Stale Solbakken ist ein höflicher Mensch. "Wenn ich zurückkomme, werde ich Deutsch sprechen", versprach der Norweger bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des 1. FC Köln und entschuldigte sich dafür, dass der erste Auftritt am Geißbockheim in Englisch über die Bühne gehen musste.
"Am Donnerstag beginne ich mit dem Lernen. Im Juli oder August werden Sie mich in Ihrer Sprache verstehen", sagte der 43-jährige Norweger am Dienstag.
Sympathisch und offen präsentierte sich der Hoffnungsträger, der in Köln nach den schwierigen letzten Jahren für eine ruhige Saison ohne Abstiegssorgen sorgen soll. Die Entscheidung für den Wechsel zum Bundesliga-Klub sei ihm leicht gefallen.
"Es ist eine große Herausforderung, es gab keinen Grund zu zögern", sagte der charismatische Glatzkopf: "Köln ist ein Traditionsklub mit viel Potenzial. Ich bin stolz darauf, dass man sich für mich entschieden hat."
Keine konkreten Ziele für neue Saison
Konkrete Ziele für die kommende Saison wollte Solbakken noch nicht formulieren, vorher sei noch "sehr viel harte Arbeit" zu verrichten. Erst einmal müsse er Klub und Spieler richtig kennenlernen. Zumindest die letzten Spiele hat er sich schon auf DVD angesehen.
Auch zu seiner Philosophie hielt sich der ehemalige Nationalspieler bedeckt. "Es ist wichtig, eine Spielidee zu entwickeln. Es bringt aber nichts, attraktiven Fußball zu spielen, wenn man keine Punkte holt."
Rückkehr zu alter Stärke
Solbakken ist fest davon überzeugt, dass der FC nach vielen enttäuschenden Jahren unter seiner Führung zu alter Stärke zurückfinden kann. "Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Ich glaube, wir können die Statistik aufbessern."
Die Fans werden es gerne hören, auch die Erfolge in seiner bisherigen Trainerlaufbahn sorgen rund um den FC für neuen Mut. In den vergangenen sechs Jahren hat Solbakken mit dem dänischen Spitzenklub FC Kopenhagen fünfmal den Meistertitel geholt, zweimal schaffte es der FCK in die Champions League.
Köln statt norwegischer Nationaltrainer
Nach seinem beschlossenen Abschied aus Dänemark sollte Solbakken eigentlich ab dem 1. Januar 2012 die norwegische Nationalmannschaft übernehmen, gegen eine Ablösesumme konnte er aber aus seinem Vertrag aussteigen. Solbakken ist fest davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. "Ich bin glücklich. Aber es ist natürlich schwer, seinem Land abzusagen."
Erst durch einen Schicksalsschlag, der seine Profikarriere vor zehn Jahren abrupt beendet hatte, war Solbakken überhaupt zum Trainer geworden. Mit einem Herzstillstand war der damals 33-Jährige auf dem Trainingsplatz zusammengebrochen und acht Minuten lang klinisch tot, ehe ihn ein Notarzt ins Leben zurückholte.
Heute ist ein Herzschrittmacher alles, was ihn körperlich noch mit dem Vorfall verbindet. Für Solbakken ist das alles kein Thema. "Ich bin in Form, wir können einen Lauftest machen", antwortete Solbakken auf die Frage nach seiner Gesundheit. "Ich habe keine Probleme, Sie können ganz entspannt sein."
"Die Stadt ist schön, mit viel Grün"
Solbakken ist guter Dinge, dass er sich schnell in Köln zurechtfinden wird. "Die Stadt ist schön, mit viel Grün", findet der Skandinavier. Außerdem habe ihm Sportdirektor Volker Finke ja schon mitgeteilt, dass "die Presse nett ist", sagte Solbakken mit einem Augenzwinkern.
Auf das schwierige Kölner Medienpflaster ist Solbakken also vorbereitet, seine Sprachkenntnisse reichen schon jetzt, um sich davon einen Eindruck zu verschaffen.
Der Norweger hatte Deutsch in der Schule als Wahlfach, ab dieser Woche frischt er das Gelernte wieder auf. "Ich habe die Grundlagen und kann Ihre Zeitungen lesen", so Solbakken. Wer will, kann das als Warnung verstehen.
Stale Solbakken im Steckbrief