"Als Stürmer habe ich es sehr gut gemacht"

Von Interview: Florian Bogner
Ivica Olic gewann in der letzten Saison mit dem FC Bayern das Double
© Getty

Ivica Olic war sowohl eine der Entdeckungen der letzten Saison beim FC Bayern als auch einer der Garanten für die erfolgreiche Spielzeit des Rekordmeisters. Im Interview spricht der 30-Jährige über den Konkurrenzkampf bei den Bayern, sein schönstes Tor für den FCB, den Durcacell-Häschen-Vergleich und seine WM-Erkenntnisse.

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SPOX: Ivica Olic, auf dem Spielfeld sind Sie immer unglaublich viel unterwegs. Sind Sie dafür privat auch mal faul?

Ivica Olic: (lacht) Die Frage wird meiner Frau oft gestellt. Sie sagt dann immer: 'Zuhause läuft er nicht so viel!' Da gönne ich mir schon ab und an etwas Ruhe. Ich muss zuhause aber auch oft mit meinen Kindern im Garten Fußball spielen, also muss ich da auch laufen. Zum Glück nicht zu viel, ich muss meine Kinder ja immer gewinnen lassen.

SPOX: Ivica Olic, der Duracell-Hase. Wo an Ihrem Körper ist das Batteriefach?

Olic: Duracell-Hase - das habe ich schon ein paar Mal gelesen. Mir gefällt das, es ist kein schlechter Vergleich. Meine Batterien lade ich jetzt gerade auf, in der Vorbereitungsphase. Ich arbeite hart, damit ich auf dem Platz gute Leistungen bringen kann.

SPOX: Haben Sie mit etwas Abstand eine Erklärung parat, warum der FC Bayern ausgerechnet im Champions-League-Finale ein Leistungstief hatte?

Olic: Ich weiß nicht genau, ob der Respekt vor dem Ereignis zu groß war oder ob wir einfach zu viel nachgedacht haben. Wir haben jedenfalls nicht so gespielt, wie die Spiele zuvor. Zudem war es nur ein einzelnes Spiel - und da kann man nicht so einfach wieder zurück kommen. Wir sind in Florenz und Manchester gerade noch weitergekommen, aber gegen Inter hat es nicht mehr gereicht.

SPOX: Meinen Sie, es gibt für Sie noch mal die Chance, das Triple zu gewinnen?

Olic: (grinst) Man muss immer Hoffnung haben, oder?

SPOX: Was muss sich im Vergleich zum Vorjahr noch verbessern?

Olic: Wir haben immer noch Phasen im Spiel, in denen wir unter Druck geraten. Florenz, Manchester, Inter - das sind Beispiele. Es darf nicht mehr passieren, dass wir in einem Spiel eine halbe Stunde lang in ein Loch fallen. Daran arbeitet der Trainer.

SPOX: Hand aufs Herz: Welches Ihrer 19 Tore in der vergangenen Saison war Ihr schönstes?

Olic: Das Tor gegen Manchester United. 2:1, 92. Minute. Davon habe ich danach noch mehrfach geträumt. Das war ein unglaublich schöner Moment, der mir immer im Gedächtnis bleiben wird.

SPOX: Das Tor im Rückspiel war aber auch nicht schlecht. Ein echter Olic.

Olic: (grinst) Stimmt. Das war auch schwerer als das Tor im Hinspiel. Der Winkel war spitz, van der Sar kommt raus... Aber was das 2:1 in München so unvergleichlich gemacht hat, war diese Eruption im Stadion. Die Emotionen, die jubelnden Leute - das vergesse ich nie.

SPOX: Die WM gab's für Sie leider nur vor dem Fernseher. Hat Ihnen der Auftritt der Kollegen gefallen?

Olic: Ganz ehrlich: Mich hat die deutsche Mannschaft sehr überrascht. Sie hat den besten Fußball der WM gezeigt. Holland hat vielleicht nicht ganz so attraktiv gespielt, war dafür aber ungemein effektiv. Dass diese beiden Teams zusammen elf Spieler von Bayern München dabei hatten, hat mich sehr stolz gemacht.

SPOX: Spanien war aber noch eine Spur besser.

Olic: Sie haben in der Vorrunde vielleicht nicht so gut gespielt, aber im Halbfinale und im Finale waren sie sehr gut. Das zeichnet eine gute Mannschaft aus - im entscheidenden Moment voll da zu sein.

SPOX: Was sagen Sie zur Leistung von Thomas Müller?

Olic: Ich habe schon Leute gehört, die gesagt haben, sie hätten das erwartet. Aber das, was er gezeigt hat, war wirklich nicht zu erwarten. Er hat fast als einziger Angreifer bei der WM seine gute Form bestätigt - und das im ersten Profijahr. Sehr stark.

SPOX: In der Torjägerliste der WM waren Müller, Forlan, Sneijder und Villa vorne. Alles keine klassischen Stoßstürmer.

Olic: Rooney und Torres haben kein Tor gemacht, Ronaldo und Drogba auch nur eins. Es war bestimmt nicht die WM der Stürmer, da gebe ich Ihnen recht.

SPOX: Dadurch, dass viele Teams nur noch mit einem Stürmer spielen, ist es aber auch schwieriger geworden, sich vorne durchzusetzen.

Olic: Klar, die Innenverteidiger konzentrieren sich meist auf einen Stürmer, sehen dann aber vielleicht nicht den, der nachrückt. Früher wollte man immer einen großen Stürmer vorne im Sechzehner haben, der Flanken verwerten kann. Das Spiel der Stürmer hat sich verändert, ist aber auch abhängig von der Qualität der anderen Spieler. Man kann nicht mit so jemandem vorne drin spielen, wenn man wie wir Robben und Ribery auf den Außen hat, die selbst zum Tor ziehen.

SPOX: Miroslav Klose setzt sich vor der Saison gerne eine konkrete Tormarke, die er erreichen will. Sie auch?

Olic: Ich habe letzte Saison in allen drei Wettbewerben 19 Tore gemacht, das ist eine gute Bilanz. In Hamburg habe ich es geschafft, 20 Tore zu machen. Bei Bayern hatte ich jetzt eins zu wenig. Wenn ich gesund bleibe, dann schaffe ich diese Marke dieses Jahr wieder. Das ist mein Ziel.

SPOX: Was viele nicht wissen: Sie sind mit fast jedem Verein, bei dem sie gespielt haben, Meister geworden.

Olic: Stimmt, nur Hamburg fehlt mir, aber mit dem HSV stand ich immerhin in zwei Halbfinals. Aber dafür bin ich jetzt bei Bayern - um Titel zu gewinnen. Zwei sind es schon und ich habe noch Zeit, um noch mehr zu gewinnen.

SPOX: Van Gaal bevorzugt das 4-4-1-1-System. Wo spielen Sie darin am liebsten?

Olic: Ich habe letzte Saison zum Ende immer ganz vorne gespielt und das sehr gut gemacht. Mit Ribery und Robben auf der Seite und Thomas (Müller, Anm. d. Red.) hinter mir, habe ich meine besten Spiele und die meisten Tore gemacht. Wenn der Trainer aber sagt, ich solle links spielen oder hinter der Sturmspitze, dann versuche ich auch da mein Möglichstes.

SPOX: Einfacher wird's wohl nicht: Mit Toni Kroos hat die Offensive noch mehr Zuwachs bekommen.

Olic: Aber bei Bayern gab es im Sturm doch immer schon große Konkurrenz. Für mich war das letzte Jahr viel schwerer - jetzt weiß der Trainer ja schon, was ich kann. Letzte Saison musste ich ihn erst überzeugen. Ich habe keine Angst. Und wenn ich mal auf der Bank sitzen sollte, ist das natürlich schade, aber ich weiß, dass ich wieder eine Chance bekommen werde und die dann nutzen muss. Es gibt viele Stürmer, aber spielen kann nur einer.

SPOX: Und über die Saison hinaus?

Olic: Ich kann mich im Moment nicht beklagen. Wenn ich irgendwann nicht mehr spielen sollte, dann vielleicht, aber momentan bin ich hier sehr zufrieden. Ich will jetzt erstmal meine guten Leistungen aus der letzten Saison bestätigen, mich optimal auf die Saison vorbereiten. Alles andere kommt später.

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