das Blatt beruft sich auf Aktenvermerke in vorliegenden Ermittlungsunterlagen. Der DFB bezweifelte auf SID-Anfrage die Stichhaltigkeit der Informationen.
Demnach sollen die Fahnder in der Frage nach den Gründen für die ungeklärte Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband FIFA im Jahr 2005 Grindels im Sportausschuss dargelegte Unkenntnis als Stütze ihrer Hinterziehungsvorwürfe ansehen.
Zu beklagen sei, hatte Grindel im Januar gesagt, dass man durch die Arbeit von Freshfields die Zahlungsflüsse der Bewerbung kenne, "aber nicht den Grund, weshalb die 6,7 Millionen Euro verlangt wurden und wofür sie am Ende eingesetzt worden sind."
DFB: Interpretationen "völlig abwegig"
Für den DFB ist die angebliche Auslegung der Textpassage über Grindels Äußerungen im Sportausschuss nicht nachvollziehbar. "Sollte es solche Interpretationen geben, wären sie völlig abwegig", erklärte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker am Samstag auf SID-Anfrage: "Unsere Fachanwälte gehen fest davon aus, dass die Zahlung betrieblich veranlasst war."
In der WM-Affäre läuft ein Ermittlungsverfahren gegen die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie den ehemaligen Generalsekretär Horst R. Schmidt wegen der Verdachts der Steuerhinterziehung in einem schweren Fall.
DFB-Juristen weisen Vorwürfe zurück
Dem DFB drohen in diesem Zusammenhang Nach- Strafzahlungen von angeblich bis zu 25 Millionen Euro. Die DFB-Juristen weisen bisher alle Vorwürfe der Ermittler zurück.
Der Verband hatte die 6,7 Millionen 2005 als Kostenbeitrag zu einer WM-Gala verbucht, die aber nie stattgefunden hat. Das Geld diente mutmaßlich zur Rückzahlung eines Darlehens an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus.
Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundig in Form von Vorleistungen von Franz Beckenbauer und Louis-Dreyfus an den früheren FIFA-Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen.
Nach offizieller Lesart des Verbandes sollte so ein späterer FIFA-Zuschuss zu den WM-Organisationskosten in Höhe von 170 Millionen Euro ermöglicht werden. Die FIFA bestätigt diese Abläufe nicht.
Allerdings haben für andere und womöglich anrüchige Verwendungszwecke - trotz fragwürdiger Geldflüsse selbst über Privatkonten des damaligen OK-Chefs Beckenbauer - alle bisherigen Ermittlungen, auch von Behörden im FIFA-Stammland Schweiz, und andere Untersuchungen keinerlei Beweise erbracht.