SPOX-Kommentar von Thomas Gaber
Kommentar Uli Hoeneß hat sein Schweige-Gelübde erneut gebrochen. Fragen zur sportlichen Situation seines FC Bayern ging der Präsident in den letzten Monaten bewusst aus dem Weg, ehe er nach dem 0:2 in Dortmund erstmals loslederte. Die gruselige Leistung in der zweiten Halbzeit nahm Hoeneß zum Anlass, den Spielern ins Gewissen zu reden. Am Sonntagabend brach der Vulkan dann so richtig aus. Biestig, fast schon brachial fuhr Hoeneß volle Breitseite gegen Cheftrainer Louis van Gaal.Er warf dem Niederländer öffentlich mangelndes Kommunikationstalent, fehlerhafte Menschenführung, Engstirnigkeit und Beratungsresistenz vor. Ein Frustabbau zur Unzeit. Nach einem schwachen Saisonstart mit teilweise katastrophalen Leistungen waren die Bayern gerade wieder in die Spur gekommen. Van Gaals Vertrag wurde inmitten der rauhen Tage Ende September als Zeichen des uneingeschränkten Vertrauens um ein Jahr verlängert. Und Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge hatte die Arbeit des Trainers unlängst gelobt.
Hoeneß von van Gaal überzeugt
Hoeneß hat am Sonntagabend in Eigenregie gehandelt. Ein von langer Hand geplanter Alleingang. Der TV-Termin wurde Anfang Oktober vereinbart. Hoeneß hat sich über die eigens festgelegten Regeln hinweggesetzt. Öffentliche Kritik an handelnden Personen des FC Bayern ist seit Philipp Lahms Zeitungsinterview aus dem November 2009 ein Kündigungsgrund. Hoeneß hätte Lahm damals am liebsten durch den Fleischwolf gedreht.
Am Sonntag sprach Hoeneß von in sechs Monaten aufgestautem Frust. Vor einem halben Jahr war der FC Bayern drauf und dran, das historische Triple zu holen. Hoeneß ist von van Gaals fachlichen Qualitäten voll überzeugt, doch die teils selbstverliebte Art des Trainers ist ihm offensichtlich schon lange ein Dorn im Auge.Hoeneß ist auch ohne das tägliche Geschäft als Manager immer noch viel zu viel FC Bayern, als dass er es dulden würde, wenn jemand sein Wohnzimmer verwüstet.
Mit seiner kalkulierten Verbalattacke fordert er van Gaal heraus. Bewusst nimmt er dessen Rücktritt in Kauf. Niemand könnte es van Gaal übelnehmen, wenn er nach dieser öffentlichen Bloßstellung hinschmeißt.
Van Gaals etwas eigenwillige Methoden sind nicht jedermanns Sache, aber dem Trainer monatelang vorzugaukeln, er leiste exzellente Arbeit, um ihn irgendwann von hinten zu erschießen, ist schlechter Stil. Vieles erinnert an Hoeneß' Abrechnung mit Jürgen Klinsmann nach dessen Entlassung. Diesmal greift Hoeneß früher ein. Ein äußerst zweifelhafter Schachzug.
Das sagen die SPOX-User
elbonito: "Typischer Fall von Hoeneß lenkt die Medien! Der macht ein Fass auf, damit die Medien sich auf ihn und van Gaal konzentrieren und damit die Spieler in Ruhe gelasen werden. Van Gaal hat ein breites Kreuz, der kann mit sowas leben."
Tollioli: "Und recht hat er! Erst lässt van Gaal keine Gelegenheit aus Tymo, Gomez und Co. als Spieler hinzustellen, die er nicht geholt hat und auch nicht haben will - und jetzt müssen sie für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen. Einmal auf Tisch hauen, sich wieder zusammenraffen und stärker zurückkehren als vorher!"
Quiba: "Vor ein paar Wochen noch den Vertrag verlängert und jetzt soll plötzlich das Verhältnis zum Trainer in Trümmern liegen? Ich bitte euch. Das war in meinen Augen alles nur eine großartige Show um die Aufmerksamkeit von den Medien auf Hoeneß und van Gaal zu lenken."
bluesmaker: "Puh... harter Tobak.... also ehrlich gesagt, macht mich das ein wenig traurig. Ich halte van Gaal für einen sehr guten Trainer, aber ich weiß auch, dass Uli Recht hat (wie fast immer). Nur ist der Zeitpunkt schon sehr verwunderlich."