Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will enger mit anderen Profiligen in Deutschland kooperieren. Durch diese Zusammenarbeit und einen verstärkten Meinungsaustausch soll auf die besondere Rolle des Sports hingewiesen werden.
"Wir wollen den Dialog mit der Politik intensivieren. Wir möchten aber auch auf Profiligen anderer Sportarten in Deutschland zugehen. Dort gibt es zum Teil ähnliche Problemstellungen. Von daher macht es Sinn, sich auszutauschen. Es könnte durchaus förderlich sein, möglicherweise gemeinsam den politischen Dialog zu forcieren und die Akteure von der gesellschaftlichen und damit zwangsläufig auch wirtschaftlichen Sonderrolle des Sports zu überzeugen", sagte Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, im Interview.
Kooperation mit DEL, BBL und HBL
Bei den anderen deutschen Profiligen handelt es sich in erster Linie um die Deutsche Eishockey Liga (DEL), die Basketball Bundesliga (BBL) und die Deutsche Handball-Liga (HBL).
Trotz der herrschenden Wirtschaftskrise sieht Seifert den Fußball-Ligaverband gut aufgestellt, um sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen: "Krisenzeiten sind immer Zeiten für Marktführer. Und sowohl der Medieninhalt als auch die Marke Bundesliga sind stärker denn je. Die Krise schlägt bei uns nicht so durch wie in anderen Branchen."
Seifert ist der festen Überzeugung, dass die Liga "in absehbarer Zeit" wieder internationale Erfolge und Stars haben werde. "Die Bundesliga investiert pro Jahr 70 Millionen Euro, um über 5000 Nachwuchsspieler optimal auszubilden. Es kann nicht sein, dass sich darunter keine Stars verbergen", sagte er.
Bald mehr Stars in der Bundesliga
Auch für ausländische Stars werde die Bundesliga immer interessanter. "Es gibt in Europa vielleicht zehn Vereine, die für die wenigen Top-Stars interessant sind. Aber dann kommen schon acht Bundesligisten, die sich vor keinem zu verstecken brauchen. Ich glaube daher fest, wir auch wieder international guten Zeiten zugehen werden", sagte der 40-Jährige im Gespräch.
Zwar haben die Bundesligisten derzeit Mühe, mit den Top-Klubs der englischen Premier League und spanischen Primera Division in internationalen Wettbewerben mitzuhalten, allerdings sind viele Klubs im Fußball-Mutterland, aber auch in Spanien hochverschuldet.
Klare Stellung zur 50+1-Regel
Seifert: "In Deutschland hätte die halbe spanische Liga keine Lizenz bekommen. Wie sehen die Stadien in Italien aus? Und selbst Engländer geben inzwischen zu, dass die Bundesliga die einzige ist, die profitabel arbeitet. Ich setze große Hoffnungen auf UEFA-Präsident Michel Platini. Wenn der es schafft, für den Zugang zu den immer prestigeträchtigeren und lukrativeren europäischen Wettbewerben halbwegs einheitliche Zulassungskritierien zu schaffen - die nationalen Unterschiede in der Steuergesetzgebung wird auch die UEFA nicht ändern können - ist ein großer Schritt getan."
Klar Stellung bezog Seifert auch zur Forderung von Hannovers Vereins-Chef Martin Kind, der die 50+1-Regelung kippen will, um verstärkt Investoren für einen Einstieg bei den Klubs zu gewinnen. "Ich halte die Diskussion im Ansatz für falsch. Richtig muss die Frage lauten: Wie führe ich seriöses Kapital in die Liga?", äußerte Seifert.
Glaubwürdigkeit hat höchste Priorität
Finanzspritzen dürften sich nicht negativ auf den Wettbewerb auswirken und gleichzeitig müsse die Begeisterung der Fans, der Medien und der Sponsoren für den Fußball erhalten bleiben.
"Ich kann nicht von vornherein arabisches Kapital verdammen, wenn es bei Porsche bis vor kurzem als Heilsbringer erwartet wurde. Andererseits muss unter allen Umständen die Glaubwürdigkeit des Fußballs erhalten bleiben", sagte der DFL-Boss.
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der KarstadtQuelle New Media AG machte deutlich, dass der Fokus in Deutschland ausschließlich auf dem Fußball liege.
"Das Umfeld des Fußballs wird angesichts neuer Technologien, juristischer Vorgaben und politischer Vorgaben immer komplexer. Dem versuchen wir, mit Professionalisierung und Spezialisierung - auch in Tochtergesellschaften - gerecht zu werden. Das alles sind Aktivitäten, die dazu dienen, den Fußball, unseren Kern, für den Fan attraktiver zu machen. Aber die Basis von allem muss das Spiel und guter Sport bleiben. Entscheidend bleibt auf dem Platz."