Felix Zwayers Spielleitung des wilden 3:2 des FC Bayern München beim BVB taugt nicht zum Skandal. Der Schiedsrichter machte im Bundesligagipfel eines seiner besseren Spiele. Seine Spielleitung war konsequent. Die Elfmeterentscheidung gegen Mats Hummels war hart, aber berechtigt.
Dass der Video-Schiedsrichter ihn bei Lucas Hernandez' Foul an Marco Reus in der zweiten Halbzeit nicht auf seine unvollständige Wahrnehmung und einen weiteren Kontakt hinwies, ist nicht Zwayers Schuld.
Skandalös war nicht Jude Bellinghams Anspielung auf Zwayers Vergangenheit und dessen Verwicklung in Spielmanipulationen und auch nicht, dass sich BVB-Coach Marco Rose nach der Elfmeterentscheidung nicht im Griff hatte und für seine "emotionale" Ansage an Zwayer vom Platz flog.
Der Skandal ist, dass der DFB Zwayer schon wieder für das Spitzenspiel angesetzt hatte. Dabei war der Ärger programmiert.
"Strafstoß korrekt": DFB verteidigt Schiedsrichter Zwayer
Zwayer: Immer wieder Ärger
Immer wieder spielte Zwayer eine unrühmliche Hauptrolle in Spitzenspielen, immer wieder stand er im Zentrum der Diskussionen.
- Unvergessen, wie Ralf Rangnick als Sportdirektor von RB Leipzig in der Saison 2017/2018 in der Halbzeit des DFB-Pokalspiels der Leipziger gegen den FC Bayern München den Handy-Videobeweis erfand, als er mit einem Smartphone in der Hand auf den insgesamt unglücklich agierenden Zwayer zulief, um ihm noch mal eine umstrittene Szene zu zeigen. Bayern gewann 5:4 im Elfmeterschießen.
- Ebenso denkwürdig, wie die Spieler von Bayern München nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt den Siegern das obligatorische Spalierstehen verweigerten - aus Ärger, dass Zwayer ihnen in der Nachspielzeit einen auch nach Ansicht der Videobilder eindeutigen Elfmeter verweigert hatte.
- Vor allem den Dortmundern dürfte noch das 2:4 im Revierderby 2019 gegen den FC Schalke in Erinnerung sein, als Zwayer trotz Videobeweis einen mehr als diskutablen Elfmeter für Schalke pfiff, kurz hintereinander den Dortmundern Marco Reus und Marius Wolf Rot zeigte, die Schalker Daniel Caligiuri und Weston McKennie in ähnlichen Situationen allerdings davonkommen ließ.
Zwayer wirkt gerade in großen Spielen immer wieder überfordert und unsouverän, er neigt zu inkonsequenter Spielleitung und kann seine Entscheidungen hinterher nicht immer plausibel erklären. Er war auch in den obigen Beispielen nicht allein für den Ärger verantwortlich.
DFB sperrte Zwayer einst für sechs Monate
Zwayers Problem ist aber - wohl das Schlimmste, was einem Schiedsrichter passieren darf - dass er wegen seiner Vergangenheit keine Fehler machen darf. Er müsste mindestens der beste Schiedsrichter Deutschlands sein, um von den Spielern richtig ernstgenommen zu werden.
Jude Bellinghams Behauptung, Felix Zwayer habe schon mal "ein Spiel manipuliert", ist zwar nach allem, was wir wissen, falsch. Und doch sprach Bellingham mit seinem "was willst du erwarten?" nur das aus, was sich auch viele Fans und Beobachter schon bei seiner Ansetzung gedacht haben. Bellingham für diese Sätze zu bestrafen, wäre falsch.
Zwayer wurde vom DFB einst wegen seiner Verwicklung in den Manipulationsskandal um Robert Hoyzer 2005 für sechs Monate gesperrt - der Verband verheimlichte das Urteil jedoch jahrelang.
Zwayer war zu Beginn seiner Karriere Linienrichter von Robert Hoyzer. Er half, den Skandal aufzudecken, hatte davor aber eine Zeitlang die Manipulationen Hoyzers gedeckt und mindestens in einem Fall auch 300 Euro Bestechungsgeld von Hoyzer angenommen. Dass er weiter als Schiedsrichter tätig ist - und sogar eine steile Karriere hinlegen durfte - ist mindestens diskutabel, im Sinne des Resozialisierungsprinzips jedoch vertretbar.
In Spitzenspielen hat Zwayer aber nichts verloren.