Kein Tag ohne Schlagzeilen vom HSV. Am Dienstag berichtet das "Hamburger Abendblatt" von einem Schuldenberg der Hamburger in Höhe von über 20 Millionen Euro. Das gehe aus "internen Akten" hervor, in welche die Redaktion Einsicht nehmen konnte.
Hauptgrund für die Verbindlichkeiten sind demnach offene Ratenzahlungen aus verschiedenen Transfers der letzten Jahre.
HSV zahlt noch für Labbadia
In der laufenden Saison müssen die Hamburger noch 2,6 Millionen Euro zurückzahlen, im nächsten Jahr 14 Millionen und in der Zeit danach weitere 6 Millionen Euro. Abgezogen sind in dieser Rechnung bereits die 2,3 Millionen Euro, die der HSV in dieser Saison seinerseits noch als Raten (vor allem aus dem Verkauf von Thiago Neves einnehmen) wird.
Neben Berater-Honoraren von mehr als 4 Millionen Euro und hohen ausstehenden Raten für Spieler wie David Rozehnal und Marcus Berg (Rate in der kommenden Saison: 3,8 Millionen Euro, offenes Berater-Honorar: 480.000 Euro), nennt das "Abendblatt" die "Kuriosität" einer offenen Rate für Ex-Coach Bruno Labbadia. Der HSV muss demnach noch 500.000 Euro an Bayer Leverkusen überweisen, wo der Trainer 2009 für insgesamt 1,5 Millionen Euro losgeeist wurde.
Schlechte PR für Boss Hoffmann
Es passt wohl in die aktuelle Wahlkampfatmosphäre in Hamburg, dass das entsprechende Dokument ausgerechnet zwei Wochen vor der Aufsichtsratswahl an die Öffentlichkeit gelangt. Immerhin wird es dort indirekt auch um die weitere Zukunft von Vorstandschef Bernd Hoffmann gehen, dessen Vertrag am 31. Dezember 2011 ausläuft. Seine Befürworter argumentieren nicht zuletzt mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des HSV in der Amtsperiode des 47-Jährigen.
Auch wenn Ratenmodelle bei Transfers in der Bundesliga eine gängige Geschäftspraxis sind, ist die Zahl von 20 Millionen Euro Schulden wohl Wasser auf den Mühlen seiner Kritiker.
Hoffmann: Kein Grund zur Sorge
Hoffmann selbst reagierte inzwischen auf die Veröffentlichung der internen Akten und hielt dagegen.
"Der aktuelle Planungsstand für die kommende Saison ist nun wirklich nicht besorgniserregend. Das ist ganz normales Bundesligageschäft. Wie in den vergangenen Jahren auch, ist es die Aufgabe des Managements, den Etat bis zur kommenden Saison ausgewogen zu gestalten", so Hoffmann.
Aus seiner Sicht sei es sogar "beachtlich, dass ein solch hochwertiger Kader bereits so weit abbezahlt ist." Und auch für die Zukunft macht sich Hoffmann keine Sorgen: "Wir werden auf der Basis gewohnter wirtschaftlicher Solidität die notwendigen sportlichen Entscheidungen treffen, um uns für die nächsten Jahre richtig aufzustellen."
Auch wenn die Zahlen bei Licht betrachtet tatsächlich keine akute Bedrohung für die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des HSV bedeuten, muss sich der HSV wohl mittelfristig wieder für den europäischen Wettbewerb qualifizieren, um sich den kostspieligen Kader weiterhin leisten zu können.