Der FC Bayern feiert in Wolfsburg den gelungenen Test seiner neuen Wunderwaffe, Felix Magath ist schon wieder total frustriert und die DFL will schnellstmöglich die Plätze zwei bis vier abschaffen.
Außerdem: Warum Lucio mit Rollator spielen wollte, Andre Lenz seit Sonntagmorgen den Wolfsburger Treppenberg hoch und runter hechelt und Jürgen Klinsmann plötzlich auf Grindcore steht - die Alternative Liste des 26. Spieltags verrät es.
1. Lell And Friends: Der Lell der Woche geht ohne Wenn und Aber an Lell And Friends, jene wahnwitzige Combo, die am Samstag ein wahres Feuerwerk an Rasenschach abbrannte. Schwärmte ganz Fußball-Deutschland vor der Partie noch naiv von Grafite-Dzeko-Misimovic als neuem magischen Dreieck der Liga, reichte der Bayern-Boygroup Ottl-Breno-Lell eine knappe halbe Stunde, um lässig zu demonstrieren, wer denn hier nun das wahre magische Dreieck ist. Und schon am Mittwoch wartet Barcelona - mit seinem katalanischen so called magischen Dreieck, von dem ja sogar ganz Fußball-Europa schwärmt. Doch da können Ottl-Breno-Lell nur müde lächeln. Am Mittwoch wird Fußball-Europa erfahren, warum.
2. Grindcore: Ganz neue Töne gab es am Sonntag von Jürgen Klinsmann zu hören. Statt des üblichen Sermons ("XYZ steht jetzt da, wo wir gern stehen würden. Das NERVT natürlich ungemein. Die Kritik müssen wir schlucken. Wir stehen wieder auf. Wir schauen nur nach vorn." usw. usf.) legte der Bayern-Trainer zur Abwechslung mal das Grinsen ab - und eine neue Platte auf: Statt des üblich seichten Kuschelrocks gab es nun schmissigen Grindcore in maximaler Lautstärke: "Es wird Zeit, dass die Spieler Verantwortung übernehmen und nicht immer nur der Trainer. Es kann auch mal Konsequenzen geben." Bleibt abzuwarten, ob und wie die Herren Bayern-Profis auf derlei Klänge tanzen.
Imago3. Der Platz der Begierde: Wenig glücklich zeigte sich auch Felix Magath. Denn der rauscht ja ähnlich wie Klinsmann ganz gehörig an den Saisonzielen vorbei. Während Klinsmann also gern Erster werden würde, ist das Objekt der Magath'schen Begierde nach wie vor Platz fünf. Und das dürfte von der Konkurrenz her weitaus haariger werden als Platz eins. Denn die halbe Liga ist ja mächtig angefixt von diesem fünften Platz. Bremen, Dortmund, Schalke, Leverkusen, Hoffenheim, Stuttgart, Berlin, Wolfsburg - sie alle zanken sich um denselben begehrenswerten Platz. Was ist so schlecht an den Plätzen zwei bis vier, dass sie niemand will?
4. Solidaritäts-Pakt: Von allen beneidet wird jetzt also der VfB Stuttgart, dem der abgewichste Last-Minute-Sieg in Bochum die ersehnte Punktlandung auf Platz fünf einbrachte. Doch derlei Erfolg kommt nicht einfach so, nur weil der Trainer mal eben kurz die Platte wechselt. Der Schlüssel heißt Teamgeist, liebe Bayern. Und kein Team auf dieser Erde kumpelt so sehr rum wie der VfB. Geteiltes Leid? Solidarität? Hier! So war sich Sportskamerad Hilbert in der 82. Minute nicht zu schade, den Ball quasi auf der Torlinie stehend noch über den Winkel zu schaufeln - nur um den ewig gebashten und schon seit zwei (!) VfB-Spielen in Folge erfolglosen Gomez hinterher aufzumuntern: "Siehste Mario, kann echt jedem mal passieren." SO hat man Erfolg!
5. Blinder Ehrgeiz: Doch von Teamgeist ist der FC Bayern weit entfernt. Bestes Beispiel: Lucio, dieser fürchterliche Ehrgeizling, der nach seiner Verletzung partout nicht vom Platz wollte und störrisch nörgelnd im gegnerischen Strafraum herum humpelte, während Dzeko auf der anderen Seite freudig einnetzte. Erst als Lucio von den Betreuern einen Rollator forderte, um bei Kontern noch schneller mit nach vorne eilen zu können, ward es Jürgen Klinsmann zu bunt: Er nahm den Weltmeister vom Platz. Und brachte Ottl. Das magische Dreieck war geboren.
6. Frankfurter Teufelskerle: Wie viel klüger sind da doch die Frankfurter. Denn dort melden sich verletzte oder erkrankte Spieler einfach ab. Und das mit großer Begeisterung. Martin Fenin etwa war schon der 20. verletzungsbedingte Ausfall dieser Saison. Und die Eintracht fährt gut mit diesem System. Denn anstatt seinen Kollegen im Stile eines Lucio gründlich den Nachmittag zu versauen, hielt sich der clevere Tscheche dezent im Hintergrund - und machte so den Weg frei für Ersatzmann Liberopoulos, der freilich umgehend traf. Wer so ausgebufft ist wie die Frankfurter, der gehört eigentlich auf Platz fünf.
Imago7. Apropos Stuttgart: Der Lehmann der Woche geht freilich an Jens Lehmann, der mal wieder alle Facetten seiner schillernden Torhüter-Persönlichkeit zur Schau stellte: Erst legte er sich den Ball lässig selbst ins Netz, dann schmuggelte er selbigen gewitzt und lausbubenhaft heimlich vor die Linie, um mit Engelsmiene anzuzeigen: Nee, nee, da war nix! Im Anschluss daran wiederum sprach Lehmann ungerührt und staatsmännisch von der Nationalelf. Für derlei Chuzpe müssen unerfahrene Buben wie Adler, Neuer oder Rensing aber noch ganz lange stricken!
8. Und apropos Nationalelf: Im Premiere-Studio setzte Matthias Sammer zu einem ziemlich windschiefen Vergleich in Sachen Watschn-Gate an: "Es hätte sich kein Spieler, egal ob bei einem Sammer, einem Effenberg, einem Hoeneß oder einem Fritz Walter auch nur ansatzweise getraut, die Hand zu erheben, geschweige denn mehr zu tun." Und klar, das ist natürlich alles richtig - aber, was hat bitte Michael Ballack in einer Reihe mit diesen Recken zu tun? Sammer? EM geholt. Allein. Walter? Regen bestellt. WM geholt. Effenberg? Beckham umgesenst. Und Frau Strunz. Hoeneß? Klinsmann zum Trainer gemacht. Beim FCB. Bei aller Liebe: Was hat im Vergleich dazu also schon ein Ballack geleistet?
9. Die pure Menschlichkeit: Wie sehr das mit der anderen Platte nach hinten losgehen kann, bewies Felix Magath mit seinem natürlich ü-ber-hau-pt nicht als Bayern-Verhöhnung gedachten Torwarttausch in der Schlussminute. Das war ja schlicht die reine Menschlichkeit. Eine schon lange vorher abgesprochene nette Geste an den armen Andre, der stets so tapfer auf der Bank ausharrt und dabei stets so brav die Klappe hält. Blöd nur, dass der nette Andre ausgerechnet jetzt mal nicht die Klappe hielt - und prompt herausposaunte, wie sehr ihn diese Einwechslung doch überrascht habe. Zur Strafe hechelt er seit Sonntagmorgen, fünf Uhr früh, den Wolfsburger Treppenberg rauf und runter. Recht so!
10. Sensationshascherei: Wobei die Leistung der Wolfsburger hier nicht unter den Teppich gekehrt werden soll. Das Tor von Grafite zum Beispiel, das war ja ganz okay. Erinnerte an Jay-Jay Okocha anno 1993 zu Karlsruhe, als der völlig ausgeflippte Jörg Dahlmann geifernd ins Mikro sabberte: "Liebe Zuschauer! Die Zeit für meinen Bericht ist zwar abgelaufen, aber egal. Ich zeig Ihnen dieses Tor jetzt noch hundertmal. Sollen sie mich rausschmeißen deswegen." Die übliche Sensationshascherei der Privaten eben. Mit der Alternativen Liste natürlich nicht zu machen. Feines Tor, kein Zweifel. Aber 1.) zählen Tore gegen das magische Dreieck höchstens die Hälfte, und 2.) macht der Kollege Gaber im SPOX-Redaktionskick jede Woche mindestens zwei davon. Und das gegen richtige Abwehrspieler. Also, Grafite, mal schön auf dem Teppich bleiben jetzt.
11. Last und ausdrücklich auch least: Der Kuranyi der Woche. Der geht nämlich an: Kevin Kuranyi. Und zwar ausdrücklich nicht, weil sein Tor jetzt so wahnsinnig schön oder wichtig gewesen wäre - das Ding hätte ja sogar Grafites Oma mit Rollator gemacht - sondern einzig und allein, um quasi auf den letzten Drücker noch schnell all jene User abzugrätschen, die hier immer gleich völlig en Rage sind, wenn die Alternative Liste mal ohne ihren Kevin daherkommt. Hier ist er nun. Und jetzt kommt Ihr.
Der 26. Spieltag im Überblick