München - Es war einer der überraschendsten Transfers der Sommerpause: Philipp Degen, Rechtsverteidiger bei Borussia Dortmund, wechselt ablösefrei an die Anfield Road zum FC Liverpool und somit vom Abstiegskampf in die Königsklasse.
Die Reds sollen für den Schweizer einen Neuanfang, eine neue Chance darstellen. Eine Chance, die er nach eigener Aussage in Dortmund nie bekommen hat.
Dass er dem BVB den Rücken kehrte, begründet der 25-Jährige mit der Tatsache, dass sich der BVB in der vergangenen Winterpause nach einem neuen Rechtsverteidiger umschaute und mit Andreas Hinkel verhandelte.
Vertrauensverhältnis schwer belastet
Degen lag zu dieser Zeit nach einer mit dem Verein abgesprochenen Knöchel-OP im Krankenhaus und erfuhr "aus der Zeitung", dass Dortmund um Hinkel buhlt.
"Das war der Knackpunkt. Das Vertrauensverhältnis zur sportlichen Führung war schwer belastet. Für mich war jedenfalls klar: Der Klub glaubt nicht mehr an mich", sagte Degen gegenüber der "Sport-Bild".
Der Glaube und die Rückendeckung hätten ihm vom ersten Tag an gefehlt. Im Grunde seit dem ersten Pflichtspiel im Juli 2005 gegen Sigma Olmütz im UI-Cup.
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Schuld am Wetter
Dort habe ihn der damalige Trainer Bert van Marwijk in der Halbzeitpause "derart zusammengestaucht, das war von der übelsten Sorte. Ich war seit diesem Spiel bei allen unten durch: bei den Fans, den Medien, überall. Für alles war ich immer der Sündenbock, sogar wenn es in Dortmund geregnet hat, war Degen Schuld."
Dass sich dies auch nach der Entlassung von van Marwijk kaum änderte, führt Degen auf die Verunsicherung zurück. "Ich habe das Murren der Fans fast körperlich gespürt."
Dennoch denkt er, dass er in Dortmund kein Einzelfall ist. "Ein Tomas Rosicky zum Beispiel hat Ähnliches durchgemacht. Und auch als Roman Weidenfeller verletzt im Krankenhaus lag, hatte der Klub nichts anderes zu tun, als sofort mit Jens Lehmann zu verhandeln."
Degen steht auf Klopp
Eine Vertragsverlängerung kam für ihn in Dortmund deshalb nicht mehr in Frage. "Ich hätte bleiben können. Das Angebot war finanziell auch sehr gut. Allerdings hatte ich schon mit Dortmund abgeschlossen. Und zwar bevor Liverpool kam", so Degen.
Einzig der Transfer von Jürgen Klopp hätte den Schweizer eventuell zum Bleiben bewegen können. "Ganz ehrlich, als ich das hörte, habe ich gedacht: Schade, mit diesem Trainer hätte ich auch gern zusammengearbeitet."
Doch nun blickt Degen in die Zukunft und erhofft sich die Trendwende in Liverpool.