"Lampard imponiert mir schon"

Von Für SPOX in Dubai: Thomas Gaber
Bastian Schweinsteiger stand in dieser Saison in jedem Bundesliga-Spiel in der Startelf
© Getty

Der FC Bayern München erlebte eine durchwachsene Vorrunde. Bastian Schweinsteiger war unter Louis van Gaal allerdings immer unumstritten. Im SPOX-Interview spricht der 25-Jährige über Diskussionen mit van Gaal, seine Zukunft und Taschengeld von Uli Hoeneß. Außerdem verrät Schweinsteiger, was er sich von Jens Jeremies abgeschaut hat und warum ihm Frank Lampard imponiert.

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SPOX: Bastian Schweinsteiger, Uli Hoeneß ist am Dienstag 58 Jahre alt geworden. Vermissen Sie ihn hier in Dubai?

Bastian Schweinsteiger: Es ist schon ungewöhnlich. Uli Hoeneß sieht man normalerweise den ganzen Tag im Trainingslager. Morgens, mittags, abends. Aber im Leben gibt es eben auch Veränderungen.

SPOX: Zum Beispiel, dass der Manager jetzt Präsident heißt.

Schweinsteiger: Manchmal rutscht mir noch der Manager raus, wenn ich mit ihm spreche. Aber damit kann der Präsident ganz gut leben.

SPOX: Sie sind seit 1998 im Verein. Wie ist Ihr Verhältnis zu Uli Hoeneß?

Schweinsteiger: Sehr gut. Uli Hoeneß achtet sehr darauf, dass es den Spielern des FC Bayern nicht nur sportlich gut geht. Er hat immer ein offenes Ohr. Uli Hoeneß hat enorme Erfolge vorzuweisen. Aber seine menschliche Seite hat mich immer mehr fasziniert. Ich habe sehr früh mitbekommen, wie Uli Hoeneß tickt.

SPOX: Erzählen Sie.

Schweinsteiger: Als ich im Jugendinternat gewohnt habe, wurde ich mit den anderen Jungs gebeten, den Schnee vom Trainingsplatz der Profis wegzuschaufeln. Für uns war es Ehrensache, das zu tun. Irgendwann kam Uli Hoeneß und hat selbst Hand angelegt. Ohne Winterjacke. Später hat er uns in sein Büro gerufen und uns Taschengeld gegeben.

SPOX: Neben Hoeneß fehlen auch ein paar Spieler in Dubai. Unabhängig von der Qualität von Ottl, Toni, Breno und Baumjohann - kommt der Mannschaft der kleinere Kader entgegen?

Schweinsteiger: Ja. Mit 23 Spielern zu trainieren, ist angenehmer als mit 28. Wir haben ja noch drei Spieler aus der zweiten Mannschaft dabei. Das ist der richtige Weg. Mir gefällt es, wenn die Jungs bei uns reinschnuppern können. Nur so können sie sich weiterentwickeln. Auf der anderen Seite tut es mir besonders für Andreas Ottl leid. Er hat immer Gas gegeben im Training und wenn er gespielt hat, hat er auch seine Klasse unter Beweis gestellt. Und er hat einen super Charakter. Wir brauchen keine Spieler, die über die Medien schlechte Stimmung verbreiten, wenn sie nicht spielen. Andi Ottl ist genau das Gegenteil davon.

SPOX: Ist das ein generelles Merkmal des FC Bayern in dieser Saison? Es gab wenig Stunk in der Öffentlichkeit.

Schweinsteiger: Jeder Spieler hat sein eigenes Ego und ist für sich selbst verantwortlich. Mir gefällt es nicht, wenn Spieler durch Äußerungen zusätzlich für Unruhe sorgen. Das ist unnötig, gerade dann, wenn man mal ein paar Spiele nicht gewonnen hat. Intern darf jeder sagen, was er will. In der Kabine fallen viele kritische Töne. Das brauchen wir auch.

SPOX: Fallen auch kritische Töne in Richtung Trainer?

Schweinsteiger: Jeder Spieler versucht, sich einzubringen. Wir diskutieren mit dem Trainer auch über taktische Dinge. Es kommt vor, dass er seine Vorstellungen dann zurückzieht. Spieler und Trainer haben viel Vertrauen zueinander.

SPOX: Gab es dennoch Anpassungsprobleme?

Schweinsteiger: Ja, aber das ist normal. Darüber haben wir auch gesprochen. Van Gaal will nichts anderes, als Vertrauen zu seinen Spielern aufzubauen. Er hat eben seine eigenen Methoden und wirkt nach außen hin vielleicht streng. Aber damit kommen wir mittlerweile sehr gut zurecht. Der Trainer ist seit 40 Jahren im Geschäft und ist in allen Bereichen erstklassig. Mir gefällt seine Philosophie und seine Ehrlichkeit.

SPOX: Van Gaal hat in der Hinrunde viel ausprobiert. Er hat oft das System geändert und viele Spieler auf verschiedenen Positionen ausprobiert. Sie haben immer gespielt. Zuletzt im zentralen Mittelfeld.

Schweinsteiger: Wo ich mich sehr wohl fühle. Es ist eine Mischung aus 6er- und 8er-Position. Dort kann ich meine Stärken am besten zur Geltung bringen.

SPOX: Ob 4-4-2 oder 4-3-3: Sie scheinen keine Anpassungsprobleme zu haben.

Schweinsteiger: Für mich spielt es keine wesentliche Rolle, ob wir 4-4-2 oder 4-3-3 spielen. Beim 4-3-3 habe ich noch einen Mann vor mir. Ich habe bei Bayern im Mittelfeld schon überall gespielt und unter Felix Magath auch mal Linksverteidiger. Aber die Zentrale im Mittelfeld liegt mir am besten. Ich bin froh, dass der Trainer auf mich setzt.

SPOX: Erleben wir den besten Bastian Schweinsteiger, den es bis jetzt über einen längeren Zeitraum gegeben hat?

Schweinsteiger: Das weiß ich nicht, das sollen andere beurteilen. Ich habe in der Hinrunde zwar nicht immer konstant gespielt, aber doch viele gute Spiele gemacht. Viele sehen oft nur das Spektakel im Spiel. Wer macht das Tor, wem gelingt der beste Trick? Aber wenn ein Philipp Lahm hinten rechts den Ball erkämpft und umgehend einen Angriff einleitet, ist das mindestens genauso wichtig.

SPOX: Sind Sie eher ein defensiv denkender Spieler?

Schweinsteiger: Mir liegt die Defensive auf jeden Fall am Herzen. Für mich sind Kompaktheit, Ordnung und Ballsicherheit entscheidend. Ich weiß, dass wir jederzeit in der Lage sind, ein Tor zu erzielen. Wenn dann auch noch die Ordnung passt, kann wenig schiefgehen.

SPOX: Sie sind in 201 Bundesligaspielen noch nie vom Platz geflogen. Woher kommt diese Fairness?

Schweinsteiger: Ich bin zwar nicht als Innenverteidiger ausgebildet worden, aber ich weiß, wie man sich zu verhalten hat. Auf meiner Position führt man viele Zweikämpfe, aber ich versuche, immer den Ball zu spielen und den nächsten Angriff aufzubauen. Ich versuche einfach, meine offensiven und defensiven Qualitäten bestmöglich zu verbinden.

SPOX: Aber eins bleibt dabei auf der Strecke: das Toreschießen.

Schweinsteiger: Ein Tor in der Hinrunde ist für meinen Anspruch zu wenig. Ich habe allerdings in der Hinrunde viermal Aluminium getroffen. Wenn die Dinger reingegangen wären, hätte ich schon fünf Tore (lacht). In der Rückrunde werde ich auch wieder treffen. Ich versuche mich mit nach vorne einzuschalten, wann immer es geht. So wie Frank Lampard. Der findet die richtige Mischung.

SPOX: Ist Lampard Ihr Vorbild?

Schweinsteiger: Nicht unbedingt. Aber seine Art zu spielen, imponiert mir schon. Er spielt etwas offensiver als ich, da Chelsea meistens 4-3-3 spielt.

Im zweiten Teil spricht Schweini über Barca, Real und den Weg des Oliver Kahn