SPOX: Kennen Sie eigentlich Carlos Valderrama?
Dante: (lacht) Klar, das war ein sehr guter Spieler früher.
SPOX: Jaja, ist schon klar. Es geht aber um die Frisur.
Dante: Das hatte ich mir schon fast gedacht. Eine gewisse Ähnlichkeit ist sicher nicht abzustreiten, aber er war frisurentechnisch kein Vorbild für mich. Ich hatte für meinen Style kein Vorbild, das habe ich einfach so gemacht, weil es mir gefällt. Und bevor Sie fragen: Ich habe keinen Friseur, den brauche ich dafür gar nicht.
SPOX: Sie haben in Gladbach längst Kultstatus. Was denken Sie, wenn Sie im Borussia-Park die ganzen Fans sehen, die mit Dante-Perücken zum Spiel kommen?
Dante: Das ist einfach großartig. So viele Dantes (lacht). Es gibt für einen Spieler nichts Schöneres, als wenn die Fans durch solche Aktionen zeigen, dass sie einen gerne haben. Es macht mich auch stolz. Aber genauso toll ist es, wenn Fans mit meinem Trikot herumlaufen.
SPOX: Ihre Frisur ist die eine Sache, aber Sie haben auch eine Vorliebe für Tattoos.
Dante: Das stimmt. Meinem Onkel gehört sogar ein Tattoo-Studio, meine Tochter Sophia habe ich als "Geschenk Gottes" auf meinem Unterarm verewigt. Für ein neues Tattoo habe ich aber noch keine Pläne geschmiedet, mal schauen, was mir so einfällt.
SPOX: Ihre Familie scheint sehr glücklich in Gladbach, richtig?
Dante: Ja, wir fühlen uns wirklich sehr wohl. Ich bin im Moment rundherum zufrieden. Abseits vom Fußball ist mein einziger Traum, dass meine Familie so glücklich und gesund bleibt, wie es jetzt ist. Wenn ich meiner Familie ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann, bin ich happy.
SPOX: Und wie sehen die Träume aus, was den Fußball angeht?
Dante: Ich will natürlich in erster Linie auf die internationale Bühne. Das fehlt mir. Ich will nicht immer nur samstags Bundesliga spielen, ich will englische Wochen haben. Im Europapokal ist es noch einmal eine ganz spezielle Atmosphäre - die möchte ich gerne erleben. So schnell wie möglich.
SPOX: In Gladbach dürfte das schwierig werden - zumindest in der kommenden Saison. Was macht Ihnen trotzdem Mut?
Dante: Ich weiß auch, dass es schwierig sein wird. Es gibt Mannschaften, die besser sind als wir, keine Frage. In dieser Saison sollten wir noch nicht vom Europacup sprechen, aber ich denke, dass wir in Gladbach auf einem guten Weg sind, der uns in den nächsten Jahren ins europäische Geschäft führen kann. Wir wollen nicht auf Dauer im Mittelfeld stecken bleiben.
SPOX-Saisonvorschau zu Borussia Mönchengladbach
SPOX: Dennoch wäre ein Wechsel zu einem absoluten Top-Klub der einfachere Weg gewesen, um Ihr Ziel zu erreichen. Hamburg soll zum Beispiel an Ihnen interessiert gewesen sein, bevor Sie Ihren Vertrag bis 2014 verlängert haben.
Dante: Aber darum genau geht es ja. Ich will nicht zu einem anderen Klub gehen, ich will die Vision von Europa mit Gladbach realisieren. Und wenn ich nicht daran glauben würde, dass das möglich ist, hätte ich meinen Vertrag auch nicht verlängert. Ich bin überzeugt davon, dass es sehr realistisch ist, dass wir in zwei Jahren einen Europapokal-Platz angreifen können. Ich bin ein Mensch, der sich immer sehr hohe Ziele setzt. Mit viel harter und kontinuierlicher Arbeit können wir es schaffen.
SPOX: Wie schätzen Sie die Chancen ein, was die kommende Saison betrifft?
Dante: Ich kann nicht sagen, wo wir landen werden, aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass wir besser sind als in der vergangenen Saison. Mit Igor de Camargo und Anderson, der in der zweiten Liga einer der besten Abwehrspieler war, haben wir einen Qualitätssprung gemacht. Wir haben eine sehr anstrengende aber auch gute Vorbereitung hinter uns - ich hoffe, dass wir jetzt einen guten Start erwischen.
SPOX: In der letzten Saison kassierte die Borussia 60 Gegentore. Nur die Abwehrreihen von Hannover und Absteiger Bochum waren noch schlechter. Wie wollen Sie das Problem in der Defensive lösen?
Dante: Ich bekomme diese Frage sehr häufig gestellt. Meiner Meinung nach bekommt nicht die Abwehr die Tore, sondern die gesamte Mannschaft. Das Abwehrverhalten muss insgesamt besser werden, dann bekommen wir auch weniger Gegentore. Jeder Mannschaftsteil ist da gefordert.
SPOX: Einige Stimmen im Umfeld haben auch gefordert, dass Gladbach mal einen richtigen Kracher verpflichten müsste. Jemanden wie Michael Ballack. Hoffen Sie darauf, dass der Verein einen solchen Transfer in Zukunft stemmen kann?
Dante: Ich kann dazu ehrlich gesagt nicht so viel sagen. Mit großen Spielern in einer Mannschaft zu spielen, macht immer Spaß. Das ist doch ganz klar. Aber wir haben im Klub Leute, die sich damit besser auskennen als ich. Transfers gehören nicht in mein Aufgabengebiet, daraus halte ich mich raus.
SPOX: Ballack ist nicht gekommen, aber dafür Igor de Camargo. Er hat eine ähnliche Geschichte wie Sie - in Brasilien geboren, in Belgien gespielt und jetzt nach Deutschland gewechselt. Hat er das Potenzial, ein neuer Bundesliga-Star zu werden?
Dante: Das denke ich schon. Igor hat unglaublich viel Qualität, das steht fest. Mir gefällt seine Spielweise sehr, vor allem weil er überhaupt kein egoistischer Spieler ist. Dennoch dürfen wir nicht zu viel erwarten und müssen Geduld mit ihm haben. Das erste Jahr ist immer schwierig. Aber grundsätzlich hat er das Zeug dazu, um sich in Deutschland durchzusetzen.
SPOX: De Camargo spielt bereits für die belgische Nationalmannschaft. Bei Ihnen gibt es auch Überlegungen. Wie ist der aktuelle Stand?
Dante: Das ist auch ein Traum von mir. Eigentlich war es als kleiner Junge mein Traum, in der Selecao zu spielen, aber es ist sehr schwer, dort hineinzukommen. Wenn ich in Belgien die Chance hätte, für die Nationalmannschaft aufzulaufen, würde ich nicht nein sagen. Die Sache gestaltet sich nur leider sehr kompliziert wegen der Regularien. Vielleicht klärt sich das aber in den kommenden Monaten. Die Borussia steht so oder so für mich an erster Stelle.
SPOX: Wenn Sie für Belgien spielen würden, könnten Sie in der EM-Qualifikation gegen Deutschland antreten.
Dante: (lacht) Ein großes Match gegen Deutschland. Das wäre natürlich eine feine Sache.
SPOX: Im DFB-Team hieß die Innenverteidigung bei der WM Mertesacker/Friedrich. Das Weltmeister-Innenverteidiger-Duo der Spanier hieß Puyol/Pique. Wer ist denn Ihrer Meinung nach der beste Abwehrspieler der Welt?
Dante: Für mich ist das Lucio. Ihn mag ich am liebsten. Er ist technisch stark, immer sehr aggressiv und sehr gefährlich nach vorne, wenn er den Ball am Fuß hat. Wenn ich mich für einen Abwehrspieler entscheiden muss, nehme ich Lucio. Er ist perfekt.
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